Nach Trump-Ankündigung: ETFs schnellen in die Höhe - können Anleger aufatmen?

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Nach Trump-Ankündigung: ETFs schnellen in die Höhe - können Anleger aufatmen?
Trumps Zollpolitik hat für viel Verunsicherung bei den Anlegern gesorgt - erst sackte der Kurs des beliebten MSCI World massiv ab, dann stieg er plötzlich wieder an.
Nach Trump-Ankündigung: ETFs schnellen in die Höhe - können Anleger aufatmen?
Arne Dedert/dpa

Viele Anleger dürften sich jetzt freuen: Nachdem US-Präsident Trump angekündigt hatte, die Zusatzzölle vorerst auszusetzen, schnellte der Kurs des beliebten MSCI-World-Index wieder in die Höhe. Also alles wieder gut?

Update vom 10.04.2025, 17 Uhr: MSCI World steigt nach Trump-Ankündigung

Die aktuellsten Entwicklungen zeigen eindrücklich, wie viel sich an der Börse innerhalb von kurzer Zeit ändern kann: Anfang der Woche beklagten viele Anleger noch den Sinkflug des MSCI World durch die angekündigten Zölle von US-Präsident Donald Trump, der Index-Kurs war mit etwa 10 Prozent im Minus.

Das hat sich nun deutlich verändert. Der Grund: Trump kündigte am Mittwoch (9. April 2025) an, die Zusatzzölle für alle Länder bis auf China für die nächsten 90 Tage auszusetzen, wie unter anderem die dpa berichtete. Auch die EU habe daraufhin entschieden, die geplanten Sonderzölle vorerst nicht zu verhängen. Diese Entscheidungen wirkten sich deutlich auf den Kurs des MSCI World aus.

"Das gehört einfach dazu": Finanzexperte ordnet Zick-Zack-Kurs des MSCI World ein

Der Index erholte sich enorm und lag laut der Plattform boerse.de am Donnerstagnachmittag (10. April 2025) gegen 16 Uhr schon wieder bei plus 6 Prozent, gegen 17 Uhr bei 5,29 Prozent. Zur Erinnerung: Im Durchschnitt erzielten langfristige Anlagen in den vergangenen zehn Jahren eine Rendite von knapp 7,8 Prozent jährlich.

Also fast wieder alles beim Alten? Ralf Scherling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW, bestätigt: "Das gehört einfach dazu. Und das wird es auch immer wieder geben." Dass Trumps künftige Zollpolitik erneut Einfluss auf die Aktienkurse weltweit haben könnten, sei also nicht ausgeschlossen.

"Wenn die langfristige Anlagestrategie passt, sollte man diese auch beibehalten", betont er. Am besten sei es oft, die aktuellen Kurse gar nicht zu genau im Auge zu behalten. Denn Trumps Zollpolitik habe erneut bewiesen, wie schnell sich die Lage an der Börse verändern kann.

Erstmeldung vom 09.04.2025, 15.45 Uhr: Harte Zeiten für Anleger – Finanzexperte gibt Tipps

ETFs sind mittlerweile eine beliebte Geldanlage - viele Menschen setzen dabei vor allem auf den MSCI World-Index. Der Nachteil: Durch die große Anzahl amerikanischer Unternehmen in den Fonds rutschen die entsprechenden ETFs durch Trumps aktuelle Zollpolitik ordentlich ins Minus. Das kann auch für Rentner zum Problem werden. Was also tun?

Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW, rät in einer aktuellen Mitteilung der Verbraucherzentrale NRW dazu, Ruhe zu bewahren. Für Anleger hat er einige Tipps.

MSCI World-Index - darum sind die ETFs von den Trump-Zöllen so stark betroffen

Der US-Präsident Donald Trump hat neue umfassende Importzölle angekündigt, die deutlich höher ausfallen als erwartet. Das trifft besonders exportorientierte Branchen und Unternehmen mit globalen Lieferketten hart - und somit Unternehmen weltweit.

