Der Kältetod kann stundenlang dauern. Doch was passiert im Körper und wie erkennt man die Symptome?
Im Winter steigt die Gefahr für Erfrierungen und für Unterkühlung stark an. Besonders betroffen von dieser Gefahr sind Obdachlose, da sie viel Zeit im Freien verbringen. Vor allem nachts, aber auch tagsüber sind sie einem hohen Risiko ausgesetzt, stark zu unterkühlen und sogar daran zu sterben.
Um helfen zu können, ist es auch wichtig, zu verstehen, was während des Erfrierens im Körper passiert. Der Kältetod ist nämlich auch kein schneller Vorgang, sondern dauert oft mehrere Stunden an, gerade, wenn die Temperaturen nicht weit unter dem Gefrierpunkt liegen, sondern - wie häufig in Deutschland im Winter, zwischen 0 und 10 Grad Celsius.
Was passiert bei einer starken Unterkühlung und wie äußert sie sich?
Der Kältetod setzt nicht sofort ein, sondern zunächst reagiert der Körper auf eine beginnende, ernsthafte Unterkühlung mit etwas, das wir alle kennen, wenn es kalt ist: Zittern. Starke Unterkühlung macht sich durch Schüttelfrost bemerkbar, also starkes, kaum zu kontrollierendes Zittern.
Die Kälte schlägt sich jedoch nicht nur auf die Muskulatur nieder, sondern auch auf das Gehirn. So werden Betroffene unkonzentriert, sprechen undeutlich und fühlen sich benommen. Oft werden sie teilnahmslos und schläfrig. Wenn dies eintritt, wird es gefährlich, denn wer die Situation nicht mehr richtig einschätzen kann oder einschläft, kann sich natürlich nicht mehr aus der gefährlichen Lage befreien - Hilfe von außen ist dann dringend notwendig, um dem Kältetod zu entgehen. Symptome wie Zittern, Schwäche und geistige Verwirrung treten aber auch bereits bei einer leichten Unterkühlung von etwa zwei Grad unter Normaltemperatur auf - die Körpertemperatur ist ein recht fragiles Konstrukt, das leicht aus der Balance gerät.
Der Körper setzt bei starker Kälte eindeutige Prioritäten: Die wichtigsten Organe sitzen im Kopf und in der Körpermitte. Daher wird der Blutfluss in Arme und Beine reduziert, um Wärme vor allem zu den lebenswichtigen Bereichen zu transportieren, wenn sie nicht mehr umfangreich zur Verfügung steht. Diese Rationierung der Energie bedeutet aber auch, dass Finger und Zehen in Gefahr sind, zu erfrieren. Gerade Zehen sind hiervon betroffen, da sie in Schuhen schwitzen und die austretende Feuchtigkeit zu einer zusätzlichen Abkühlung führen kann. Eine beginnende Erfrierung äußert sich durch Kribbeln und ein Taubheitsgefühl, auch wird die Haut kalt und rot. An diesem Punkt ist das Gewebe noch nicht unwiderruflich geschädigt. Geht es weiter mit der Kälte, verfärbt sich die Haut gelblich-weiß und dann weißgrau - sie gefriert buchstäblich und wird erst wächsern und dann hart. Jegliche Empfindung für Kälte und Schmerzen gehen verloren. Im Verlauf von 24 bis 48 Stunden bilden sich Blasen und die Haut wechselt von weißgrau zu schwarz.
Wann tritt der Tod ein - bei welcher Temperatur stirbt man?
Wenn die Körpertemperatur deutlich unter den Normalzustand von rund 37 Grad sinkt, auch Hypothermie genannt, wird es lebensgefährlich: Bei etwa 27 Grad Celsius ist die Grenze erreicht: Das sei "mit dem Leben nicht mehr vereinbar", so Detlef Günther von der Medizinischen Hochschule Hannover in einem Interview mit der Hannover Neuen Presse. Dann komme es zu schweren Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern, Herzstillstand und dem völligen Zusammenbruch des Organismus. Beim Erreichen einer inneren Temperatur von 21 Grad schließlich tritt der Tod ein. Dabei versagt das Herz früher als das Gehirn - dieses überlebt etwas länger, da sein Stoffwechsel langsamer abläuft.
Dass ein dramatisches Stadium auf dem Weg zum Kältetod erreicht ist, kann man daran erkennen, dass auch das Zittern aufgehört hat. Der Körper ist dann völlig erschöpft und stellt die Bemühungen nach einer Wärmeversorgung durch schnelle Muskelbewegungen ein. Auch geistig ist dann, sollte die erfrierende Person noch bei Bewusstsein sein, nicht mehr viel zu wollen - Menschen ergeben sich an diesem Punkt in ihr Schicksal.