Nach den ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl 2017 blieb es auf den Social Media Kanälen der Bundestags-Kandidaten zunächst sehr still.
Mehr als jeder andere zuvor fand der Wahlkampf 2017 auch in den sozialen Medien statt. Nicht nur wegen der jungen Kandidaten-Generation und wegen des Ringens um die Stimmen der Jungwähler spielten Facebook, Twitter und Co. eine große Rolle. Digitale Netzwerke sind schnell; wer das erste Wort hat, macht Punkte. Ein wenig hat da das Vorbild der Trump-Tweets abgefärbt.
Die fränkischen Kandidaten schweigen in den sozialen Netzwerken
Aber nur ein wenig. Trump twitterte auch nach dem Wahlsieg munter weiter, während nach dem Wahlabend am Sonntag in den deutschen Netzwerken beinahe Funkstille eintrat. Jubeltaumel oder Schockstarre? Vielleicht hatten die Kandidaten nach Sieg oder Niederlage auch einfach Besseres zu tun, als ihr Facebook-Profil zu pflegen.
Die Stichproben unter den fränkischen Politikern, die sich um ein Mandat im Bundestag beworben hatten, fiel am gestrigen späten Abend formal sehr einheitlich aus: Zum Teil noch bis Sonntag, 18 Uhr, hatten die Kandidaten mit letzten Posts und Tweets versucht, ihre Wähler zu mobilisieren. Meist waren Fotos von den letzten Wahlkampfauftritten der Hingucker. Emmi Zeulner (CSU, Lichtenfels) versuchte es lyrisch mit dem Satz: Erststimme ist Emmi-Stimme" ... Auch Hans Michelbach, CSU-Direktkandidat für den Wahlkreis Coburg/Kronach, hatte am Wahltag im Netz noch eifrig um Stimmen geworben. Bereits um 0.09 Uhr ging auf Facebook folgende Meldung online: "Ich bitte Sie, geben Sie mir heute Ihre Stimme. Für Erfolg. Für uns. Ihr Hans Michelbach". Es folgten weitere Einträge und ein Foto, das Michelbach um 12.39 Uhr gut gelaunt bei der Stimmabgabe zeigt.
Andere setzten auf die persönliche Note: Um 11 Uhr joggte sich Sebastian Körber, FDP-Kandidat aus dem Wahlkreis Bamberg/Forchheim, erst einmal den Kater aus dem Körper. Grund sei eine "tolle Kneipentour" durch Bamberg und Forchheim am Vortag - festgehalten mit zahlreichen Fotos. Nach dem Lauf ging es aber ins Wahllokal. Kurz nach der Hochrechnung freute sich Körber dann via Twitter: "Wir sind wieder drinnen, im Bundestag!"
Nur wenige fränkische Kandidaten am Sonntagabend online
Offenbar hatten die liberalen Wahlsieger das größte Bedürfnis, ihre Freude auch im Netz zu teilen; neben Körber war der FDP-Kandidat Nicolas Thoma (Bad Kissingen) einer der wenigen fränkischen Bewerber, die am Sonntagabend online waren: "Wir spielen wieder mit. Vielen Dank!", schrieb er auf Facebook und setzte einen nachdenklichen Akzent: "75 Prozent Wahlbeteiligung ist ein guter Anfang. Jetzt müssen wir die Menschen mit guten Argumenten überzeugen, sich für die Demokratie weiter stark zu machen! "
Dass Demokratie nicht immer einfach ist, legt der Facebook-Post von Rene Hähnlein (Die Linke/Coburg) um 15 Uhr nahe: "Horror !!!! Freundin findet Wahllokal nicht !!!" Naja. In vier Jahren ist wieder Wahl ...