- Nach Rekordständen: Inflation im Juni 2022 wieder leicht gesunken
- Grund dafür sind 9-Euro-Ticket und Tankrabatt
- Keine Entwarnung: Inflation könnte bald wieder steigen
- Warum gibt es eine Inflation?
- Weshalb ist die Inflation so hoch?
- Was bedeutet die hohe Inflation für Sparer?
- Der Tipp: Dein persönlicher Inflationsrechner
Nach Monaten mit Rekordständen ist die Inflation im Juni 2022 erstmals wieder leicht gesunken. Entwarnung ist dennoch nicht in Sicht, denn Experten gehen davon aus, dass die Entspannung nur von kurzer Dauer ist. Viele Bürger sind angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung der hohen Inflationsraten der letzten Monate besorgt, zeigt der Sicherheitsreport des Centrums für Strategie und Höhere Führung. Doch was ist die Inflation eigentlich? Warum ist sie gerade so hoch und mit welchen Auswirkungen müssen Sparer rechnen?
Wie hoch ist die Inflation aktuell?
Im Juni 2022 betrug die Inflation nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 7,6 Prozent. Sie hat damit im Vergleich zum vorangegangenen Monat etwas an Dynamik verloren. Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 7,9 Prozent gelegen, im April bei 7,4 Prozent. Insgesamt steigen die Verbraucherpreise aber schon seit Juli 2021 steil an und liegen Monat für Monat auf Rekordniveau.
Verantwortlich für den Rückgang der Teuerungsrate im Juni sind nach Einschätzung der Statistiker das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt. Sie wirkten sich leicht dämpfend auf die Inflation aus. Zwar dürften die staatlichen Entlastungen den Preisanstieg auch im Juli und August noch abmildern. Doch könnte die Inflationsrate wieder nach oben schießen, wenn die Maßnahmen Ende August auslaufen.
Für den Vergleich der Inflationsraten nutzen die Statistiker in Wiesbaden beim Bundesamt üblicherweise Jahreswerte. Den gibt es natürlich nicht für das laufende Jahr. In 2021 stieg die Inflationsrate in Deutschland auf 3,1 Prozent und damit so heftig, wie zuletzt vor 30 Jahren. Die niedrigste Inflation mit 0,3 Prozent gab es 2009. Den höchsten 1992 mit 5 Prozent. Die Prognose für das gesamte Jahr 2022 liegt bei 6,1 Prozent. Gibt es einen Idealwert? Die meisten Zentralbanken streben keine Inflation von Null-Prozent an, sondern eine leicht positive Rate. Mit anderen Worten: Nicht jeder Preisanstieg wird zwangsläufig als inflationär und unerwünscht betrachtet.
Was erwartet Verbraucher in der Zukunft?
Volkswirte rund um den Globus erwarten bis in die Mitte dieses Jahrzehnts eine hohe Inflation. Im laufenden Jahr rechnen 663 vom Münchner Ifo-Institut und dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik befragte Ökonomen im Schnitt mit einer Teuerungsrate von 7,7 Prozent. Für 2023 und 2026 liegen die Schätzungen bei weltweit durchschnittlich 6,2 beziehungsweise 4,5 Prozent, wie das Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. "Die Inflation ist weltweit gekommen, um zu bleiben", sagte Ökonom Niklas Potrafke.
Die Inflation in Europa ist dabei im internationalen Vergleich eher maßvoll. Eine besonders starke Teuerung von mehr als 20 Prozent erwarten die befragten Volkswirte in Südamerika, Nord- und Ostafrika sowie West- und Zentralasien.
Im weltweiten Vergleich seien die Inflationserwartungen in Nord- und Mittelamerika sowie weiten Teilen Europas mit unter 10 Prozent niedrig. Die zwei Institute befragen für ihren vierteljährlichen "Economic Experts Survey" Volkswirte in weit über 100 Ländern.
Was bedeutet "Inflation" überhaupt?
Egal ob bei Lebensmitteln, Benzin oder Miete - in fast allen Bereichen steigen die Preise. Verbraucher registrieren mit Entsetzen, dass gerade beim täglichen Bedarf alles teurer ist. Auch Unternehmen müssen mehr Geld für ihre Vorprodukte oder Energie ausgeben.
Ist der Preisanstieg messbar? Ja, und zwar an der Inflationsrate. Dieser höchst sensible Wert errechnet sich aus dem Preisanstieg bestimmter Waren und Dienstleistungen. Und zwar gemessen am durchschnittlichen Bürger in Deutschland. Um es noch konkreter zu machen: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat einen Warenkorb zusammengestellt. Darin ist einiges: Lebensmittel, Bekleidung, Miete, Strom, Kosten für Telekommunikation, die Mitgliedsgebühr für das Fitnessstudio und die Ausgaben für Rohstoffe (Benzin, Heizöl) sowie staatliche Gebühren und Steuern. Insgesamt 650 Güter.
