Immer mehr kritische Stimmen gegen Böller, Raketen & Co. - Feuerwehrsprecher für generelles Böllerverbot

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Feuerwerke nicht nur für Tiere gefährlich
Viele Menschen begrüßen das neue Jahr mit einem bunten Feuerwerk - doch die kritischen Stimmen werden immer lauter ...
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Kapa65/pixabay.com (Symbolbild); ASchuehlein/pixabay,com (Symbolbild); Collage: inFranken.de
Silvesterkrawalle in Berlin
Silvesternächte sind nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Großstädten schon länger anstrengend für Polizei und andere Einsatzkräfte.
Silvesterkrawalle in Berlin
Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa

Obwohl viele Menschen das neue Jahr traditionell mit einem bunten Feuerwerk beginnen, nehmen die kritischen Stimmen gegen Böller, Raketen & Co. zu.

Die Stimmen gegen das Silvester-Böllern werden immer lauter, da immer mehr Menschen die negativen Auswirkungen erkennen. Für viele gehört das farbenfrohe Feuerwerk in einer dunklen Silvesternacht dazu, aber es gibt ernstzunehmende Warnungen. Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern sowie der Nationalpark Bayerischer Wald fordern, zum Schutz von Tieren und Umwelt, an Silvester auf Pyrotechnik zu verzichten. Anders sieht es naturgemäß der Betreiber eines Feuerwerk-Shops aus dem Landkreis Bamberg. Er weiß: "Die Leute wollen einfach auch mal ein bisschen Spaß haben und was anzünden."

Naturschützer geben zu bedenken, dass das intensive Licht der Feuerwerke und die lauten Geräusche Tiere wie das schützenswerte Auerhuhn in panikartige Flucht bringen. "Besonders bei niedrigen Temperaturen verlieren Auerhühner dann dramatisch an Energie – nicht selten das sichere Todesurteil für die Vögel", wurde vom Nationalpark mitgeteilt. Auch Tiere im Winterschlaf, wie Igel, verbrauchen durch das Erschrecken mehr Energie, so der Bund Naturschutz. Der beißende Rauch fügt zusätzlich der Tierwelt erheblichen Stress zu. "BN-Mitglieder berichten immer wieder von toten Tieren, die sie am Neujahrsmorgen und den darauffolgenden Tagen finden", erklärt der BN-Vertreter Martin Geilhufe.

Feuerwerke nicht nur für Tiere gefährlich

Für Menschen birgt das Abbrennen von Feuerwerk ebenfalls Gefahren. Der BN warnt vor den hohen Schadstoffkonzentrationen, die besonders Menschen mit Atemwegserkrankungen, Kinder und ältere Personen belasten. Laut dem Umweltbundesamt wird in der Silvesternacht ein Prozent des gesamten Feinstaubs des Jahres freigesetzt. "Darüber hinaus bleibt eine große Menge Müll zurück", so der BN weiter. Ein Großteil landet in Gewässern und trägt zur Verschmutzung von Böden und Wasser bei.

Der Zoll weist kurz vor dem Jahreswechsel auf die Gefahren illegaler Feuerwerkskörper hin. Vor allem Produkte ohne CE-Kennzeichnung oder aus unbekannter Herkunft können lebensgefährlich sein, so das Hauptzollamt Augsburg. Neben schweren Verletzungen drohen bei der Einfuhr oder Nutzung solcher Pyrotechnik auch strafrechtliche Konsequenzen. "Wer sich selbst und andere nicht gefährden will, für den gilt: Finger weg von nicht erlaubtem Feuerwerk", betonte Adrian Kube, Sprecher des Zollamts.

Jahr für Jahr warnt die Polizei vor "illegalen Böllern". Dennoch begeistern sich viele für die Feuerwerkskörper, kaufen sie mitunter auf Märkten in Tschechien und Polen. Dabei kann mehr drohen, als nur eine Geldstrafe.

Öffentliche Feuerwerke statt selbst zünden

"Uns ist bewusst, dass für viele Menschen ein Feuerwerk an Silvester einfach dazugehört", sagt der BN-Beauftragte Martin Geilhufe. Gleichwohl bittet der Naturschutzverband, diesen Brauch zu überdenken und kein privates Feuerwerk zu kaufen. Stattdessen könnte man öffentliche Feuerwerke aufsuchen. "Diese sind zwar ebenfalls umweltschädlich, aber immer noch besser, als wenn jeder sein eigenes Feuerwerk abbrennt", so der Umweltschutzverband.

In vielen Innenstädten Bayerns und Frankens besteht in der Silvesternacht ein weitreichendes Böllerverbot. So ist es beispielsweise in München, Nürnberg (mehr zum Thema), Augsburg und Regensburg an vielen Orten untersagt, zu böllern. Auch in Bamberg gelten Feuerwerksverbote in bestimmten historischen Stadtbereichen.

Erst vor wenigen Tagen ist ein Elfjähriger aus Oberbayern durch einen Feuerwerkskörper schwer am Hals verletzt worden. Des Weiteren beschlagnahmte die Polizei ganze 5,2 Tonnen Feuerwerk, das in einer Privatgarage gelagert war.

Feuerwehrsprecher: "Könnten auf das viele Böllern verzichten"

Angesichts der immensen Herausforderungen, die die Silvesternacht für die Einsatzkräfte mit sich bringt, hätte der Berliner Feuerwehrsprecher nichts gegen ein generelles Böllerverbot. "Wenn es nach uns ginge, dann könnten wir auf das viele Böllern gerne verzichten und würden uns beispielsweise über ein zentrales Feuerwerk sehr freuen", äußerte Vinzenz Kasch im ZDF-"Morgenmagazin". Auch in diesem Jahr bereitet sich die Feuerwehr auf die arbeitsreichste Nacht des Jahres vor. Die Behörde plant mit einer Verdreifachung des Personals im Vergleich zu normalen Nächten. "Wir setzen auf Unterstützung aus dem Ehrenamt, insbesondere die freiwilligen Feuerwehren", so Kasch. Auch andere Hilfsorganisationen in der Notfallrettung verstärken ihre Arbeit.

Vor allem in der Hauptstadt kam es vor zwei Jahren neben den üblichen Einsätzen zu erheblichen Angriffen auf Rettungs- und Feuerwehrkräfte. "Das, was damals passiert ist, das hat uns geschockt", sagte der Sprecher. Seitdem versucht die Berliner Feuerwehr, vor allem in betroffenen Gebieten mit Jugendlichen in Kontakt zu treten. "Wir wollen zeigen, dass hinter einer Uniform ein Mensch steckt."

In diesem Jahr gibt es in Berlin kein generelles Böllerverbot. Stattdessen wurden mehrere Verbotszonen eingerichtet. "Die Verbotsbereiche befinden erneut sich am Alexanderplatz, im Bereich des Steinmetzkiezes in Schöneberg und auf einem Teil der Sonnenallee sowie angrenzender Nebenstraßen", so die Polizei vor wenigen Tagen. Welche Versicherung bei Schäden durch Böller an Silvester zahlt, erfährst du hier. sl/mit dpa