Die Landtagswahl 2018 in Bayern rückt immer näher. Viele Politiker bringen sich mit Forderungen und Programmen zur Verbesserung in Stellung. Doch ist wirklich alles wahr, was bei diversen Debatten behauptet wird? inFranken.de macht den Faktencheck!
So unübersichtlich war die Lage lange nicht vor einer Wahl in Bayern. Bis zu sieben Parteien statt bisher vier könnten in den Landtag einziehen. Das macht auch TV-Duelle komplizierter. Teile des Familiengeldes fließen ins Ausland, zehn Prozent der Unterrichtsstunden werden nicht gehalten und jede zehnte Person ist ein Pflegefall. Ehrlich?
Am Freitag diskutierten Spitzenvertreter von SPD, Freien Wählern, AfD, FDP und der Linken im Bayerischen Fernsehen vor der Landtagswahl ihre Positionen. Auch wenn sie eher Werbung für ihr Wahlprogramm machten, als mit Fakten um sich zu werfen, einige Aussagen lassen sich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
Bildung: Unterrichts-Ausfälle übertrieben thematisiert
Martin Hagen, 37-jähriger Spitzenkandidat der FDP, beklagt, seit vielen Jahren fehle eine langfristige Personalplanung bei den Lehrern. "Deswegen haben wir das Problem, dass in Bayern zehn Prozent der Unterrichtsstunden nicht regulär gehalten werden, also entweder Unterrichtsausfall oder irgendein Ersatzunterricht, wo dann Filme geschaut werden." Seine Aussage ist nicht ganz richtig.
Fakt ist: Im vergangenen Schuljahr fielen nach Angaben des Kultusministeriums 1,6 Prozent der Schulstunden ersatzlos aus, weitere 6,8 Prozent wurden "nicht regulär" gehalten. Diese 8,4 Prozent hat Hagen wohl auf zehn Prozent aufgerundet. Allerdings berücksichtigt er nicht, dass die Statistik unter "nicht regulär" auch Klassenfahrten oder Fortbildungen erfasst, was wohl nicht als inakzeptabler Ausfall zu werten ist.
Familiengeld: Wunder Punkt bei Überweisung ins Ausland
Seit 1. September wird das von Ministerpräsident Söder initiierte bayerische Familiengeld ausgezahlt. Hubert Aiwanger von den Freien Wählern betonte nochmals, er wolle kein Familiengeld, sondern die kostenlose Kita. So bliebe das Geld gewissermaßen im Land, denn: Söder werde das Familiengeld, wie das Kindergeld, ins Ausland überweisen müssen, sagt Aiwanger. Wenn also Familien ein Familienmitglied in Bayern wohnhaft gemeldet hätten, die Kinder aber in der Heimat lebten, "dann zahlen wir am Ende Familiengeld auch nach Rumänien, Ungarn, Polen und so weiter", kritisiert er. Aiwanger hat recht.
Fakt ist: Unter bestimmten Voraussetzungen werden Kindergeld und Familiengeld ins Ausland überwiesen. Die Kindergeldzahlungen ins Ausland - auch an Deutsche - haben der Bundesregierung zufolge im Jahr 2017 zugenommen. Das liegt nicht an der Gutmütigkeit der Staatsregierung, sondern an einer EU-Verordnung für soziale Sicherheit.
Wahl 2018 - Der TV-Fünfkampf: Diskussionsrunde mit Spitzenkandidaten von SPD, FW, AfD, FDP und Die Linke - Jetzt in BR-Mediathek ganze Sendung nachschauen