Durch die Trockenheit in Franken setzt die Notreife beim Getreide ein. Die Erträge sind geringer als im Vorjahr, gleichzeitig fallen aktuell die Preise. Warum Spekulanten den Landwirten das Leben zusätzlich schwer machen.
Getreideanbau ist auch Glückssache: Zum einen müssen Landwirte aufs richtige Wetter hoffen, zum anderen hängen die Preise für ihre Erträge von weltweit agierenden Spekulanten ab. "Die Tonne Raps hat vor kurzem noch 1100 Euro gekostet, jetzt ist sie bei 690 Euro", berichtet etwa der Hammelburger Landwirt Sebastian Schmid. Der Weizenpreis sank seit Mai von 430 auf 330 Euro pro Tonne. "Zum Teil habe ich Vorverträge gemacht, aber man wusste ja nicht, wo es hin geht", sagt Schmid. Immerhin hatte er noch Glück mit dem Wetter: Vor zwei Wochen hatte es 25 Millimeter geregnet. "Oben auf dem Lagerberg waren es nur zwölf, hinter der Hainbuche kam gar nichts an."
Solche Unterschiede kennt auch Julia Herrle, die vom Hof bei Ramsthal weit übers Land schauen kann: Regenwolken habe sie nur aus der Ferne gesehen: In Hammelburg 25 Liter, in Kützberg 15 Liter auf den Quadratmeter, in Ramsthal so gut wie nichts. Julia Herrles Vater Günter Neder kümmert sich federführend um die Bewirtschaftung der 120 Hektar, ihr Mann Jürgen ist vor allem für die Saatgutvermehrung und -aufbereitung zuständig. "Unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland", berichtet Jürgen Herrle. Mit Maschinen, die Soja-Bohnen einzeln fotografieren und aussortieren, Mutterkorn aus dem Roggen filtern oder Pilzgifte von Körnern bürsten, sind sie im Bio-Markt erfolgreich. "Mit unserer Dienstleistung sind wir unabhängig von der Region, aber für die Landwirtschaft sehe ich schwarz", kommentiert Herrle die Folgen des Klimawandels gerade in Unterfranken.
Herrle selbst stammt aus dem Nördlinger Ries. Sein Bruder habe dort einen Betrieb. "Er holt viereinhalb Tonnen Soja vom Hektar, wir sind froh, wenn wir zwei Tonnen ernten." Dabei seien Bodenqualität und Bearbeitung vergleichbar, einziger Unterschied: das Wasser. "Wenn die Soja-Pflanzen jetzt keinen Regen bekommen, werfen sie die Blüten ab." Bei anderen Pflanzen gebe es sogar Komplett-Ausfälle: Eine Rotklee-Vermehrung habe der Betrieb heuer mangels Regen ganz aufgegeben. Schwiegervater Günter Neder hat bereits den Winterhafer gedroschen. "Zehn Tage früher als sonst", berichtet der 61-Jährige.
"Der Mais ist fürchterlich"
"Das Wintergetreide ist noch am besten, weil es am längsten Wasser bekommen hat", sagt Kreis-Bauernobmann Edgar Thomas. Sebastian Schmid schätzt seinen Ertrag bei der Wintergerste auf 60 bis 70 Prozent des üblichen Wertes. Als gutes Zeichen wertet Edgar Thomas, dass bis jetzt wenig gejammert wird: "Ich bin froh, wenn ich nichts von den Kollegen höre." Er selbst habe Raps gedroschen - statt der üblichen rund vier Tonnen rund 3,2 Tonnen Ertrag je Hektar. In anderen Bereichen sei es schlechter: "Der Mais ist fürchterlich." Auch das Gras entwickle sich eher rückwärts. Nach einem guten Jahr 2021 werde es heuer sicher eine unterdurchschnittliche Ernte geben. Zahlen könne er aber noch keine nennen. Auch Thomas hat sich zum Teil mit Vorverträgen abgesichert, die Braugersten-Sorte "Steffi" baue er etwa speziell für Augustinerbräu an.
"Es ist erstaunlich, dass wir überhaupt noch so gute Ernten hinkriegen", sagt der Kreisobmann und lobt die Reaktion der Kollegen auf die Trockenheit. Vor allem würden neue Sorten gezüchtet. Die Bauern experimentieren auch mit Hirse, Amaranth oder mehrjährigem Weizen und reduzieren die Bodenbearbeitung, denn: "Das kostet alles nur Wasser."
Bitte um eine Erklärung:
Wenn Pilzgifte von Körnern gebürstet werden...
Mir fehlt die Vorstellungskraft.
Und dann ist das Korn noch Bio???
Was ist mit den Giftresten?