Fulda-Main-Leitung: Schachern um jeden Meter Boden

1 Min
Rege Diskussionen um den möglichen Trassenverlauf ergaben sich vor den Monitoren, hier unter anderem mit dem Gerodaer Bürgermeister Alexander Schneider und Reiner Morshäuser von der Bürgerinitiative Schondra. Foto: Ralf Ruppert
Rege Diskussionen um den möglichen Trassenverlauf ergaben sich vor den Monitoren, hier unter anderem mit dem Gerodaer Bürgermeister Alexander Schneider und Reiner Morshäuser von der Bürgerinitiative Schondra. Foto: Ralf Ruppert
Chris Goepfert von TransnetBW erläuterte auf dem Infomarkt auch Details zur die Südlink-Planung. Foto: Ralf Ruppert
Chris Goepfert von TransnetBW erläuterte auf dem Infomarkt auch Details zur die Südlink-Planung. Foto: Ralf Ruppert
 
Einer der Knackpunkte: Wie kommt die Leitung an Elfershausen vorbei? Foto: Ralf Ruppert
Einer der Knackpunkte: Wie kommt die Leitung an Elfershausen vorbei? Foto: Ralf Ruppert
 
Vier Hauptkorridore sind innerhalb des Untersuchungsraums ausgewiesen, lediglich der Osten des Landkreises ist ausgenommen.
Vier Hauptkorridore sind innerhalb des Untersuchungsraums ausgewiesen, lediglich der Osten des Landkreises ist ausgenommen.
Grafik: Dagmar Klumb / Quelle: TenneT

Landwirte, Bürgermeister und weitere Interessierte informierten sich auf Karten und Monitoren. Warum die Ziele oft gegensätzlich sind.

Erich Greubel aus Ramsthal war einer der rund hundert Besucherinnen und Besucher des Tennet-Infomarktes zur Fulda-Main-Leitung in Elfershausen. Was die Vorbereitung auf den Bau einer neuen Leitung bedeutet, erfährt er derzeit hautnah: Seit mehr als zwei Jahren laufen Untersuchungen auf einigen seiner Grundstücke zum Bau der Südlink-Leitung, die von Ebenhausen kommend die Gemarkungen Ramsthal und Sulzthal quert. Immer wieder werde er als Eigentümer angeschrieben, wenn vermessen oder gebohrt werde. Was ihn bei der Planung des Netzausbaus stört: "In der ganzen Kette sind wir Landwirte das letzte Glied", sagt Greubel, und: "Wir arbeiten seit 50 Jahren auf den Flächen, aber andere entscheiden, wo die Leitung verläuft."

Auch wenn der Infomarkt primär für die Fulda-Main-Leitung gedacht war, die 2031 in Betrieb gehen soll, stellte Chris Goepfert vom Netzbetreiber TransnetBW auch den Planungsstand zu Südlink vor: Dort wird innerhalb des bereits beschlossenen 1000-Meter-Korridors gerade eine ganz genaue Trasse geplant. "Die gehen quer durch die Äcker", kommentiert Greubel den Verlauf in der Ramsthaler Gemarkung Arnsteiner Weg. Am Monitor fragen Greubel und der Sulzthaler Eugen Büttner, weshalb die Leitung denn nicht am Weg entlang oder am Waldrand verlegt werde, um den Ackerboden zu schonen. Goepfert dagegen verweist auf naturschutzfachliche Belange. "Wir wollen natürlich, dass möglichst wenig Wald betroffen ist", sagt etwa Bernhard Zürner, Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Nächste Entscheidung Ende 2023

Bei Südlink sind die Netzbetreiber schon dort, wo Tennet bei der Fulda-Main-Leitung in rund zwei Jahren sein will: "Wir prüfen jetzt alle Varianten gleichberechtigt, jede hat die gleiche Chance", sagt Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet. Intern solle "demnächst" ein Wunschkorridor festgelegt werden. Allerdings müssten dann zunächst alle Daten zusammengetragen werden. Beantragt werde der endgültige 1000-Meter-Korridor voraussichtlich Ende 2023: "In einem Jahr kommen wir wieder und sagen, für welchen Korridor wir uns entschieden haben", kündigt Wagner an. Dann sei wieder die Bundesnetzagentur am Zug. Erst wenn dort ein 1000-Meter-Korridor festgelegt werde, gehe es an die Detailplanung.

Bei Südlink sei Tennet in einigen Abschnitten bereits sehr weit. Der Netzbetreiber ist für die nördliche Hälfte der Gleichspannungsleitung zuständig. Vor allem an einem Kilometer langen Tunnel unter der Elbe hindurch werde mit Hochdruck geplant, weil dort bereits im kommenden Jahr der Bau los gehen soll.

"Das eine schließt das andere nicht aus", sagt Chris Goepfert zum Verhältnis zwischen der Fulda-Main-Wechselstrom- und der Südlink-Gleichstromleitung. Natürlich könne direkt über dem Erdkabel kein Mast stehen, aber die beiden Leitungen nach Bergrheinfeld könnten sich durchaus kreuzen. Mit der Notwendigkeit der neuen Leitungen abgefunden hat sich auch Gotthard Schlereth, stellvertretender Landrat und früherer Bürgermeister von Oberthulba: "Die Endpunkte stehen fest, und irgendwie müssen wir dort hinkommen", sagt er und weiß um die "gewisse Ernüchterung" bei Kommunalpolitikern und Trassengegnern.