Ulrich Wickert lästert in TV-Talk über Präsident Macron: "Er hat keine Ahnung von Politik"

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NDR Talk Show
Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert sprach in der "NDR Talk Show" über Frankreich.
NDR / Uwe Ernst
Emmanuel Macron
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron steckt aktuell mal wieder in einer Regierungskrise.
2025 Getty Images/WPA Pool

Wenn Ulrich Wickert ein Buch schreibt, kann man davon ausgehen: Das wird ein Erfolg. Am Freitagabend spricht der Journalist in der "NDR Talk Show" jedoch weniger über seinen neuesten Kriminalroman. Da äußert er sich lieber über Präsident Emmanuel Macron. Und sein urteil fällt vernichtend aus.

"Ich finde es unangenehm, was im Moment alles passiert. Aber es kann auch wieder besser werden." So blickt Journalist und Buchautor Ulrich Wickert auf die heutige Zeit. Der 82-Jährige hat ab 1991 insgesamt 15 Jahre lang die "Tagesthemen" im Ersten moderiert.

In seiner ersten Sendung musste er über den Krieg in Jugoslawien berichten. "Meine schlimmste Moderation war aber 2001. Da musste ich einen ganzen Nachmittag über den Anschlag auf das World Trade Center berichten", erinnert sich Wickert. Heute sei die Lage schlimm, sagt er am Freitagabend als Gast in der "NDR Talk Show". Doch auch früher habe es schlimme Zeiten gegeben.

Kurz vor Weihnachten 1942 kommt der Diplomatensohn in Tokio zur Welt. Inzwischen lebt der Meinungsstarke Nachrichtenmann vor allem von und mit seinen Büchern - Sachbücher und Krimis. Im Moment hat er wieder einen Krimi am Start, in dem ein Untersuchungsrichter aus dem Pariser Bezirk Belleville die Hauptrolle spielt. Dort schreibt Wickert seine Krimis, dort hat er seinen Lieblingsbuchladen und seine Lieblingslokale, denen er auch in seinen Krimis ein Denkmal gesetzt hat.

Ulrich Wickert hat Emmanuel Macron "mehrere Male getroffen"

Doch Wickert bleibt auch im hohen Alter an der Politik interessiert. Jeden Tag verbringt er zwei Stunden damit, die aktuellen Zeitungen zu lesen. So weiß er, was auf der Welt passiert, vor allem in Frankreich.

Von Präsident Emmanuel Macron hält er nicht viel. "Ich habe ihn mehrere Male getroffen", erzählt Wickert in der "NDR Talk Show". "Ich habe einmal einen ganzen Abend mit ihm gegessen, in Hamburg. Aber das war lange, bevor er Präsident wurde. Zuletzt habe ich ihn vor eineinhalb Jahren in Berlin getroffen. Er ist ein unglaublich charmanter und ein wahnsinnig gebildeter Mensch. Aber er hat keine Ahnung von Politik."

Macron habe 2017 seine erste Wahl nur durch Zufall gewonnen, weil sein konservativer Gegenkandidat zu sehr in eine Korruptionsaffäre verwickelt gewesen sei. Macron sei ein sehr belesener Präsident. "Er identifiziert sich immer über die Literatur, aber weniger über sich selbst", urteilt Wickert. Und: Macron habe nie einen Bezug zu seinem Volk gehabt. Bei seinen Wahlen habe er sich nie dem Volk genähert.

Ulrich Wickert hätte Anspruch auf eine Einzelzelle in Frankfreich

Ein Riesenfehler des Präsidenten sei die Auflösung des Parlaments im vergangenen Jahr gewesen, findet Wickert. Darüber habe Macron vorher mit niemandem gesprochen. "Daran sieht man, dass er glaubt: Ich bin Präsident, ich kriege die Macht zurück." Nun habe er zum zweiten Mal den gleichen Premierminister ernannt. "Ich gehe davon aus, dass der bis Dezember durchhält", sagt Wickert.

Frankreich hat für Ulrich Wickert etwas Besonderes: Es gibt viel Korruption, auch in der Politik. Darüber schreibt er auch in seinen Kriminalromanen. Doch vor einem Gefängnisaufenthalt braucht er selbst fast keine Angst zu haben, falls er einmal straffällig werden sollte. Das hat er dem ehemaligen Präsidenten Jaques Chirac zu verdanken. "Der hat mich zum Offizier der Ehrenlegion ernannt", erzählt Wickert stolz.

"Da haben mir Freunde gesagt, das sei super. Wenn ich ins Gefängnis kommen würde, hätte ich das Privileg auf eine Einzelzelle. Und ich dürfte mir aus dem nächsten Restaurant das Essen bestellen, wäre also nicht auf die Gefängniskantine angewiesen." Damit hätte Wickert die selben Privilegien wie Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. Auch der bewohnt im Moment eine kleine Einzelzelle.

Doch genauso wie Sarkozy müsste Wickert vermutlich zumindest fürs Fernsehen extra bezahlen. Da unterscheiden sich französische Gefängnisse nicht von denen in Deutschland.