Die Summe aller Ausgaben für diesen fiktiven Warenkorb spiegeln sich im Verbraucherpreisindex, der im Vergleich zum Vormonat oder Vorjahr die jeweilige Veränderung anzeigt. Ergibt sich eine Steigerung, ist das die Index-Zahl, die die aktuelle Höhe der Inflation anzeigt.
Warum gibt es Inflation?
Dahinter steckt der Markt, der in kapitalistischen Wirtschaftssystemen (fast) immer den Preis für Waren und Dienstleistungen durch Angebot und Nachfrage entwickelt. Und das funktioniert so: Übersteigt die Güternachfrage das Angebot und es ist nicht möglich, das Angebot kurzfristig zu erhöhen, sind steigende Preise unausweichlich. Die Inflation nimmt ihren Lauf.
Aktuell haben der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Corona-Pandemie die ökonomischen Rahmenbedingungen radikal verändert.
Beispielsweise sind Baustoffe knapp, aber auch Computerchips und bestimmte Lebensmittel. Wegen der hohen Nachfrage steigen die Preise. Den geben die Unternehmen an ihre Kunden weiter.
Weshalb ist die Inflation so hoch?
Die Europäische Zentralbank hat drei Gründe für die steigende Inflation ausgemacht:
- Die höheren Energiepreise, durch den Krieg in der Ukraine,
- die Belebung der Wirtschaft nach der Corona-Krise,
- und unterdurchschnittliche Inflation in den Corona-Jahren.
Höhere Energiepreise treiben die Inflation nach oben: Öl, Gas und Strom sind überall auf der Welt teurer geworden, insbesondere durch den Krieg in der Ukraine. Da ein großer Teil der Kosten von Unternehmen und privaten Haushalten im Zusammenhang mit Energie steht, spielt der Öl-, Gas- und Strompreis eine wichtige Rolle bei der Gesamtinflation. Wiederbelebung der Wirtschaft: Die Menschen haben wieder begonnen, zu reisen und Restaurants zu besuchen. Sie kaufen wieder mehr. Wenn eine Wirtschaft wächst, fällt es Unternehmen leichter, ihre Preise zu erhöhen. Das passiert gerade. Die Inflation ist jetzt hoch, weil sie letztes Jahr so niedrig war: Gemeint ist damit ein statistischer Effekt. Zur Messung der Inflation wird verglichen, wie sich die Preise gegenüber dem Vorjahr verändern. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Jahr waren die Preise außergewöhnlich niedrig.
Was macht die hohe Inflation mit den Sparern?
Nichts Gutes, insbesondere dann nicht, wenn die Zinsen sehr gering sind. Und so musst du rechnen: Die Verzinsung auf dem Sparkonto und die Inflation ergeben zusammen den Realzins, also die "echte" Verzinsung.
Liegen die Zinsen bei ein Prozent und die Inflation bei ein Prozent, ist der Realzins Null-Prozent. Der Wert des Vermögens bleibt in diesem Fall erhalten. Kritisch ist es, wenn die Zinsen bei Null-Prozent bleiben und die Inflation deutlich darüber bei sieben Prozent ist. In diesem Fall ist der Realzins bei minus sieben Prozent. Das Vermögen verliert also an Wert. Das heißt: Von der Summe, die du auf dem Konto hast, kannst du dir "real" weniger kaufen.
Die Inflation enteignet die Sparer, auf den Sparkonten schmilzt das Vermögen. Eine gute Nachricht gibt es trotzdem: Die Zeit der Negativzinsen ist im Sommer 2022 vorbei.
Der Tipp: Dein persönlicher Inflationsrechner
Die Inflation ist ein Wert, der seine Grundlage im Warenkorb hat. Dieser fiktive Korb repräsentiert das durchschnittliche Kaufverhalten der deutschen Bürger.
Das muss aber keineswegs mit deinem übereinstimmen.
Wenn du beispielsweise kein Auto fährst, brauchst du dich natürlich auch nicht über die hohen Spritpreise ärgern. Deshalb ist es ganz praktisch, seine individuelle Inflationsrate zu errechnen.
Fazit
Die hohen Inflationsraten treffen vor allem Normalverdiener und Sparer. Dein Einkommen und Erspartes verlieren an Kaufkraft. Die Politik und die Europäische Zentralbank (EZB) muss alles daran setzen, die Inflationsrate auf das erträgliche Niveau von zwei bis vier Prozent herunterzudrücken.
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