Wer ständig müde und krank ist, sollte aufpassen: Ein bestimmtes Organ könnte Schuld daran sein. Etwa 40 Prozent der Betroffenen haben aber keine Ahnung von ihrer Erkrankung.
Wenn es draußen dunkel und kalt ist, kommen viele häufig schwer aus den Federn. Wer sich allerdings dauerhaft müde und schlapp fühlt und noch dazu ständig erkältet ist, sollte dies lieber von einem Arzt abklären lassen.
Eine mögliche Ursache könnte eine kranke Schilddrüse sein. Etwa 40 Prozent der Erkrankten haben laut der Schilddrüsen-Liga Deutschland aber keine Ahnung davon. Woran erkennt man eine kranke Schilddrüse?
Schilddrüse hat Einfluss auf wichtige Körperfunktionen
Unsere Schilddrüse liegt im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes. Sie bildet Stoffe, die sich auf fast alle wichtigen Funktionen unseres Körpers auswirken. Die jodhaltigen Hormone Triiodthyronin und Thyroxin beeinflussen unter anderem den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, Vorgänge im Magen-Darmtrakt, Sexualfunktionen und auch die seelische Verfassung.
Die Hormonproduktion wird aus dem Gehirn beziehungsweise der Hirnanhangdrüse gesteuert. Neben Eiweiß benötigt die Schilddrüse vor allem Jod, welches es aus der Nahrung bezieht. Doch was passiert, wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert? "Schwere Funktionsstörungen der Schilddrüse, also sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion können sich negativ auf das Immunsystem auswirken", erklärt Prof. Dr. Hans Udo Zieren, Ärztlicher Direktor des Deutschen Schilddrüsenzentrums gegenüber der Bild-Zeitung.
Wer regelmäßig krank wird, sollte die Schilddrüse also auf jeden Fall als mögliche Ursache in den Blick nehmen. "Schilddrüsenhormone sind das Gaspedal für die meisten Körperzellen. Hat man zu wenig, läuft alles untertourig, auch das Immunsystem", erklärt der Experte weiter. "Schilddrüsenhormone sind auch Energielieferanten für das Gehirn und Nervensystem. Bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen laufen viele psychische und geistige Prozesse nur verlangsamt oder gedrosselt ab. Typische Symptome sind Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit oder depressive Verstimmungen."
Schilddrüsenunterfunktion: Das können erste Symptome sein - Ursachen und Verlauf
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion bildet die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone, der Körper ist unterversorgt. Dadurch sind wichtige Stoffwechselprozesse verlangsamt und es kommt zu Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, fehlendem Appetit, einer erhöhten Infektanfälligkeit und auch zu Wassereinlagerungen oder Schwellungen der Augenlider. Trotz unveränderter Essgewohnheiten kommt es zu einer Gewichtszunahme. Betroffene Frauen haben eventuell eine unregelmäßige Monatsblutung oder eine eingeschränkte Empfängnisfähigkeit zur Folge. Eine Sonderform ist Hashimoto.
Bei Kindern kann eine geistige Störung mit Schwerhörigkeit auftreten, dann Sprach- und Koordinationsstörungen, Stimmungsschwankungen oder Antriebsarmut. In Deutschland ist die Untersuchung auf eine Schilddrüsenunterfunktion bei Neugeborenen Standard, wodurch eine frühzeitige Behandlung meist kein Problem ist.
Als Ursache gehen chronische Entzündungen des Organs, Operationen des Organs, eine Überdosierung bestimmter Medikamente oder auch Jodmangel voraus. In Deutschland kommt eine Schilddrüsenunterfunktion aufgrund schweren Jodmangels aber praktisch nicht vor. Es gibt auch angeborene Unterfunktionen durch eine zu kleine oder auch vollständig fehlende Schilddrüse. Ebenso können Störungen im Gehirn bzw. der Hirnanhangdrüse dazu führen, dass eine ansonsten intakte Schilddrüse sparsam arbeitet.
Diese Methoden können bei der Untersuchung angewendet werden
Die Symptome führen zunächst nicht eindeutig zur Diagnose Schilddrüsenunterfunktion. Um die Vermutung zu bestätigen, sind einige Untersuchungen nötig. Mit einer Blutuntersuchung wird der TSH-Wert ermittelt. TSH ist ein in der Hirnanhangdrüse produziertes Hormon und der Wert verrät, ob die Schilddrüse in ausreichendem Maß Hormone produziert.
Bei einer Ultraschalluntersuchung können Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse beurteilt werden. Außerdem gibt es die Szintigrafie, welche der Funktionstüchtigkeit auf den Grund geht.
Der Verlauf ist schleichend und langanhaltend und die Unterfunktion wird meist spät erkannt, da vor allem zu Beginn nur geringe Beschwerden auftreten. Ältere Menschen haben oft nur einzelne Symptome, wie erhöhte Kälteempfindlichkeit sowie verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, welche mit normalen, altersbedingten Veränderungen verwechselt werden können.
