Eintrittsalter in die Rente: "Anhebung darf kein Tabu mehr sein"

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Jetzt attackiert der Sozialverband VdK die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Forderungen würden bayerische Wirtschaft "nicht aus der Misere retten".

 "Wir sind als Standort zu teuer. Wir sind zu kompliziert. Wir sind zu wenig für die Zukunft gerüstet. Wir sind zu alt. Und wir sind zu leistungsfeindlich." Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) geht mit drastischen Worten in die Offensive. 

Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl im Februar hat er klare Vorstellungen davon, was mit der Rente in Deutschland passieren muss. In einem 100-Tage-Programm mit schnell umsetzbaren Maßnahmen für die künftige Bundesregierung nennt die vbw deutliche Schritte.

Rente erst ab 68 darf kein Tabu-Thema sein

Erst seit dem Jahreswechsel 2025 gilt die nächste Anhebung der Altersgrenzen – auch mit Folgen für die Abschläge bei der Frührente. Zu wenig für Hatz und die vbw. 

Die Vereinigung fordert "in den sozialen Sicherungssystemen ein schlüssiges Gesamtkonzept, mit dem die Beitragssätze wieder unter die 40-Prozent-Schwelle sinken". Hatz: "Für die Rente heißt das unter anderem, dass die Rente mit 63 sofort abgeschafft werden muss. Zudem darf die Anhebung des Renteneintrittsalters – etwa auf 68 Jahre – kein Tabu sein".

Laut dem Portal br.de hat der vbw-Präsident die Forderung noch weiter bekräftigt: "Wir werden gesünder und älter und wir werden weniger, ergo müssen wir mehr arbeiten oder wir gefährden unsere Zukunft."

Sozialverband attackiert Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft

Eine Vorstellung, die man beim Sozialverband Deutschland VdK nicht teilt. Von Verena Bentele, Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Bayern, kommen daher auch sehr deutliche Worte in Richtung Wolfram Hatz und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Auf Nachfrage von inFranken.de und auch in einer öffentlichen Stellungnahme heißt es: "Eine weitere Anhebung des Rentenalters wird die bayerische Wirtschaft nicht aus der Misere retten." 

Der VdK kritisiert die weiterhin schlechten Voraussetzungen in den Unternehmen für ältere Arbeitnehmender, damit der Großteil von ihnen auch "bis zur derzeitigen Regelaltersgrenze gesund und leistungsfähig bleibt". Und auch bei einigen Firmenentscheidungen trifft es diese Gruppe meist zuerst. Bentele: "Bei Kündigungswellen, wie sie leider auch in der bayerischen Industrie zu befürchten sind, werden Ältere als Erstes rausgedrängt."

VdK sicher: Pläne der Wirtschaft erhöhen Altersarmut

Für die Landesvorsitzende des VdK Bayern sind solche Maßnahmen, wie sie der Wirtschaftsvereinigung ins Spiel bringt, reine Augenwischerei: "Wenn sich daran nichts ändert, ist jede Anhebung der Regelaltersgrenze nichts weiter als ein Rentenkürzungsprogramm, das im Endeffekt nur die hohe Altersarmutsquote in Bayern erhöhen wird."  Schließlich, so erklärt es Bentele, würden für jeden Monat, den jemand früher aus dem Job geht, Rentenabschläge bis ans Lebensende fällig werden.

Vom Sozialverband kommt daher eine ganz andere Forderung: Der Sozialverband VdK fordert eine komplette Neuausrichtung der gesetzlichen Alterssicherung, nämlich die ‚Rente für Alle‘. Dabei geht es darum, dass alle Erwerbstätigen, also auch Beamte, Politiker sowie Selbstständige, in die Rentenversicherung einzahlen. Außerdem wird nach dem Verlust der Kaufkraft in den vergangenen Jahren, eine "adäquate Rentenerhöhungen und ein verlässliches Rentensicherungsniveau von 53 Prozent statt direkter und indirekter Kürzungsfaktoren" gefordert. 

In Bayern, so erklärt es Verena Bentele liegt die Durchschnittsaltersrenten derzeit bei Männern bei 1400 Euro, bei Frauen sind es gerade mal 869 Euro. Bentele: "Schon jetzt ist jede Vierte der über 65-Jährigen in Bayern armutsgefährdet."

Für die Bundestagswahl im Februar ist die Rente für alle Parteien eines der ganz großen Themen. 

Altersgrenze: Weitere Anhebung bei den Parteien kein Thema

Bei der SPD dürfte die Idee der Rente ab 68 auf wenig Gegenliebe stoßen. Immerhin hatten Bundeskanzler Olaf Scholz und der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil immer wieder bekräftigt, dass es mit ihnen keine weiter Anhebung des Renteneintrittsalters geben wird. 

Und auch bei der CDU sucht man eher nach anderen Wegen, als weiter an der Altersgrenze zu schrauben. Hier kommt die Aktiv-Rente ins Spiel. Anreize schaffen für einen längeren Verbleib am Arbeitsplatz – auch im eigentlichen Ruhestand. 

Die Grünen wollen ebenfalls am Rentenalter 67 festhalten und auch Anreize schaffen darüber hinaus weiter arbeiten zu gehen. Bei der FDP will man den Eintritt in die Rente individualisieren. Wer dabei über 60 Jahre alt ist und Ansprüche über der Grundsicherungsgrenze erworben hat, könnte demnach selber entscheiden welchen Weg er gehen möchte. 

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