Im Namen der Rose

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Die Rose "Morgentau" macht Lust auf den kommenden Tag — Franz Wänninger genießt ihren Duft. Der Rosenexperte hat seinen Züchtungen poetische Namen gegeben. Foto: Diana Fuchs
Die Rose "Morgentau" macht Lust auf den kommenden Tag — Franz Wänninger genießt ihren Duft. Der Rosenexperte hat seinen Züchtungen poetische Namen gegeben. Foto: Diana Fuchs
"Grobian" hat Franz Wänninger diese rote Kletterrose getauft - weil sie ihm beim Schneiden immer wieder die Stacheln zeigt. Foto: Diana Fuchs
"Grobian" hat Franz Wänninger diese rote Kletterrose getauft - weil sie ihm beim Schneiden immer wieder die Stacheln zeigt.  Foto: Diana Fuchs
 
Diese intensiv rosa-farbene Blüte entführt ins "Land des Lächelns". Foto: Diana Fuchs
Diese intensiv rosa-farbene Blüte entführt ins "Land des Lächelns". Foto: Diana Fuchs
 
Bienen geben sich gern dem "Glücksgefühl" hin. Foto: Diana Fuchs
Bienen geben sich gern dem "Glücksgefühl" hin.  Foto: Diana Fuchs
 
Auszeichnungen über Auszeichnungen: Franz Wänninger ist der "Vater" von 270 Rosensorten! Foto: Diana Fuchs
Auszeichnungen über Auszeichnungen: Franz Wänninger ist der "Vater" von 270 Rosensorten! Foto: Diana Fuchs
 
Die Rose "Morgentau" macht Lust auf den kommenden Tag — Franz Wänninger genießt ihren Duft. Foto: Diana Fuchs
Die Rose "Morgentau" macht Lust auf den kommenden Tag — Franz Wänninger genießt ihren Duft.  Foto: Diana Fuchs
 
Ihr Name ist Programm: "Hauch in Rosa" heißt diese Kletterrose. Foto: Diana Fuchs
Ihr Name ist Programm: "Hauch in Rosa" heißt diese Kletterrose. Foto: Diana Fuchs
 
Steckling Foto: Diana Fuchs
Steckling Foto: Diana Fuchs
 
So bastelt Franz Wänninger sich Mini-Treibhäuser. Foto: Diana Fuchs
So bastelt Franz Wänninger sich Mini-Treibhäuser.  Foto: Diana Fuchs
 
Bis zu 30 Samen befinden sich in jeder Hagebutte. Foto: Diana Fuchs
Bis zu 30 Samen befinden sich in jeder Hagebutte.  Foto: Diana Fuchs
 
In den Blütenstaubbeuteln befindet sich der (männliche) Samen. Foto: Diana Fuchs
In den Blütenstaubbeuteln befindet sich der (männliche) Samen.  Foto: Diana Fuchs
 
Franz Wänningers Rosengarten ist ein wahres Paradies. Foto: Diana Fuchs
Franz Wänningers Rosengarten ist ein wahres Paradies.  Foto: Diana Fuchs
 
Franz Wänninger Foto: Diana Fuchs
Franz Wänninger  Foto: Diana Fuchs
 
Wie oft er schon gestochen wurde? Hunderte Male auf jeden Fall. Foto: Diana Fuchs
Wie oft er schon gestochen wurde? Hunderte Male auf jeden Fall.  Foto: Diana Fuchs
 
Foto: Diana Fuchs
Foto: Diana Fuchs
 
Foto: Diana Fuchs
Foto: Diana Fuchs
 
Foto: Diana Fuchs
Foto: Diana Fuchs
 
Foto: Diana Fuchs
Foto: Diana Fuchs
 

  Viel Lehrgeld war fällig. Aber Franz Wänninger ließ sich nicht beirren. Seine Liebe zu Rosen verlegt heute sogar Weihnachten - in den Juni.

Franz Wänninger schnüffelte. Franz Wänninger schaute. Und plötzlich war er ein anderer. Er, der früher die Beine in die Hand genommen hatte, wenn der Vater jemanden zum Helfen bei der Gartenarbeit suchte, griff auf einmal wie beseelt zu Spaten und Schere. "Die hat mich becirct. Das war der Wahnsinn", erinnert sich der heute 74-Jährige an eine ganz besondere Blume.

Franz und Angela Wänninger hatten gerade ein Haus in Altenstadt an der Waldnaab gebaut. "Ich war froh, dass ein Bekannter mir die unliebsame Arbeit abnahm und uns den Garten hinterm Haus anlegte." Angelas Wunsch entsprechend, pflanzte der Bekannte dort die Rose "Superstar".

Als diese im folgenden Jahr zum ersten Mal blühte, war es um den Hausherrn geschehen. Das feurige Rot-Orange und der betörende Duft faszinierten ihn. "Form, Farbe, Füllung - alles war herrlich", schwärmt der Oberpfälzer heute noch. Mittlerweile ist die "Superstar" nur noch eine von unzähligen stacheligen Schönen, die den Garten der Wänningers zu einer Rosenoase machen. Zwischen den eingepflanzten Blumenköniginnen stehen 600 Töpfe mit Rosen-Nachwuchs.

