Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer klettert auf den höchsten Stand seit über einem Jahr - auch, weil Firmen im Zollstreit mehr Gewissheit haben. Naht nun ein Ende der langen Wirtschaftskrise?
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich überraschend deutlich auf und lässt auf ein Ende der Wirtschaftsflaute hoffen. Wie das Münchner Ifo-Institut mitteilt, stieg das Ifo-Geschäftsklima im August um 0,4 Punkte auf 89 Zähler. Damit legte das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer etwas kräftiger zu als von Volkswirten erwartet. Dazu trägt nach Einschätzung von Ökonomen die Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit bei, die Firmen mehr Planungssicherheit gebe.
«Die aktuelle Lage wird von den Unternehmen als unverändert schwierig eingeschätzt», kommentierte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. «Dennoch steigt die Zuversicht auf einen Aufschwung weiter.»
Höchster Stand seit April 2024
Mit dem Anstieg im August kletterte der Ifo-Index zum sechsten Mal in Folge auf den höchsten Stand seit April 2024. Während dem Ifo zufolge die aktuelle Lage in den Unternehmen etwas schlechter eingeschätzt wurde, hat sich die Bewertung der künftigen Geschäfte überraschend verbessert.
Ifo-Präsident Clemens Fuest ist dennoch zurückhaltend. «Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt schwach», kommentierte er das Ergebnis der Umfrage unter etwa 9.000 Firmen. So bleibt in der Industrie die Stimmung laut Ifo generell eher trüb, während der Index im Einzelhandel laut Branchenverband HDE das dritte Mal in Folge zurückging. Im Dienstleistungssektor hellte sich Lage dagegen etwas auf, in der Baubranche besserten sich die Aussichten. Im ersten Halbjahr sammelte sie mehr Aufträge ein, zugleich profitiert sie von Mehrausgaben für Infrastruktur.
«Keine rosarote Brille»
«Dass die hiesigen Unternehmen mit zartem Optimismus auf die kommenden Wochen und Monate blicken, liegt am Zoll-Deal zwischen den USA und der EU», sagte Claus Niegsch, Branchenanalyst bei der DZ Bank. Der vereinbarte Basiszoll von 15 Prozent für viele Importe aus der EU belaste Deutschlands Exporteure deutlich. «Aber: Die Unsicherheit verfliegt nun etwas.» Mit einer rosaroten Brille würden die Wirtschaftsplaner dennoch nicht herumlaufen.
Trumps Zölle doch verschmerzbar?
Unter Volkswirten mehrt sich die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Wirtschaftsflaute - nicht zuletzt wegen der milliardenschweren Ausgaben des Bundes für Infrastruktur, Verteidigung und Klimaschutz.
Deutsche-Bank-Ökonom Marc Schattenberg erwartet, dass die Konjunktur in der laufenden Jahreshälfte wegen der kräftigen staatlichen Investitionsanreize wieder anzieht. Auch der Konsum der Verbraucher dürfte wegen niedriger Inflation und robusten Lohnwachstums zulegen.