Videospiele begeistern Millionen von Menschen quer über den Globus. Doch so sehr sie begeistern, genauso kritisch und mit Vorurteilen behaftet, werden sie von vielen gesehen. Was davon stimmt, was ist Quatsch? Das erfährst du von uns.
Videospiele und Vorurteile gehen schon immer Hand in Hand.
Macht Zocken wirklich aggressiv und gewalttätig?
Mit Videospielen geistigeLeistungsfähigkeit und Motorik verbessern.
Interessante Ergebnisse: So wirken sich Videospiele auf deine Sehkraft aus.
Zocken für Medizin & Wissenschaft: Gamer entdecken sogar neue Planeten.
Der Gaming-Markt boomt! Videospiele begeistern die Masse. Der wachsendeTrend wurde durch die Corona-Pandemie sogar zusätzlich verstärkt. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom spielt jeder zweite Mensch in Deutschland Videospiele. Trotz steigender Beliebtheit, sich in virtuelle Welten zu stürzen, halten sich Vorurteile gegenüber Videospielen und Gamern nach wie vor hartnäckig. Grund genug, dass wir für dich die Klischees genauer unter die Lupe nehmen!
#1 Zocken macht aggressiv und gewalttätig
Erfurt, Emsdetten und Winnenden - die Städte haben zwei Gemeinsamkeiten. Sie waren Schauplatz eines Amoklaufs und Startpunkt öffentlicher und heiß diskutierterDebatten über Ego-Shooter. Die Täter spielten in ihrer Freizeit Call of Duty oder auch Counter Strike. Gerne auch als sogenannte Killerspiele bezeichnet. Für viele war klar, dass diese Spiele die Ursache für das aggressiveVerhalten waren.
Eines der, wenn nicht sogar das hartnäckigste Vorurteil:Gaming macht aggressiv und gewalttätig! Doch entspricht das wirklich der Realität? Der Gedankengang, dass man aufgrund von gewalttätigen Spielen selbst gewaltbereiter wird, ist an sich nicht abwegig. Dieser Theorie stehen jedoch einige Studien gegenüber.
Unter diesen Studien, die der Royal Society und der University of York, welche diesem Sachverhalt klarwidersprechen. Keine der beiden Studien konnte einen kausalenZusammenhang zwischen Videospielen und aggressivem Verhalten nachweisen. Dieses Ergebnis deckend, kommt zusätzlich auch eine Langzeitstudie von Dr. Sarah M. Coyne und Dr. Laura Stockdale hinzu. Die Forscherinnen untersuchten über 10 Jahre hinweg den Einfluss von gewaltverherrlichtenVideospielen auf das soziale Verhalten. Auch hierbei konnte kein Zusammenhang belegt werden.
Gute Stimmung, schlechte Stimmung?
Doch muss Gaming zumindest einen Einfluss auf deine Stimmung haben, oder nicht? Die Oxford University hat dazu eine klare Antwort - nein! Das Ergebnis ihrer Studie: Games machen keine gute Laune. Ist jetzt nicht gerade der beste Werbeslogan für die Gaming-Industrie, aber so böse wie das klingen mag, ist es in Wahrheit gar nicht.
Die Studie belegt nur, dass wenn du vor dem Zockenschlechte oder guteLaune hattest, wirst du sie auch danach noch haben. Laune oder Stimmung ist hierbei aber nicht gleichzusetzen mit dem Spaß am Spielen. Wenn wir keinen Spaß am Zocken hätten, würde dem wohl niemand freiwillig in seiner Freizeit nachgehen.
Als abschließendes Fazit bleibt jedoch: Zocken macht dich nicht zum gewaltbereiterenMenschen oder gar Amokläufer. Laut der Wissenschaft kann man das Vorurteil sogar widerlegen.
#2 Videospiele machen schlechte Augen, blöd und unkonzentriert
Schau nicht zu viel in die Glotze, sonst bekommst du noch viereckige Augen! Oft von den Eltern gehört und vor allem bei Gamern überdurchschnittlich häufig. Außerdem sollen Videospiele auch dem Gehirn schaden und uns so blöd und unkonzentriertmachen. Wirklich? Daphné Bavelier, Professorin der Universität Genf und Pionierin auf dem Gebiet der Forschung über den Einfluss von Videospielen auf die kognitiven Fähigkeiten und die Sehkraft, sieht das etwas anders.
Bevor wir dir jedoch die Ergebnisse von Prof. Bavelier zeigen, sei gesagt, dass zu viel des Guten eben nicht mehr gut ist. Also wie alles im Leben, lieber in Maßengenießen und nicht in Massen. Denn per se schadet Zocken deinem Sehvermögen nicht. So haben Experimente sogar das Gegenteil bewiesen.
Menschen, die 5-15 Stunden pro Woche mit Actionspielen a la Call of Duty verbringen, besitzen laut den Ergebnissen eine bessere Sehfähigkeit, können Details besser erkennen und mehr Graustufen unterscheiden als Nichtspieler. Hinzu kommt, dass sogar deine periphere Sicht verbessert werden kann. Viereckige und schlechteAugen? Fehlanzeige!
