Anzeichen von Lewy-Körper-Demenz: Diese Symptome zeigen sich bei der speziellen Demenz-Erkrankung

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Heutzutage sind bis zu 50 verschiedene Formen von Demenz bekannt. An welchen Anzeichen und Symptomen kannst du die Lewy-Körper-Demenz erkennen?

Der Oberbegriff Demenz umfasst etwa 50 verschiedene Krankheiten. Eine davon ist die Lewy-Körper-Demenz. Du kannst sie anhand verschiedener Symptome und Anzeichen bemerken. Doch welche genau sind das? Und wie häufig kommt diese Demenzart vor?

Lewy-Körper-Demenz: Häufigkeit und Symptome

Die Lewy-Körper-Demenz wird auch Lewy-Body-Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz oder kurz LBD genannt. Dabei handelt es sich um eine der etwa 50 bekannten Demenzarten. Die Diagnose einer Lewy-Body-Demenz kommt seltener vor als beispielsweise einer Alzheimer-Diagnose. Bei rund fünf Prozent aller Demenzerkrankungen handelt es sich um die LBD. Im Vergleich: Alzheimer als häufigste Art der Demenz betrifft rund 60–70 % aller Demenzerkrankten. Die Lewy-Körper-Demenz ist demzufolge zwar nicht sehr häufig, sollte angesichts Auswirkungen auf Erkrankte und ihr Umfeld dennoch ernst genommen werden.

Die LBD tritt meist erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Bisher ist noch nicht ganz klar, ob sie wirklich eine eigenständige Erkrankung ist oder eine Variante von Parkinson mit frühem Demenzbeginn. Patient*innen mit Lewy-Körper-Demenz haben teilweise ähnliche Symptome wie Alzheimer- und Parkinson-Patient*innen. So finden sich einerseits fortschreitende Gedächtnisstörungen und ein verlangsamtes Denken. Die kognitive Leistungsfähigkeit schwankt oft mehrmals täglich erheblich. Darüber hinaus treten Bewegungsstörungen auf wie Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen. Diese ähneln dem Morbus Parkinson.

Eine Besonderheit der Lewis-Körperchen-Demenz sind optische Halluzinationen als Symptom. Diese sind häufig sehr detailliert und treten bereits früh im Krankheitsverlauf auf. Betroffene sehen beispielsweise Menschen oder große Tiere. Die Halluzinationen können Angst auslösen. Akustische Halluzinationen können ebenfalls auftreten, sind allerdings selten. Auf Medikamente, die gegen solche Sinnestäuschungen wirken, reagieren Betroffene einer LBD häufig überempfindlich. So könnten sich als Folge beispielsweise Bewegungsstörungen verstärken. Typisch für eine Lewy-Körper-Demenz ist zudem ein gestörter REM-Schlaf. Das meint, dass Erkrankte ihre Träume regelrecht ausleben. Dies macht sich beispielsweise durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf bemerkbar. Besonders häufig und sehr früh im Verlauf dieser Demenz kommen Kreislaufstörungen aufgrund eines niedrigen Blutdrucks sowie Urininkontinenz vor. Betroffene stürzen häufig und können plötzlich für einige Minuten das Bewusstsein verlieren.

Die Lewy-Körperchen-Demenz in der Forschung

Der Grund für den Namen der Erkrankung sind die sogenannten Lewy-Körperchen. Dabei handelt es sich um runde Einschlusskörperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Die Ablagerungen enthalten einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein. