Eine gute Nachricht für berufstätige Eltern

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Stadt und Augustinerorden sind künftig Teamplayer, wenn es um den Kinderhort geht. Bei diesem Match sehen sich alle Beteiligten als Gewinner (von links: Bürgermeister Michael Kastl, Hortleiterin Stefanie Vogel und P. Markus Reis vom Augustinerkonvent St. Josef). Foto: Heike Beudert
Stadt und Augustinerorden sind künftig Teamplayer, wenn es um den Kinderhort geht. Bei diesem Match sehen sich alle Beteiligten als Gewinner (von links: Bürgermeister Michael Kastl, Hortleiterin Stefanie Vogel und P. Markus Reis vom Augustinerkonvent St. Josef). Foto: Heike Beudert

Der Kinderhort im Studienseminar Münnerstadt wird um eine Gruppe erweitert. Aus Platzgründen wird eine Gruppe in den Räumen von Grund- und Mittelschule installiert.

Die Leiterin des Münnerstädter Horts im Studienseminar St. Josef kann jetzt doch allen Kindern, die auf der langen Warteliste stehen, kurzfristig einen Hortplatz anbieten. Der Augustinerorden als Träger des Hortes sowie die Stadt Münnerstadt haben sich zu einer Kooperation entschlossen und werden nach den Sommerferien eine weitere Hortgruppe eröffnen. Damit können statt derzeit 55 Kindern ab September 75 Jungen und Mädchen betreut werden. Weil das Raumangebot im Studienseminar nicht ausreichend ist, wird eine Gruppe in die Grund- und Mittelschule ausgelagert. Das ist allerdings nur eine vorläufige Lösung. Langfristig soll ein großer Kinderhort mit 100 Plätzen entstehen, erklärte Bürgermeister Michael Kastl in einem Pressegespräch am Montag. Die Planung ist, diesen in einem Trakt des ehemaligen Berufsbildungszentrums am Karlsberg unterzubringen. Nach Ansicht Kastls soll dort ein Bildungs- und Betreuungscampus entstehen. "Das wird ein Riesenprojekt".

"Es ist ein wahnsinniger Bedarf an Hortplätzen da", betonte Michael Kastl. Dies bestätigten ebenso die Hortleiterin Stefanie Vogel sowie Pater Markus Reis vom Augustinerkonvent St. Josef. Schon heute melden sich manche Eltern, wenn ihre Kinder gerade erst zwei Jahre alt sind, um bei der Einschulung einen sicheren Hortplatz zu haben, berichtete Stefanie Vogel.

Bislang war die Stadt Münnerstadt beim Thema "Hort" komplett außen vor. Diese Aufgabe erfüllen seit rund 34 Jahren im Städtchen die Augustiner. Während die pädagogische Arbeit in den Händen von angestelltem Fachpersonal liegt, erledigt der 86-jährige Pater Manfred Jasper noch immer die buchhalterischen Tätigkeiten. Das will er, solange er kann, auch weiter tun. Weil aber der Orden aufgrund der steigenden Nachfrage nach Plätzen nach einer Entlastung in Hortfragen sucht, kam es zu Kooperationsgesprächen zwischen Stadt und Orden. Dass die Stadt jetzt einsteigt, hat einen guten Grund. Ab 2026 haben Eltern von Grundschulkindern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Hortplatz. Damit wird die Hortbetreuung eine kommunale Pflichtaufgabe. Mit dieser Kooperation will sich die Stadt bereits jetzt auf diese Situation vorbereiten.

Der ursprüngliche Plan der Stadt war, die neue Gruppe erst einmal provisorisch in einem Bereich des ehemaligen BBZ unterzubringen, da im Studienseminar für eine Erweiterung nicht mehr genügend Platz ist. Völlig überraschend für Stadt war jedoch, dass der Landkreis eine Baugenehmigung für diese vorübergehende Lösung verlangt hatte. Bis zum Schuljahresbeginn wäre diese nicht mehr zu bekommen gewesen; die monatelang vorbereitete Erweiterung wäre im letzten Moment gescheitert. Doch die Verantwortlichen wollten sich nicht geschlagen geben. Binnen einer Woche ist es nun gelungen, Räume in der Grund- und Mittelschule für eine Hortgruppe zu nutzen. Die Schulleitungen von Grund- und Mittelschule hätten spontan zugesagt. Untergebracht in der Volksschule sind ab September die jüngsten Hortkinder, die Erstklässler. Sie bekommen dort ihr Mittagessen,können ihre Hausaufgaben machen und haben Spielmöglichkeiten, beispielsweise auf dem Spielplatz der Schule oder in der Turnhalle. Im Laufe des Nachmittags sollen die Kinder aber immer zum Studienseminar kommen, damit sie auch die anderen Jungen und Mädchen im Hort kennen, erklärt Stefanie Vogel, die die Gruppe betreuuen wird. Ziel müsse jedoch eine möglichst schnelle Zusammenlegung aller Hortgruppen in einem neuen Hort sein, so P. Markus Reis.

Solange bis die Stadt im BBZ einen neuen Hort installieren kann, bleibt die Einrichtung unter alleiniger Trägerschaft der Augustiner. Anders als früher, beteiligt sich die Stadt aber ab dem kommenden Schuljahr an den Kosten, die durch die neue Gruppe entstehen. Das betrifft sowohl einen Einrichtungszuschuss, als auch die zusätzlichen Personalkosten. Durch enge Absprachen soll es auch organisatorische Unterstützung geben.

Bürgermeister Michael Kastl, P. Markus Reis und Stefanie Vogel zeigten sich im Pressegespräch sehr zufrieden mit der gefundenen Lösung. Kastl betonte zudem, dass der Stadtrat einstimmig hinter dieser Kooperation stehe, um die steigende Nachfrage an Hortplätzen erfüllen zu können. Das Jugendamt habe ebenso gut mitgewirkt, um diese Lösung zu finden.

Allerspätestens bis 2026 soll der Hort im Bildungs- und Betreuungscampus am BBZ einziehen, wenn es möglich ist noch früher. Die Planungen dazu müssen zeitnah beginnen, um ein Gesamtkonzept für die künftige Nutzung des Gebäudes zu entwerfen und basierend auf diesen Erkenntnissen den Hort dort zu installieren.

In welcher Weise die Augustiner auch an dem neuen Standort eingebunden sein werden, soll in künftigen Gesprächen diskutiert werden. Den absehbaren Leerstand im Studienseminar fürchtet P. Markus Reis nicht. Er zeigte sich optimistisch, dass es, wenn es soweit ist, Interessenten für eine Nachnutzung geben wird.