Machen Videospiele wirklich dumm?
Wenn Gaming deinen Augen nicht schadet, wie sieht es dann im Oberstübchen, nämlich im Gehrin aus? Welchen Einfluss das Zocken von Computerspielen auf das gesamte Gehirn hat, ist bis heute noch nicht komplett erforscht. Demnach sind die Forschungsergebnisse mit Vorsicht zu genießen.
Bavelier konnte aber nachweisen, dass Spieler eine bessere visuelle Aufmerksamkeit besitzen, bewegten Objekten besser folgen und schneller von einer Aufgabe zur nächsten wechseln können. Laut der Wissenschaftlerin funktionieren bei Gamern die Hirnregionen besser, die die Steuerung der Aufmerksamtkeit übernehmen.
Die AOK konnte in Studien zudem nachweisen, dass durch regelmäßiges Gaming das Gehirn in mehreren Arealen sogarwächst, vor allem die Teile, die für Gedächtnisbildung und räumliche Navigation zuständig sind. Das Vorurteil, dass man sich blöd zockt, kann man bisher also alles andere als belegen, eher sogar im Gegenteil.
#3 Gamer sind Einzelgänger und sozial inkompetent
Geh mal wieder raus an die Luft, damit du auch mal wieder unter Menschen kommst! Ein Satz, den viele Gamer, vor allem die Jüngeren unter uns, bestimmt schon gehört haben und nicht nur von den Eltern. Zocker sitzen also stundenlang im Zimmer, Fenster zu, Rollläden unten und Licht aus. Dabei bloß keinWort mit anderen Menschen wechseln und aus dem Zimmer gehen sie nur zur Nahrungsaufnahme oder um aufs stille Örtchen zu gehen.
Viele Menschen glauben bis heute, dass Zocken einsam macht und die Spieler Einzelgänger sind. Durch die stetige Entwicklungdes Online-Gamings ist das heutzutage aber nicht mehr als ein Mythos. Laut der Bitkom-Umfrage spielen nämlich 9 von 10 Gamern mit anderen zusammen. Ob mit Freunden aus dem realen Leben, oder auch mit Fremden, die quer über den Erdball verstreut sind, ist dabei völlig egal.
Zocken verbindet auf einzigartige Weise Menschen über soziale, geografische und monetäre Grenzen hinweg. Auf einmal kommen Menschen zusammen, die sich im realen Leben vielleicht nie über den Weg laufen würden. So werden Manager, Bauarbeiter, Erzieher und Studenten durch die Sprachchat-Funktion die besten Freunde und ein unschlagbares Team in virtuellen Arenen und Schauplätzen!
Nichtspielen ein Zeichen von sozialer Inkompetenz
Bis weit in die 2010er Jahre hielt sich der Glaube, dass langes Zocken ein Störfaktor für Sozialkompetenz und kommunikative Fähigkeiten sei. Das ging so weit, dass Gamer gefährdet seien zu vereinsamen. Heutzutage wissen wir es zum Glück besser.
Unter anderem hat eine Studie der Harvard University den Bezug zwischen Gaming und Sozialkompetenz untersucht und dabei sehr Überraschendes herausgefunden. Den Ergebnissen zufolge, besitzen Kinder bzw. Jugendliche, die keinen Kontakt zu Videospielen haben, mehr Probleme in der Schule oder im Elternhaus.
Da die meisten Computerspiele heute zusammen gespielt werden, sei Nichtspielen sogar ein Zeichen von fehlender Sozialkompetenz. Soll nicht heißen, dass Zocken ein Muss ist, um soziale Kompetenzen zu entwickeln, aber es schadet sicherlich nicht - aus sozialer Sicht - sich in in die Gamingwelt zu stürzen.
#4 Zocken macht dick und ist ungesund
Übergewichtig, dicke Brille, das letzte angebissene Stück Pizza, neben zwei Litern Cola und das Ganze vor flimmernder Glotze. So weit das stereotypische Bild eines klassischen Gamers. Mythos oder macht Zocken dich tatsächlich dick?
Hier wird es zweischneidig. Ein Team der Universitäten Würzburg und Linz haben mehrere Studien verglichen und kommen zu einem interessanten Resultat. "Die Studienlage bei Kindern und Jugendlichen widerspricht dem Stereotyp, bei Erwachsenen gibt es kleine Zusammenhänge zwischen Computerspielen und Körpermasse", so der Kommunikationspsychologe Markus Appel. Grund: Mehr Zeit mit Videospielen, heißt weniger Zeit für Sport.
Auf der anderen Seite gibt es Zocker, wie den ehemaligen Counter-Strike-Profi Jaroslaw "PashaBiceps" Jarzabkowski, der so gar nicht dem Stereotyp Zocker entspricht. Gamer und einen Körper, dass selbst Athleten neidisch werden könnten, geht also auch. Also stimmt jetzt das Klischee, oder nicht? Jein. Zocken kann dich dick machen, jedoch liegt das vor allem auch an vielen anderen Faktoren wie der Ernährung und Sport.
