Schlusslicht bei der Lebenserwartung: Werden Krankheiten in Deutschland zu spät erkannt?

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Bluthochdruck ist der größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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In Deutschland sinkt die Lebenserwartung laut einer neuen Studie. Ursache sind vor allem Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr Prävention und Früherkennung ist angeraten.

  • Deutschland fällt bei der Lebenserwartung im Vergleich zurück
  • Gefahr Nummer eins: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • So kannst du selbst Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
  • Fazit: mehr Vorsorge und Früherkennung nötig

Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich sehr viel in sein Gesundheitssystem investiert, liegt es laut einer aktuellen Studie bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich hinten – und fällt weiter zurück. Verantwortlich ist vor allem eine hierzulande erhöhte Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Deutschland fällt bei der Lebenserwartung zurück

Eine aktuelle Studie des Bundes­instituts für Bevölkerungs­forschung und des Max-Planck-Instituts für demogra­fische Forschung (Pavel Grigoriev et al., 2024) untersuchte die Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland zwischen 1960 und 2019. Im Vergleich mit 15 anderen westeuropäischen Ländern fand sich in Deutschland eine erhöhte Sterblichkeit in den mittleren und hohen Altersgruppen. Die Studie zeigte einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während Frauen erst ab einem Alter von 75 Jahren eine erhöhte Sterblichkeit zeigen, ist der Wert bei Männern besonders in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren höher.

Deutschlands Rückstand bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich ist in den letzten 20 Jahren noch einmal größer geworden: Im Jahr 2000 lag Deutschland bei den Männern 0,73 Jahre und bei Frauen 0,74 Jahre zurück. 2019 waren es bereits 1,43 Jahre bei den Männern und 1,34 Jahre bei den Frauen.

Die Studie erklärt diese Entwicklungen überwiegend durch die Sterblichkeit an nicht übertragbaren Krankheiten. In Deutschland gibt es vor allem deutlich mehr Todes­fälle durch Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen im fortgeschrittenen Erwachsenen- und Rentenalter.

Gefahr Nummer eins: Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen sind mit gut einem Drittel die häufigste Todes­ursache in Deutsch­land, wie Zahlen des Statistischen Bundes­amts zeigen. Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen sind beispielsweise Herzinsuffizienz (Herzschwäche), koronare Herz­erkrankungen, Angina Pectoris (Brustenge) oder Herzrhythmusstörungen.

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Beim Anteil der Krebssterbefälle lag Deutschland unter dem Durchschnittswert der 15 Länder. Die Studie relativiert dieses Ergebnis aber: Durch die hohe Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziere sich das Risiko, an Krebs zu sterben. Die Forschenden der Studie des Bundes­instituts für Bevölkerungs­forschung und des Max-Planck-Instituts vermuten Versäumnisse bei der Prävention, Früherkennung und Behandlung als Ursache für das schlechte Abschneiden Deutschlands.

Damit Deutschland wieder zu den anderen westeuropäischen Ländern aufschließen kann, müsste die Sterblichkeit ab 50 Jahren aufwärts verringert werden. Dazu ist auch mehr Forschung zu den Ursachen für das schlechte Abschneiden nötig.

So kannst du selbst Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen vorbeugen

Die Ergebnisse der Studie sind auch ein Signal an jede und jeden, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. Denn du kannst Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen vorbeugen. Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und ungesunde Ernährung sind die wichtigsten Risiko­faktoren für Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen. Sie alle führen oft auch zu Bluthochdruck.

Blut­hoch­druck ist der größte Risikofaktor. Ein über längere Zeit anhaltender zu hoher Blutdruck ist eine starke Belastung für deine Gefäße. Wichtige Organe wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen können auf Dauer geschädigt werden. Bluthochdruck kann zu Schlaganfall, aber auch Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche führen. Zu hohe Blutdruckwerte bleiben oft lange Zeit unerkannt, da sie zunächst keine speziellen Symptome verursachen. Deshalb solltest du deine Blutdruckwerte regelmäßig messen oder messen lassen. Das gilt vor allem ab einem Alter von etwa 50 Jahren.

Laut Erstautor Pavel Grigoriev zeigen internationale Daten, dass die deutsche Bevölkerung vergleichsweise schlechtere Ernährungsgewohnheiten hat. Es gebe ein geringeres Angebot an Gemüse und Obst und es würde weniger davon konsumiert als in anderen Ländern. Eine schlechte Ernährung mit zu viel Salz und Zucker, zu viel Fett und Fleisch, übermäßigem Alkoholkonsum und zu wenig Grünem beeinflusst deine Herzgesundheit negativ. Hier findest du Tipps für eine herzgesunde Ernährung.

Fazit: mehr Vorsorge und Früherkennung nötig

Mit den Ergebnissen der Studie appellieren die Forschenden vor allem an die Politik, Prävention und Früh­erkennung chronischer Krankheiten auszubauen. Denn der vorhergesagte Anstieg der Bevölkerung im Alter über 80 Jahren von aktuell 6 auf bis etwa 9 Millionen im Jahr 2050 wird, wenn der Gesundheitszustand der Bevölkerung so bleibt, das Gesundheitswesen noch stärker belasten. "Gesünder altern" lautet daher das Motto.

Auch das "Zurückdrängen" des Konsums von Tabak, Alkohol oder anderen Suchtmitteln und der Fokus auf gesündere Ernährung können zur Verringerung der Sterblichkeit beitragen. Inwieweit nicht medizinische Faktoren wie Werte, Familie oder soziale Unterschiede eine Rolle bei der erhöhten Sterblichkeit spielen, soll laut der Studie noch weiter erforscht werden.

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