Ferienprogramm Hammelburg: Bunter Dschungel im Spielplatz

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Die elfjährige Johanna (ganz vorne) ist eine von neun Jugendlichen, die im Rahmen des Ferienprogramms mit Sprühdosen eine Wand des Spielplatzes in der Tilsiter Straße gestaltet haben. Angeleitet haben die Aktion der Meininger Künstler Thorsten Grü...
Die elfjährige Johanna (ganz vorne) ist eine von neun Jugendlichen, die im Rahmen des Ferienprogramms mit Sprühdosen eine Wand des Spielplatzes in der Tilsiter Straße gestaltet haben ...
Die elfjährige Johanna (ganz vorne) ist eine von neun Jugendlichen, die im Rahmen des Ferienprogramms mit Sprühdosen eine Wand des Spielplatzes in der Tilsiter Straße gestaltet haben. Angeleitet haben die Aktion der Meininger Künstler Thorsten Grü...
Ralf Ruppert
Für Details wie dem Logo der Stadt Hammelburg oder des Kreisjugendrings greift selbst Künstler Thorsten Grützmann zum Pinsel. Foto: Ralf Ruppert
Für Details wie dem Logo der Stadt Hammelburg oder des Kreisjugendrings greift selbst Künstler Thorsten Grützmann zum Pinsel. Foto: Ralf Ruppert
 

Drei Tage lang haben Jugendliche eine Wand in der Tilsiter Straße gestaltet. Das ist eine von 42 Aktionen des aktuellen Ferienprogramms. Die Stadtjugendarbeit freut sich über die Premiere.

Seit 1. September 2021 hat die Stadt Hammelburg eine eigene Stadtjugendarbeit: Sozialpädagogin Johanna Full (27) und Erzieherin Annalina Hofmann (23) nehmen seitdem Kontakte mit Kindern und Jugendlichen, mit Ortsbeauftragten, Schulen, Polizei und vielen weiteren Partnern auf. Für die Pfingstferien stellten sie bereits ein erstes kleineres Ferienprogramm mit 16 Punkten auf die Beine. Für die Sommerferien waren sie nun zum ersten Mal für das große Ferienprogramm zuständig. "Wir haben 42 einzelne Angebote", berichtet Annalina Hofmann. Eines der aufwendigsten war ein Graffiti-Workshop mit dem Sprayer-Profi Thorsten Grützmann aus Meiningen. Gleich in der ersten Ferienwoche besprühten elf Jugendliche die Rückwand eines Gebäudes am Spielplatz in der Tilsiter Straße.

Großer Aufwand für Vorbereitungen

"Graffitis haben mich schon immer interessiert", erzählt die elfjährige Johanna aus Untererthal. In ihrer Freizeit male sie oft, bisher meist mit Pinseln, eine Spraydose habe sie vorher nur einmal in der Hand gehabt. Auf Leinwänden habe sie sich bereits auf einer größeren Fläche ausgetobt, aber natürlich noch nie so groß wie der rund neun Meter lange Wandabschnitt auf dem Spielplatz. Auf den Workshop sei sie beim Stöbern im Ferienprogramm gestoßen, natürlich habe sie sich sofort online dafür angemeldet. Abgesehen von der Hitze gerade am Donnerstag hat ihr der Workshop auch sehr gut gefallen. "Ich dachte nicht, dass der Aufwand so groß ist", fasst sie die ganzen Arbeiten zusammen: vom Ausschneiden der Schablonen über die Planung des gesamten Bildes bis zum eigentlichen Sprühen.

Der Meininger Sprayer Thorsten Grützmann leitete die neun Jugendlichen drei Tage lang an. Wenn's knifflig wurde, legte der 37-Jährige auch selbst Hand an, etwa bei einem großen Tukan, der das Bild ziert oder bei filigranen Arbeiten in den Logos der Stadt Hammelburg oder des Kreisjugendringes. "Ich habe mit 14 angefangen zu sprühen", berichtet Grützmann. Mit 16 sei er dann einmal erwischt worden, als er einen Supermarkt illegal bemalte. Der Einsatz der Polizei und vor allem die Beseitigung seines Bildes blieben ihm bis heute eine Lehre: "Seitdem sprühe ich nur noch legal."

Zudem weist er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Workshops in Kinderheimen oder bei Ferienprogrammen immer gleich am Anfang darauf hin, dass es strafbar ist und teuer werden kann, Hauswände zu beschädigen. Umso mehr freue er sich darüber, wenn Kommunen Wände für Graffiti zur Verfügung stellen: "Je mehr Flächen frei gegeben werden, desto mehr geht das illegale Sprühen zurück", ist sich Grützmann sicher.

Die Idee für einen Graffiti-Workshop ging auf die Anregung einer Anwohnerin zurück, die Wand doch neu zu gestalten. Die Stadt habe daraufhin zunächst die Rückwand einmal komplett neu gestrichen. Danach steuerten die Kinder des Kindergartens St. Marien jede Menge Motive bei: "Es kamen Dinos, Schmetterlinge, Einhörner und eine ganze Unterwasserwelt", berichtet Annalina Hofmann. Die Stadtjugendarbeit habe die Zeichnungen an Grützmann weitergeleitet, der sich einen Hintergrund ausdachte, in den möglichst viele Vorschläge reinpassen. "Herausgekommen ist ein Dschungel-Motiv", berichtet Hofmann. Zwei Mal sechs und hitzebedingt einmal nur drei Stunden arbeiteten die elf Kinder gemeinsam mit Grützmann an dem Bild. Die Begeisterung sei groß gewesen und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich schon jetzt eine Fortsetzung im kommenden Jahr gewünscht, so Hofmann. "Ich sehe die restliche Wand schon gestaltet", hat Grützmann schon jede Menge weitere Ideen. Zudem wies er interessierte Kinder darauf hin, dass es sogar Ausbildungsmöglichkeiten für Graffiti-Kunst gibt.

Einige Angebote bereits ausgebucht

Laut Annalina Hofmann haben sich bereits mehr als 120 Kinder und Jugendliche für das Ferienprogramm eingeschrieben. Die überwiegende Mehrheit komme aus dem Stadtgebiet, manche würden mehr als zehn Termine buchen. Am besten sei das Angebot der Hammelburger Polizei angekommen: Weil zwei geplante Termine ausgebucht waren, gab es noch einen dritten Termin, der auch schon wieder voll sei.