Energiewende Landkreis Bad Kissingen: Tennet stellt mögliche Korridore für Fulda-Main-Leitung vor

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Markus Stockmann (links) von der Bürgerinitiative Gegenstrom hat die Argumente gegen die Fulda-Main-Leitung kurz zusammengefasst und von Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet, einen fairen und transparenten Prozess zur Festlegun...
Markus Stockmann (links) von der Bürgerinitiative Gegenstrom hat die Argumente gegen die Fulda-Main-Leitung kurz zusammengefasst und von Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet, ...
Markus Stockmann (links) von der Bürgerinitiative Gegenstrom hat die Argumente gegen die Fulda-Main-Leitung kurz zusammengefasst und von Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet, einen fairen und transparenten Prozess zur Festlegun...
Ralf Ruppert

Der Übertragungsnetzbetreiber konkretisiert die Pläne für die Fulda-Main-Leitung durch den Landkreis. Ein Dutzend Gegner gibt eine "Protestnote" ab, rund 100 Interessierte besuchen den Infomarkt.

Zerfleddert und nur noch schwer lesbar ist das Transparent, das Erwin Miller aus Bad Brückenau hartnäckig vor dem Infomarkt zur Fulda-Main-Leitung hochhält. "Wir kämpfen jetzt seit neun Jahren, aber die Aussage gilt immer noch", sagt Miller. "Stromtrasse Nein" ist auf dem Transparent zu lesen. Gemeint war damit 2014 die Höchstspannungsgleichstromtrasse, die später Südlink getauft wurde und mittlerweile als Erdkabel beschlossen ist. Jetzt protestieren Miller und knapp ein Dutzend Mitstreiter aus mehreren Bürgerinitiativen gegen die Wechselstromtrasse P 43, die Fulda-Main-Leitung von Mecklar nach Bergrheinfeld. Für die werden drinnen im Saal des Hotels Ullrich die möglichen Trassenkorridore durch den Landkreis Bad Kissingen vorgestellt.

Thomas Wagner kennt die Gegner der Stromtrassen zum größten Teil persönlich: Als Referent für Bürgerbeteiligung beim Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat er zahlreiche Veranstaltungen auch im Landkreis Bad Kissingen begleitet. Fester Bestandteil waren dabei Plakate, Trillerpfeifen und zum Teil mehrere hundert Demonstranten. Dass es nun zum ersten Mal keine angemeldete Demonstration der Bürgerinitiativen vor einem Infomarkt gab, wertet er als eindeutiges Zeichen: "Ich interpretiere das schon so, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Bedarf und die Notwendigkeit des Netzausbaus anerkennt." Auch in den Diskussionen gehe es meistens nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie.

Tennet hat laut Wagner zum Infomarkt alle Kommunen und Bürgerinitiativen sowie Bürgerinnen und Bürger, die vorab direkt bei Tennet Eingaben gemacht hatten, eingeladen. "Es sind gut 80 Personen angemeldet, aber der Infomarkt ist für alle offen", betont Wagner. In erster Linie gehe es um den Austausch mit den Menschen vor Ort. "Wir lernen mindestens so viel wie die Besucher", legt Wagner wert darauf, dass Tennet alle Informationen über die vorgeschlagenen Korridore sammelt. Dass die Region bereits im Rahmen der Südlink-Planung unter die Lupe genommen wurde, helfe zwar, aber: "In den acht Jahren kann sich ja auch einiges ändern, zum Beispiel an der Bauleitplanung der Kommunen."

"Transparent und für alle nachvollziehbar"

"Es gibt eine kurze Protestnote, danach stellen wir uns dem Dialog", fasste Markus Stockmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative Gegenwind Elfershausen, das Vorgehen der Trassengegner zusammen. Stockmann hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass keine große Demonstration angemeldet wird. In seiner Protestnote fordert Stockmann ein "transparentes und für alle nachvollziehbares" Planungsverfahren. Vorrang solle die dezentrale Energieerzeugung und die Nutzung vorhandener Trassen haben. Die Bürgerinitiativen fordern so wenig neue Freileitungen und Masten wie möglich und auch für die Wechselspannungsleitung möglichst viel Erdkabel.

"Ich bitte um einen weiterhin fairen Umgang", ergänzt der Zeitlofser Bürgermeister Matthias Hauke, derzeit Vorsitzender des Vereins Rhönlink, der den Netzausbau in der Region aus Sicht der Kommunen begleitet. "Vergessen Sie nicht, bis zum Schluss die aktuellsten Entwicklungen mit zu berücksichtigen", fordert Hauke. "Die Frage, ob die Leitungen alle notwendig sind, hat sich leider etwas verändert", signalisiert auch der Zeitlofser Bürgermeister, dass der Widerstand gegen den Netzausbau angesichts der Energiekrise bröckelt. Umso wichtiger sei, dass alle Trassen "verträglich für Mensch und Natur" geplant werden.