Autobanhbrücke Thulbatal: Erster Stahltrog ist fertig

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Mario Urschlechter (von links), Markus Mayer und Hartmut Metz stehen auf dem Schalwagen, der aktuell in den Stahl-Überbau der Thulbatalbrücke eingepasst wird. Foto: Ralf Ruppert
Mario Urschlechter (von links), Markus Mayer und Hartmut Metz stehen auf dem Schalwagen, der aktuell in den Stahl-Überbau der Thulbatalbrücke eingepasst wird. Foto: Ralf Ruppert

Die 460 Meter lange Autobahnbrücke an der Anschluss-Stelle Bad Kissingen-Oberthulba wird aktuell für 102 Millionen Euro erneuert. Warum das sechs Jahre dauert und weshalb die erste Brücke an der falschen Stelle steht.

Seit September 2020 wird an den zwei Ersatzbauten für die Autobahnbrücke übers Thulbatal gearbeitet. Den Geschäftsbereich Brücken und Ingenieurbau in der zuständigen Außenstelle Würzburg der neu gegründeten Autobahn GmbH des Bundes leitet Hartmut Metz, Bauleiter der Autobahn GmbH vor Ort ist Markus Mayer.

Beide sind große Baustellen und damit auch große Zahlen gewohnt: 102 Millionen Euro kosten die beiden neuen Brücken samt aller zusätzlichen Arbeiten. Ende 2026 sollen sie befahrbar sein, Restarbeiten ziehen sich laut dem aktuellen Zeitplan bis ins Jahr 2027. Am Ende werden 665.000 Kubikmeter Erde bewegt, 37.000 Kubikmeter Beton verbaut, die beiden Stahlüberbauten wiegen 6100 Tonnen und weitere 7100 Tonnen Stahl werden für die Bewehrung des Betons benötigt.

"Die Firma ist weitgehend im Zeitplan"

"Die Firma ist weitgehend im Zeitplan", fasst Hartmut Metz den aktuellen Sachstand zusammen. Auch bei den Kosten gebe es bislang keine Hinweise auf große Abweichungen vom Plan. "Was hier verbaut wird, wurde alles bereits vor Beginn des Ukraine-Kriegs bestellt", verweist der 57-Jährige auf eine langfristige Planung der Baufirma. Bisher habe es auch noch keine Lieferprobleme gegeben. Zudem sei von Anfang an eine so genannte Stoffpreisgleitung in den Vertrag aufgenommen worden, sprich: Die Autobahn GmbH hat mögliche Teuerungen bei Rohstoffen bereits einkalkuliert.

Gehalten werden die beiden Brücken jeweils von einem Stahltrog, auf die dann Fahrbahnen betoniert sind. Ein solches System sei bereits bei der Talbrücke Heidingsfeld zum Einsatz gekommen, berichtet Metz. Für den Leiter des Geschäftsbereichs Brücken an der Dienststelle Würzburg ist es trotzdem ein neues System, weil er für die Brücke bei Würzburg im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 3 nicht zuständig war. Bei der Sinntalbrücke, die Metz betreute, liegt die Fahrbahn auf zwei geschlossenen Stahlkästen.

Der Stahltrog wurde in Einzelteilen im Werk vorgefertigt und ab Mai 2021 vor Ort zusammengeschweißt. Nach und nach entstand eine rund acht Meer breite und 460 Meter lange Konstruktion, die vom südlichen Widerlager aus nach und nach übers Thulbatal geschoben wurde. Um Verformungen zu verhindern, ging es dabei immer in einem Ruck von Pfeiler zu Pfeiler. Die Pfeiler im Thulbatal haben Abstände von bis zu 90 Metern.

Im Mai 2022 erreichte der erste Überbau das nördliche Widerlager. Die Besonderheit dabei: Die beiden Widerlager und die Pfeiler, auf denen die Brücke ruht, sind lediglich Provisorien. Sie tragen die östliche der beiden neuen Brücken neben dem aktuellen Standort der Thulbatal-Brücke. In rund einem Jahr soll der gesamte Verkehr auf diese Brücke verlegt werden. Erst dann beginnen die Arbeiten auf dem eigentlichen Baufeld. Die jetzt gebaute Brücke wird 2026 dann in ihre endgültige Lage geschoben, danach werden die jetzigen Pfeiler und die beiden Widerlager wieder abgerissen.

Die aktuelle Autobahnbrücke über das Thulbatal besteht aus einer breiten Stahl-Konstruktion, die drei Richtungsfahrbahnen in Richtung Norden und zwei in Richtung Süden aufnimmt. Die Herausforderung für die Bauingenieure: Wegen der Anschluss-Stelle Bad Kissingen-Oberthulba wenige hundert Meter nördlich der Brücke und den Radien der Fahrbahn insgesamt müssen die beiden neuen Brücken am Ende genau dort stehen, wo bereits in den 1960er Jahren gebaut wurde. Deshalb sei die Lösung mit einer Brücke auf Behelfspfeilern gewählt worden.