#5 Zocker sind Grobmotoriker aus dem Lehrbuch
Neben übergewichtig soll der Vorzeige-Gamer dazu noch zwei linke Hände besitzen und grobmotorisch sein. Studien, darunter mehrere der AOK, belegen jedoch, dass dies wirklich nur ein haltloses Vorurteil ist.
Bei den Probanden, die das Videospiel Super Mario spielten, konnte man mittels MRT-Aufnahmen eine Vergrößerungdes Kleinhirns feststellen. Eben die Hirnregion, die für die Feinmotorik zuständig ist. So verbesserte sich bei den Spielern unter anderem die Reaktionszeit und die Hand-Augen-Koordination.
Bei der Kontrollgruppe, die statt zu zocken, ein Buch lesen sollte, traf dies alles nicht zu. Zocken und Grobmotorik? Denkste!Manche Gamer haben eine Hand-Augen-Konzentration und Feinmotorik, von welcher manch Ottonormalverbraucher nur zu träumen wagt.
#5 Gaming ist doch eh zu nichts zu gebrauchen
Am Ende kommen wir noch zu einem Highlight unter den Klischees gegenüber des Zockens: Zeitverschwendung und für nichts zu gebrauchen. Zugegeben - zu zocken, während man beispielsweise für eine Prüfung ackern, oder für die Arbeit eine wichtige Aufgabe erfüllen sollte, ist Verschwendung kostbarer Zeit. Richtig angewendet, kann Gaming allerdings sogar gut für dein Leben sein.
Wenn du beruflich zum Beispiel in die medizinische Richtung gehst, könnte das Hobby sogar zum Trainingfür den Beruf werden. So sollen Gamer, laut mehreren Studien, wie etwa von der University of Ottawa, die besseren Chirurgen sein. Durch das Zocken von Videospielen wird die Hand-Augen-Koordination trainiert, berichtetn die Forscher.
Hinzu kommt das viele Operationen heutzutage per Roboter-Chirugie durchgeführt werden und die Technik dabei über eine Art Joystick gesteuert wird. Ein klassisches Heimspiel für den Gamer-Chirugen. Das nächste mal den Arzt also nicht nur nach seiner Erfahrung befragen, sondern frag doch einfach mal: Zocken Sie? Nur um ganz sicher zu gehen.
Mit Videospielen spielerisch lernen und sogar Planeten entdecken
Nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Wissenschaft, wurde der Wert des Gamings mittlerweile erkannt, wenn man gezielt einsetzt. Ob Sprachwissenschaft, Biochemie oder Astronomie - durch Gaming lässt sich spielerisch lernen.
So schwört Simone Bregni, Professor der Saint Louis University, auf das Spiel Assassin's Creed 2, wenn es darum geht, seinen Studenten italienisch beizubringen. Mit großem Erfolg, wie er seine Erfahrungen beschreibt. In der Biochemie konnten Gamer die Struktur eines Enzyms eines Virus entschlüsseln, welches für den Kampf gegen AIDS helfen könnte.
Und dank dem Spiel Planet Hunters konnten Gamer sogar zwei neue Planeten entdecken. Nimm das NASA! Aber Spaß beiseite: Gaming ist längst in der Mitte der Gesellschaft und unserer Kultur angekommen. Gaming kann egal ob im alltäglichen Leben oder in der Wissenschaft ganz neue Blickwinkel erföffnen. Pauschal zu behaupten, dass Zocken reine Zeitverschwendung und dabei zu Nichts zu gebrauchen ist, entspricht also nicht der ganzen Wahrheit.
Fazit: Ist Zocken jetzt schlecht oder gut?
Das hört sich doch gut an, oder? Endlich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man stundenlang vor der Kiste hockt. So ganz einfach ist es dann leider doch nicht. Sicher - wir konnten einige hartnäckige Vorurteile zum Teil entkräften. Diese sollen allerdings keine Ausrede dafür sein, dass man sein Leben dem Zocken unterordnet. Dennoch gibt es einige sehr positive Aspekte, die das Zocken mit sich bringt, eben auch für die Gesundheit.
Fakt ist, dass Gaming und Videospiele vor allem bei Jugendlichen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Selbst im alltäglichenSprachgebrauch wird immer öfter Gaming-Jargon verwendet. Deswegen solltest du nicht allen Vorurteilen Glauben schenken und offen gegenüber neuen Möglichkeiten und Perspektiven sein. Natürlich solltest du auch alles kritischhinterfragen, auch und vor allem, sodass übermäßiges ZockenkeinProblem wird.
Die zuvor erwähnte Professorin Bavelier hat in ihrem Publikumsvortrag, der in diesem Artikel zuvor bereits erwähnt wurde, einen guten Vergleich parat. Sie zieht dabei Parallelen zum Konsum von Wein. "Es gibt unschöne Verwendungen von Wein, aber wenn man Wein in vernünftigenMaßen konsumiert, kann er sogargesund sein", beschreibt es Bavelier treffend. Denn genauso verhält es sich mit dem Zocken vor der Flimmerkiste. Richtig angewendet, kann Zocken sogar positiv wirken, aber zu viel des Guten, kann nach hinten losgehen.
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