Ausländische Studierende und Auszubildende sollen leichter neben dem Studium oder der Studien- oder Ausbildungsplatzsuche jobben können. Bei der Berufsausbildung wird eine bestehende Vorrangprüfung abgeschafft. Ausbildungsbetriebe können damit ihre freien Ausbildungsplätze schneller besetzen. Für geduldete Personen, die ihren Lebensunterhalt sichern können, wird zudem eine Aufenthaltserlaubnis zur Berufsausbildung eingeführt.
Regierung zuversichtlich
Faeser sagte: «Wir sorgen dafür, dass die Fachkräfte in unser Land kommen können, die unsere Wirtschaft seit Jahren dringend braucht.» Stark-Watzinger betonte: «Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen.» Mehr Fachkräfteeinwanderung solle organisiert werden. Heil meinte, zusammen mit einer starken Aus- und Weiterbildung und einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie älteren Beschäftigten sei der Fachkräftezuzug der richtige Weg, «um unser Potenzial als drittstärkste Volkswirtschaft voll auszuschöpfen und so auch unseren Wohlstand zu sichern».
Nachbesserungen gefordert
Dass Personen aus Drittstaaten künftig eine Beschäftigung in Deutschland aufnehmen können, ohne vorher Qualifikationen anerkennen lassen zu müssen, nannte der Migrationsexperte Martin Lange am ZEW Mannheim einen «einen Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik».
Allerdings müsse ein «unverhältnismäßig hohes Einkommen» nachgewiesen werden. «Hier sollte die Bundesregierung nachbessern, um mehr Zuwanderung über diesen Kanal zu ermöglichen», so Lange. «Der große Wurf ist die Reform dennoch nicht, da die Einwanderung aus Drittstaaten viel attraktiver gestaltet werden müsste: Administrative Hürden und hohe Verdienstschwellen müssen abgebaut werden», forderte Lange.
Kritik an unzureichendem Spurwechsel
Die erste Stufe der neuen Regelungen für die Fachkräfteeinwanderung traten bereits im November 2023 in Kraft. Sie umfasste vor allem Erleichterungen bei der «Blauen Karte EU» und bei anerkannten Fachkräften. Die dritte Stufe, unter anderem mit einer neuen Chancenkarte zur Jobsuche, folgt zum 1. Juni 2024.
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl bemängelte den aus ihrer Sicht unzureichenden sogenannten Spurwechsel. Im Dezember wurde eingeführt, dass bei Rücknahme eines Asylantrags die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft für Asylbewerber in Deutschland möglich wird.
«Um zu einer wirkungsvollen Umsetzung dieses Schritts zu kommen, müssen die Kapazitäten der Ausländerbehörden ausgebaut werden», sagte der flüchtlingspolitische Sprecher von Pro Asyl, Tareq Alaows. Außerdem müssten Bildungszertifikate schneller anerkannt werden. «Solange die Regelung nicht entsprechend vervollständigt wird, erwarten wir keine großen Auswirkungen.»