Verschweißt wurden die Brückenteile in einem so genannten Taktkeller, also einem tiefer liegenden Bereich südlich des südlichen Widerlagers. "Durch Einhausungen ist die Firma weitgehend unabhängig vom Wetter", berichtet Bauleiter Markus Mayer. Deshalb habe es im Winter keine Verzögerungen gegeben. Der Stahlüberbau sei überhöht eingeschoben und dann abgelassen worden. Auf den Pfeilern habe der Überbau bereits seine endgültige Höhe, in den Zwischenräumen scheint sich die Brücke noch nach oben zu wölben: "Durch die Beton-Auflast wird der Überbau dann in seine endgültige Lage gebracht", berichtet Metz. Das sei vorab alles genau berechnet worden.

Aktuell wird der Taktkeller bis auf die Höhe der künftigen Fahrbahn verfüllt. An den beiden Behelfswiderlagern stehen noch Restarbeiten an. Auf der ersten Brücke laufen derzeit die Vorbereitungen für das Betonieren der Fahrbahn: Die Firma passt einen rund 20 Meter langen Schalwagen zentimetergenau in den Stahltrog ein. Zudem hängen zu beiden Seiten des Stahltroges Schaltafeln für die Seitenkappen über. Wenn die Konstruktion erfolgreich abgenommen wurde, könne vermutlich Ende August mit dem Betonieren des ersten Abschnitts begonnen werden, berichtet Mario Urschlechter, der die Arbeiten vor Ort für die Autobahn GmbH überwacht. Vermutlich im Wochentakt wird dann der Schalwagen innerhalb des Troges leicht abgelassen und weitergefahren. Auf diese Weise würde es gut ein halbes Jahr dauern, bis die Fahrbahn fertig ist.

Die Beton-Fahrbahn schließt den Stahltrog darunter ab. Als zusätzliche Aussteifung wird neben dem üblichen Bewehrungsstahl ein so genannter Windverband mit einbetoniert: Ein Geflecht aus fünf Zentimeter dicken Stahlstangen und acht Zentimeter dicken Rohren verbindet die oberen Enden des Troges zusätzlich. Parallel zur Fertigstellung der Brücke wird die Fahrbahn zu beiden Seiten der Brücke verzogen, auf jeder Seite nur wenige hundert Meter: Auf die Brücke in der jetzigen Lage wird der Verkehr nur mit Höchsttempo 80 umgeleitet, deshalb reiche eine kurze Ausleitung gegenüber der jetzigen Fahrbahn. Auch diese wird später wieder zurückgebaut.

Auch in Zukunft wird die A 7 bei Oberthulba wegen der Steigung in Richtung Norden dreispurig geführt. Die gerade im Bau befindliche östliche Brücke ist deshalb breiter als die westliche: Rund 15 Meter Fahrbahnbreite werden ab der zweiten Jahreshälfte 2023 für den gesamten Verkehr zur Verfügung stehen. "Wir haben mehr Platz als bei sonst üblichen Verkehrsführungen", kündigt Metz an, und: "Richtig weitermachen können wir dann erst, wenn der gesamte Verkehr auf der neuen Brücke verläuft und die alte Brücke verkehrsfrei ist." Deshalb seien aktuell auf der Brücken-Baustelle auch nur rund 20 Arbeiter im Einsatz. Zum Vergleich: Im ersten Baujahr arbeiteten zum Teil bis zu 50 Leute gleichzeitig an den Widerlagern, den einzelnen Pfeilern und den Erdbewegungen.

Voraussichtlich ab Herbst 2023 werde dann die alte Brücke in Einzelteile zersägt und nach und nach ins Thulbatal abgelassen. Das sei auch der Zeitpunkt, an dem der Premium-Wanderweg Thulbataler zweitweise gesperrt werden müsse. "Wir lassen den Weg so lange wie möglich auf", verspricht Metz. Zudem werde es auch für die Zeit des Abrisses in Absprache mit der Gemeinde immer eine Alternative und entsprechende Hinweise geben.

Metz rechnet damit, dass der Abriss der Brücke samt aller Pfeiler und alter Widerlager rund ein Jahr dauert. Ab Mitte 2024 könne es dann im eigentlichen Baufeld wieder in die Höhe gehen: Zunächst würden Widerlager und Pfeiler für die westliche Brücke gebaut. Diese werde bis Mitte 2026 gleich an der endgültigen Stelle aufgebaut. Parallel würden auch die endgültigen Pfeiler für die östliche Brücke in die Höhe gezogen. Mitte 2026 soll der gesamte Verkehr dann auf die westliche Brücke gelegt werden. Die sei mit insgesamt 12 Metern Fahrbahnbreite zwar etwas schmaler, aber die Verkehrsführung dauere auch nicht so lange: Innerhalb einiger Monate werde die östliche Brücke als Ganzes von den Behelfs- auf die endgültigen Pfeiler geschoben.

Ab Ende 2026 soll dann der Verkehr ohne Einschränkungen über die beiden neuen Brücken fließen. Die Baustelle ist damit aber noch nicht abgeschlossen: Östlich der Brücke werden 2027 Behelfs-Widerleger und -Pfeiler abgerissen, auch die provisorische Brücke über die Thulba soll wieder weichen. Zudem seien umfangreiche Erdarbeiten notwendig, unter anderem wurde auf den umliegenden Feldern die Erde so entfernt und gelagert, dass vor allem der Mutterboden wieder zurück an seinen ursprünglichen Ort kommt