Der CSU-Ortsverband Oberleichtersbach steht in der Kritik. Gegen deren Bürgermeisterkandidaten als auch einen Bewerber für den Gemeinderat gibt es Vorwürfe. Doch offensichtlich sitzt der Vorstand das Ganze lieber aus.
Eine Woche ist vergangen, seitdem Bürgermeisterkandidat Oliver Fell und ein Mann aus seinem Bewerber-Team für den Gemeinderat in die Kritik gerieten. Bis zum Sommer hatte Fell unter anderem Inhalte der AfD auf seinem Facebook-Profil gepostet. Der Gemeinderatskandidat verschickte privat über Whatsapp ein Video, das leicht bekleidete Frauen mit Nazi-Symbolen zeigt. Die Veröffentlichung hat für viel Wirbel gesorgt und bescherte dem kleinen Ort Aufmerksamkeit weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Im Dorf selbst aber bleibt es verhältnismäßig still.
Im Gemeinderat seien die Vorfälle kein Thema gewesen, sagt Bürgermeister Dieter Muth (Aktive WG) auf Nachfrage. "Wir halten uns da komplett raus." Muth ist seit 2014 im Amt und tritt ebenfalls bei der Bürgermeisterwahl an. Zu den Vorwürfen, denen sich sein Gegenkandidat ausgesetzt sieht, schweigt er. "Ich möchte mich weiterhin nicht dazu äußern", sagt Muth.
Sowohl der Kreisvorsitzende der CSU, Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner, als auch Landrat Thomas Bold (CSU) distanzieren sich von jeglichem rechten Gedankengut. Beide weisen darauf hin, dass der Gemeinderatskandidat, der das Video verbreitet hat, nicht Mitglied der CSU ist, sondern als freier Bewerber auf der CSU-Liste steht. Auf dem Stimmzettel ist das nicht erkennbar, bestätigt die Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau, so dass die Bürger im Ungewissen bleiben.
Wähler sind verunsichert
Für die Wähler entsteht so ein gewisses Dilemma: Solange der Name des Mannes, der das Nazi-Video verschickt hat, nicht bekannt ist, stehen alle männlichen Kandidaten der CSU-Liste im Verdacht, mit rechtem Gedankengut zu sympathisieren. Der CSU-Ortsverband nimmt das offensichtlich in Kauf. "Ich stehe nicht für ein Statement zur Verfügung", sagt Vorsitzende Michaela Fuß.
Einzig eine Stellungnahme des Bürgermeisterkandidaten Oliver Fell kursiert im Internet. Fell stellte sie kurz nach der Veröffentlichung des Artikels auf sein eigenes Profil auf Facebook sowie die Facebook-Seite des Oberleichtersbacher CSU-Ortsverbands. Viele Oberleichterbacher fanden das Schreiben auch in ihren Briefkästen. Darin heißt es unter anderem: "Die Verbreitung [dieser Inhalte; Anm. d. Red.] war sehr emotional gesteuert und rückblickend ein großer Fehler. In meinem Arbeitsleben wie auch Privatleben habe ich regelmäßig Kontakt mit unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Eines war dabei für mich erkennbar, es kommt nicht auf das Äußere oder die Herkunft an, sondern auf den Charakter und die Persönlichkeit."
Er bestreite "aufs Äußerste" rechte Hetze sowie Gedankengut dieser Art. Trotz der Vorkommnisse und der Berichterstattung darüber wolle er Bürgermeister der Gemeinde Oberleichterbach werden. Internetnutzer kommentierten den Text sowohl kritisch als auch unterstützend. Auf ein persönliches Gespräch mit der Redaktion lässt sich Fell nicht mehr ein.
Inzwischen hat die Kriminalpolizei Schweinfurt die Ermittlungsarbeit aufgenommen. Der Sachbearbeiter geht dabei nicht nur den Vorwürfen gegen den Gemeinderatskandidaten nach, erfuhr die Redaktion auf Nachfrage. Auch Fell selbst beziehungsweise seine Beiträge, die er auf Facebook geteilt hatte, schaut sich die Kripo genau an. Es werde aber wohl noch ein paar Wochen dauern, bis ein Ergebnis vorliege, lässt der Sachbearbeiter durchblicken.
Ich finde es von dem Kandidaten mit den Nazi Videos sehr arm, nicht öffentlich Stellung zu beziehen, denn es ist genau wie im Artikel erwähnt, dass damit alle anderen auch unter Generalverdacht stehen. Das ist charakterschwach und unkollegial.
Andererseits ist davon auszugehen, dass alle Beteiligten von der Gesinnung des einzelnen wussten, man kennt sich ja schliesslich.
Ich finde das ganze traurig und kann nicht verstehen wie man sowas verharmlosen und decken kann.
Zu Oliver Fell möchte ich sagen: Die einzige richtige Vorgehensweise wäre gewesen, gleich zu Anfang die Altlasten offenzulegen un klar zu stellen, genau wie es Dirk Stumpe gemacht hat.
Hier finde ich spielt es doch keine Rolle ob der Beschuldigte nur auf der Liste der CSU steht, und parteilos ist. Auf den Wahlwerbung bin ich bei der CSU, aber ansonsten lieber parteilos.
Und das sich der Ortsverband nicht äußert finde ich schade, oder vll stehen Sie zu den geschriebenen Posts.
Ich finde es auch nicht glaubwürdig bei mehr als 40 Posts, dass da kein Gedankengut dahinter steckt, und jetzt so zu tun und alles runterspielen als wenn das ja so nicht gemeind war.
Egal wie die Wahl auch ausgeht, dass ganze wirft mit Sicherheit auch kein gutes Licht auf die Gemeinde und Bürger.
Der CSU Ortsverband wir mit Sicherheit auch Schaden davon tragen. (Zurecht)