Die Beiträge auf Facebook sprechen eine andere Sprache. Wer mit Oliver Fell befreundet ist, kann noch immer Aussagen wie diese auf seiner Seite lesen: "Unsere Politiker rennen einer 16 jährigen halbautistischen Rotzgöre und einer verfilzten Bootsführerin hinterher. Wo sind wir nur hingekommen..."; "Wenn Vergewaltiger grinsend aus dem Gerichtssaal gehen, aber GEZ verweigerer und alte Menschen, die nichts zu essen haben und beim klauen erwischt werden, in den Knast gehen. Läuft in dem Land was falsch!!!"; "Könnte es sein, dass die sogenannte CO2-Abgabe nichts weiter ist, als der Versuch das Wort Flüchtlings-Soli zu vermeiden?"
Fell: "Ohne zu Überlegen"
Unter einem flüchtlingskritischen Ausspruch entzündet sich ein Streitgespräch. "... wie würdest du das finden, wenn deine mutter oder schwester getötet oder vergewaltigt wird... ziehst du dann auch noch deine heiligen Sprüche ab", schreibt Oliver Fell am 29. Juli 2019. "Ich habe mich provozieren lassen", nimmt Fell dazu Stellung. Er habe viele Inhalte "emotionsgesteuert" und "ohne zu Überlegen" weiter verbreitet und "Aussagen gemacht, die nicht korrekt sind". Es sei nicht seine Gesinnung, "dass ich irgendwelche Leute, die zu uns ins Land kommen und sich an unsere Gesetze halten, verurteile".
Als Inhaber eines Baggerbetriebs ist der 48-Jährige häufig auf Baustellen unterwegs. "Es ist schwer für die kleinen Leute, die hart arbeiten, zu verstehen, warum es so ist, wie es ist", erklärt er. Dennoch ist für ihn klar: "Es war ein absoluter Fehler, so etwas zu teilen". Mit der AfD sympathisiere er nicht, "eher im Gegenteil. Anhand dessen, was in unserer Geschichte passiert ist, ist Gewalt bestimmt keine Lösung", sagt Fell.
Ende August endet diese Art der verbreiteten Inhalte auf seinem Facebook-Profil. Bilder von Baustellen und später von CSU-Veranstaltungen dominieren. Fell erklärt das mit einem Reifeprozess, den er im Sommer durchlaufen habe. Die Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, sei allerdings erst im Oktober gefallen.
Fell kandidiert für den Kreistag
Die Redaktion hat fast 40 Screenshots von Fells Facebook-Seite zugespielt bekommen. Alle sind bis heute für diejenigen lesbar, die mit Fell befreundet sind. "Ich habe an der Seite nichts geändert", sagt Fell. Er habe seine Geschichte nicht verstecken oder sich selbst verstellen wollen. Aul überzeugt das nicht: "Ich nehme ihm nicht ab, dass die ganzen rassistischen Posts auf Facebook nicht seine Meinung widerspiegeln." Dass Fell auf der CSU-Liste für den Kreistag steht (Platz 48), findet Aul "bedenklich".
Inzwischen wird Aul ebenfalls mit Vorwürfen konfrontiert, Bilder mit rechtem Hintergrund per Whatsapp verschickt zu haben. Ein afrikanischer Fußballspieler in einem Trikot mit dem Namen Adolf Hitler (Juni 2018) und ein Lkw mit der Aufschrift "Führerhaus - Fahrer spricht Deutsch" (Dezember 2017) seien von ihm verbreitet worden. Er könne das nicht mehr nachvollziehen, weil er den Verlauf der Unterhaltung inzwischen gelöscht habe, sagt Aul. Vorstellbar sei es allerdings. "Ich bin mir aber sicher, dass ich keine Neo-Nazi-Inhalte geschickt habe", sagt er.
Kommentare
Oliver Fell hat sich als Bürgermeister disqualifiziert, kommentiert Johannes Schlereth.
Wer gedankenlos postet, ist nicht gleich rechtsextrem, findet Ulrike Müller.
Schade! "Wer einmal lügt dem glaubt man nicht", heißt das Sprichwort. Selbst wenn man mit einer Gegendarstellung, dieses versucht runter zu spielen, sind diese Posts vorgekommen, egal welcher Hintergrund da auch dahinter steht.
Zitat: "ein Lkw mit der Aufschrift "Führerhaus - Fahrer spricht Deutsch" (Dezember 2017)"
Solch einen LKW habe ich selbst schon persönlich auf der Autobahn gesehen. Wäre das verboten, hätte die Polizei das Fahrzeug doch bestimmt schon aus dem Verkehr gezogen.
Wikipedia: Als Führerhaus bezeichnet man den Teil des Aufbaus von Lastkraftwagen, der den Raum für Fahrzeugführer und Begleitpersonen bilde