"Ich habe mir nach und nach immer mehr Fachbücher über Rosen besorgt. Bald auch über Genetik und Zucht", erzählt Wänninger. Trotz all der Literatur musste der Kfz-Mechanikermeister immer wieder Lehrgeld zahlen. "Anfangs habe ich zu viel gedüngt und so manche Rose quasi zu Tode gespritzt." Doch Rückschläge waren für Wänninger immer ein Ansporn, es besser zu machen. "Heute weiß ich: Weniger Pflege ist oft mehr."

"In einem Buch hatte ich gelesen, wie man Rosen vermehrt. Aber au weh: Auch da hab' ich erstmal viele Fehler gemacht: die Hagebutten zu früh abgeschnitten, so dass die bis zu 30 Samen darin noch nicht reif waren, oder den falschen Sand zum Abdecken der Erde genommen. Einmal hab' ich einen Sand erwischt, in dem Birkensamen waren - da sind im Frühjahr lauter kleine Bäumchen aufgegangen..."

Auch beim Kreuzen von zwei Rosensorten ist Vorsicht angesagt. Wänninger nimmt eine noch geschlossene Blüte - die konnte noch nicht von Insekten bestäubt werden - , entfernt die Blütenblätter und sammelt mit einer Pinzette die Blütenstaubbeutel ein. Nach einigen Tagen platzen die gewonnenen Pollensäckchen auf und ihr Inhalt kann mit einem Pinsel auf die Narbe einer anderen Rose, die man zuvor mit Alufolie vor einer Bestäubung geschützt hat, aufgebracht werden.

Etwa 5000 Mal hat Franz Wänninger, der Mitglied der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e.V. ist, sich schon als Bestäuber betätigt. "Oft ist das Ergebnis enttäuschend. Nur etwa fünf Prozent der Versuche gelingen richtig gut." Richtig gut bedeutet, dass in den Hagebutten im Spätherbst der Samen für eine neue, begeisternde Rosensorte lagert.

1983 stand die erste Rosentaufe für Franz Wänninger an. Er hatte es tatsächlich geschafft, eine ganz neue Sorte zu züchten: "Neuer Tag". "Als die Beetrose das erste Mal blühte, war das ein erhebendes Gefühl." Und der Beginn einer großen Leidenschaft. Mittlerweile ist der 74-Jährige der "Vater" von 270 eigenen Rosen mit so klingenden Namen wie Himmelssturm, Unschuld, Lichttraum, Morgenröte, Rosenprinz, Dorle oder Schneefalter. Diese Züchtungen sind nicht nur von internationalen Preisgerichten gekürt worden, sondern auch in berühmten Anlagen wie dem Rosarium in Dortmund, in Baden-Baden, Hamburg, Bad Langensalza oder auf der Blumeninsel Mainau im Bodensee zu bewundern. Vom Bundessortenamt hat Wänninger sich seine Kreationen nicht schützen lassen - das würde pro Rosensorte 1500 Euro kosten. Stattdessen hat er etliche Sorten für Vergleichspflanzungen des Sortenamtes zur Verfügung gestellt. "Dadurch ist ihre Existenz auch belegt. Und Geld verdient man als Hobbyzüchter ohnehin nicht. Man macht das einfach nur aus Leidenschaft."


"Man weiß nie, was herauskommt"

Franz Wänninger sät die gewonnenen neuen Samen traditionell am Nikolaustag, also am 6. Dezember, aus - in ungedüngte Erde, die er mit einem halben Zentimeter Quarzsand bedeckt. Erst stehen die Sämlinge kühl. Ab April, wenn sie keimen, ein bisschen wärmer. Ende Mai, Anfang Juni blühen sie zum ersten Mal. "Das ist jedes Mal wie Weihnachten für mich, die totale Überraschung. Man weiß nie, was herauskommt."
Wer einen Rundgang durch Wänningers Rosengarten machen darf, der beginnt zu ahnen: Herauskommen können die ungewöhnlichsten Rosen in allen Farbschattierungen, mit gefüllten oder ungefüllten Blüten in allen Größen, 20 Zentimeter niedrig, kletternd oder fünf Meter hoch. Und man lernt: Den einen Rosenduft gibt es nicht. Hier erinnert die Luft an Maiglöckchen, dort an Limone, gegenüber an Flieder. Betörend allesamt.
Man schnüffelt. Man schaut. Und ist plötzlich ein anderer.



INFO:


Stecklingsvermehrung: Für Laien am einfachsten ist die Stecklingsvermehrung. Franz Wänninger schneidet von einem Trieb einen bleistiftlangen Steckling mit drei oder fünf "Augen" (Triebansätzen) ab. Diesen steckt er tief in lockere Anzuchterde. Als Mini-Treibhaus verwendet er zwei durchsichtige Plastikbecher, deren Ränder er aufeinandersetzt. So kann er auch das Anwurzeln beobachten. Er gießt kräftig und lässt die Setzlinge dann knapp drei Wochen in Ruhe. Danach täglich lüften!
Neue Kreuzung: Rosen sind zweigeschlechtlich. Von der "Vaterrose" entnimmt man Blütenstaub, von der "Mutterrose" den männlichen Blütenpollen. Die Narbe/ den Stempel schützt man mit Alufolie vor Insekten (Fremdbestäubung). Nach drei Tagen bestäubt man die Narbe mit dem Blütenstaub. In den Hagebutten, die sich bilden, reifen neue Samen zum Aussäen.
Infos: www.rosen-zum-träumen.de