Musikschüler zahlen in Bad Brückenau unterschiedliche Gebühren. Das liegt daran, dass die umliegenden Gemeinden das Angebot nicht fördern - wohl aber die Stadt. Doch auch so wird es für die musikalische Bildung eng.
Die Eltern von Julius und Philipp aus Zeitlofs brauchen gute Nerven. Sie brauchen sie deshalb, weil seit einem halben Jahr ihre beiden Söhne trommeln, was das Zeug hält. Der ältere Julius hat seinen Bruder mit der Leidenschaft für Rhythmen angesteckt. Sie brauchen sie aber auch, weil musikalische Bildung nicht gerade billig zu haben ist. Für Schüler aus dem Umland ist sie sogar noch teurer als für Kinder aus Bad Brückenau. Sie zahlen etwa 15 Prozent mehr Gebühren.
Ein Beispiel: Eine halbe Stunde Einzelunterricht - egal für welches Instrument - kostet für Bad Brückenauer Kinder 824 Euro im Jahr. Erwachsene und Schüler, die nicht in Bad Brückenau wohnen, zahlen hingegen 948 Euro jährlich. In Münnerstadt beispielsweise zahlen Schüler 840 Euro (nur Klavierunterricht ist teuerer). In Bad Kissingen liegen die Gebühren pro Jahr bei glatt 900 Euro für Kinder (ohne Klavier).
Zögern in der Rhönallianz
Der Grund für diese Unterschiede ist, dass die Zuschüsse der Stadt Bad Brückenau nur den eigenen Schülern, und davon nur Kindern, zugute kommen dürfen. Seit 22 Jahren trägt ein Verein die Musikschule. An den Kosten für die musikalische Bildung beteiligt sich bisher jedoch nur die Stadt Bad Brückenau. 25.000 Euro zahlte die Stadt dem Trägerverein im vergangenen Jahr. Zudem stellt die Stadt der Musikschule die Räume mietfrei zur Verfügung und die Buchhaltung für den Verein wird unentgeltlich in der Stadtkasse geführt.
"Gespräche haben immer wieder stattgefunden, seit 1998", sagt Schulleiterin Daniela Wagner leicht resigniert. Wer sich bei den Bürgermeistern der Brückenauer Rhönallianz umhört, der erfährt zum einen, dass jede Gemeinde ihre eigenen Musikvereine unterstütze. Zum anderen ist manchem auch nicht klar, dass die Musikschule eben keine städtische Einrichtung der Stadt mehr ist - oder wie viele Schüler aus den Dörfern das Angebot überhaupt nutzen.
Die acht Bürgermeister der Rhönallianz haben das Thema in ihrer Runde bereits besprochen. "Es ist mal thematisiert worden, aber ohne Ergebnis", bestätigt Allianzmanager Uwe Schmidt. In den Haushaltsdebatten im Bad Brückenauer Stadtrat klingt jedenfalls regelmäßig der Impuls an, die Musikschule als Einrichtung der Region und nicht nur der Stadt zu begreifen.
Lehrer verdienen deutlich weniger
Mittlerweile hat sich die Situation verschärft. Bereits im Jahr 2005 stieg die Musikschule aus dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) aus. Vor einem Jahr habe es zwar eine Gehaltserhöhung gegeben, berichtet Hans-Dietrich Unger, Vorsitzender des Trägervereins. Der Unterschied zu den Verdienstmöglichkeiten andernorts falle dennoch mehr als deutlich aus.
Wie deutlich, das macht Unger am Beispiel der Münnerstädter Musikschule klar, die sich in kommunaler Trägerschaft befindet und folglich nach dem TVöD zahlt. Die Differenz zwischen den Gehältern betrage 25 Prozent. Aufs Jahr gesehen seien das fast 10.000 Euro weniger für Musiklehrer in Bad Brückenau.