Alarmierende Zustände werden dort vor allem aus der Region Nord Darfur gemeldet, in der zudem nach UN-Angaben eine Hungersnot droht. Schon jetzt gebe es dort 4.300 Cholera-Fälle, so das UN-Flüchtlingshilfswerk. Auch in Tawila, wohin rund 370.000 Menschen nach dem Angriff der Miliz RSF auf das Flüchtlingscamp Samsam geflohen sind, steige die Zahl der Fälle, schreibt die Welthungerhilfe. Mitarbeiter vor Ort berichten von katastrophalen hygienischen Bedingungen. Es fehle an Latrinen, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.
«Zu schwach zum Überleben»
«Die Menschen sterben, weil sie zu schwach zum Überleben sind», zitiert eine andere Hilfsorganisation einen nach Tawila geflüchteten Mann namens Samir. «Menschen schlafen auf der Straße, ohne Zelt oder Schutz vor Regen - und die Regenzeit hat gerade erst angefangen. Es wird noch viel schlimmer werden.»
Die Zeit drängt umso mehr, weil viele Flüchtlinge stark unterernährt sind und Hilfsgüter nur aus dem benachbarten Tschad in tagelanger Fahrt nach Tawila gebracht werden können. Falls sie dort überhaupt ankommen und nicht an den zahlreichen Straßensperren von Milizen beschlagnahmt werden. Ist die Regenzeit erst in vollem Gang, dürften die Straßen durch das Gebirgsmassiv Dschebel Marra wochenlang unpassierbar sein.
Schon fast 1.000 Cholera-Tote im Kongo
In Regionen wie Darfur, Süd-Kordofan und Blauer Nil, wo 80 Prozent der Krankenhäuser geschlossen und über 60 Prozent der Wasseraufbereitungsanlagen außer Betrieb sind, sei eine effektive Reaktion auf die Krise kaum noch möglich, warnte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger.
In der Demokratischen Republik Kongo gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits fast 1.000 Cholera-Tote. Der Tropenmediziner Maximilian Gertler von der Berliner Charité war vor wenigen Wochen für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Tshopo im Nordosten des riesigen Landes, wo die Cholera im März ausbrach.
Zunehmend Finanzlücken durch Wegfall von Hilfsgeldern
Gertler berichtet von einer «unfassbar hohen» Sterblichkeitsrate von 20 bis 30 Prozent in der frühen Phase des Ausbruchs, bis zur Intervention der Hilfsteams. Vor Ort habe es an allem gefehlt, auch an Desinfektionsmitteln für verunreinigtes Wasser. Angesichts der schlechten Infrastruktur der Region müsse medizinisches Material oder Chlor über den Kongo und seine Seitenflüsse transportiert werden. Doch dann lasse sich die Sterblichkeitsrate sehr schnell unter 1 Prozent senken.
Das Beispiel zeigt, dass es erfolgreiche Strategien gegen Cholera gibt. Nötig sind die Mittel dafür, etwa Impfstoffe oder Verbesserungen der Hygiene. Doch gibt es zunehmend Finanzlücken.
«Jetzt sieht mach auch ganz deutlich, dass Partner wegbrechen, die bisher so was finanziert haben», sagte Gertler der Deutschen Presse-Agentur mit Blick etwa auf die von der US-Regierung gestoppte Arbeit der Entwicklungshilfe-Behörde USAID. «Was da auf die Menschen zukommt, wird man wahrscheinlich erst in den nächsten Monaten sehen.»