Schilddrüsenüberfunktion: Symptome und Ursachen
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, wodurch der Körper gegenteilige Symptome zur Unterfunktion hat. Die Stoffwechselprozesse werden beschleunigt und die Folgen sind unter anderem ein gesteigerter Appetit, Nervosität, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Kinder leiden bei einer Überfunktion der Schilddrüse häufig unter Wachstumsstörungen, Wutanfällen, Bauchschmerzen und Durchfällen.
Die häufigste Ursache ist die Basedowsche Erkrankung, eine Autoimmunerkrankung. Dabei wird die Schilddrüse Ziel der körpereigenen Abwehr: Das Immunsystem bildet Antikörper, die zu einer gesteigerten Hormonproduktion in der Schilddrüse führen können. Anzeichen für diese Erkrankung sind eine Vergrößerung des Schilddrüsengewebes, Herzrasen oder das Hervortreten der Augäpfel.
Die zweithäufigste Ursache ist die Schilddrüsenautonomie, deren häufigster Auslöser ein Jodmangel ist. Bei dieser Form steuert nicht mehr die Hirnandrangdrüse die Hormonproduktion, sondern autonome Areale der Schilddrüse selbst.
Diagnose und Verlauf der Schilddrüsenüberfunktion
Auch um eine Schilddrüsenüberfunktion festzustellen, kann der Arzt oder die Ärztin die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut messen oder per Ultraschall die Größe und Beschaffenheit des Organs untersuchen. Dabei ist der Endokrinologe, ein Facharzt für Stoffwechselerkrankungen, die zuverlässigste Anlaufstelle. In manchen Fällen lässt sich eine vergrößerte Schilddrüse bereits beim Abtasten des Halses feststellen.
Wenn die Ultraschallergebnisse auffällig sind und beispielsweise eine Vergrößerung oder knotige Veränderung erkennbar ist, kann mithilfe einer Schilddrüsenszintigrafie geklärt werden, wie und in welchem Umfang die Schilddrüse Jod aufnimmt. Dem Patienten/der Patientin wird dabei eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene gespritzt. Liegt eine Überfunktion vor, nehmen entweder die ganze Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche die markierte Substanz verstärkt auf. In seltenen Fällen sind weitere Untersuchungen nötig, wie eine Computertomografie des Halses, Röntgenaufnahmen der Luftröhre oder eine Farbultraschalluntersuchung der Schilddrüse.
Mithilfe von Medikamenten und speziellen Therapien lässt sich eine Schilddrüsenüberfunktion gut in den Griff bekommen. In manchen Fällen wird sie mit einer Radiojodtherapie oder sogar einer Operation behandelt.
Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen
Bei einer Unterfunktion ist die lebenslange Behandlung mit Medikamenten, nämlich synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormonen, unumgänglich.
Bei einer Überfunktion helfen ebenso Medikamente, jedoch solche, die die Hormonproduktion hemmen. Dabei normalisiert sich der Stoffwechsel nach 2 bis 3 Monaten. Die Therapie erfolgt langfristig, um Rückschläge zu verhindern.
Da die Schilddrüse Jod braucht, um reibungslos arbeiten zu können, ist eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement essenziell. Die empfohlene Tagesdosis bei Erwachsenen liegt bei 200 mg und wird normalerweise über jodhaltige Lebensmittel gedeckt. Beim Arzt kann man die eigenen Werte ermitteln lassen. Ebenso beim Arzt muss geklärt werden, ob schwangere oder stillende Frauen mit einer Unterfunktion zusätzlich Jod zuführen sollten.
Die Erkrankungen sind zum Teil erblich bedingt. Eine Vorsorgeuntersuchung ist deshalb sinnvoll, um regelmäßig die Konzentration des Schilddrüsenhormons im Blut zu untersuchen, besonders wenn in der Familie bereits entsprechende Krankheitsfälle bekannt sind.
Es gibt zudem externe Faktoren, die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse begünstigen. Dazu gehören Rauchen, übermäßiger Stress, verschiedene Umweltgifte oder auch Röntgenstrahlen. Wer, so gut es geht, auf diese Faktoren achtet und ebenso um eine ausgewogene Ernährung bemüht ist, tut seiner Schilddrüse etwas Gutes.
Mehr zum Thema:
Arzneimittel gehören nicht in den Ausguss: Wie du Medikamente richtig entsorgst
*Hinweis: In der Redaktion sind wir immer auf der Suche nach nützlichen Produkten für unsere Leser. Es handelt sich bei den in diesem Artikel bereitgestellten und mit einem Einkaufswagen-Symbol beziehungsweise einem Sternchen gekennzeichneten Links um sogenannte Affiliate-Links/Werbelinks. Wenn du auf einen dieser Links klickst bzw. darüber einkaufst, bekommen wir eine Provision vom Händler. Für dich ändert sich dadurch nichts am Preis. Unsere redaktionelle Berichterstattung ist grundsätzlich unabhängig vom Bestehen oder der Höhe einer Provision.