Dadurch sind auch die Schwankungen im MSCI World zu erklären. In dem Aktienindex sind die größten Unternehmen aus den Industrieländern weltweit enthalten, erklärt Scherfling - und viele davon sitzen in den USA. Der Anteil der USA im Fonds beträgt etwa 70 Prozent.

Gerade wenn ein Land – wie die USA im aktuellen Fall – eine zentrale Rolle im Konflikt spielt, wird die hohe Gewichtung dieses Landes in globalen Indizes zu einem Problem.  "Daher haben Änderungen in den USA, wie eine neue Handels- oder Zollpolitik, aber auch die Entwicklung des US-Dollar gegenüber anderen Währungen letztlich immer auch Auswirkungen auf den MSCI World", betont der Finanzexperte.

Von plus 7,8 auf minus 10 Prozent: MSCI World im Sinkflug - so sollten Anleger reagieren

Dabei lief der Fonds in den vergangenen Jahren so gut – im Durchschnitt erzielten langfristige Anlagen in den vergangenen zehn Jahren eine Rendite von knapp 7,8 Prozent jährlich. Im Jahr 2025 sei der Index allerdings bisher mit etwa 10 Prozent im Minus.

Also lieber verkaufen? Davon rät Scherfling dringend ab. "Langfristig richtige Strategien, die in der eigenen Situation weiterhin passend sind, sollte man nicht wegen kurzfristiger Entwicklungen aufgeben", betont er.

Genau deshalb sei es sinnvoll, wenn die Laufzeit bei der Geldanlage in einem Aktienfonds mindestens zehn Jahre betrage. So könnten kurz- und mittelfristige Kursrückgänge von einigen Monaten oder gar Jahren ausgesessen werden, ohne in die Not zu kommen, mit Verlust verkaufen zu müssen.

Einbrüche sind keine Seltenheit, betont der Experte

"Solche zwischenzeitlichen Einbrüche gibt es immer wieder, wie beispielsweise das Platzen der Dotcom-Blase 2000, die Finanzkrise ab 2008 oder der Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 gezeigt haben", erläutert der Finanzexperte. Im Anschluss erfolge jedoch meist mit Verzögerung eine Erholung der Kurse.

Was aber, wenn das Geld mittelfristig benötigt wird und sich der Kurs des MSCI World bis dahin vielleicht nicht erholt? Dann sei es eine Überlegung wert, die Aktienquote zu reduzieren. "Sie könnten den für das mittelfristige Ziel benötigten Betrag so lange ohne Kursrisiko auf einem Festgeldkonto anlegen", lautet Scherflings Empfehlung.

Dies könnte besonders nützlich sein für Anleger, die ihre Anteile am MSCI World bereits vor längerer Zeit erworben haben. Selbst wenn der Kurs im Jahr 2025 gesunken ist, könnten sie mit Gewinn verkaufen.

Diversifikation im eigenen Portfolio beachten - welche Änderungen sind sinnvoll?

Für diejenigen, die die unsichere Lage an der Börse lieber aussitzen möchten, gibt es die Möglichkeit, statt sofort zu investieren, den Notgroschen – laut Verbraucherzentrale mindestens drei Netto-Gehälter – aufzustocken. So bleibe man flexibel und könne eine Entscheidung treffen, sobald sich die Finanzmärkte stabilisiert haben.

Dennoch könne man die aktuelle Situation zum Anlass nehmen, die eigene Strategie zu verändern - besonders in Bezug auf das Stichwort Diversifikation. Es lohnt sich zu prüfen, ob die eigenen Geldanlagen auch wirklich breit genug gestreut sind.

Empfindet man den Anteil an Technologieunternehmen oder der USA im MSCI World beispielsweise als zu hoch, könne man im eigenen Portfolio auch Veränderungen vornehmen. "Beispielsweise könnte man ETFs ergänzen, die auf kleinere Unternehmen (small caps) setzen oder ihren Schwerpunkt in anderen Regionen wie Europa haben", empfiehlt der Experte.

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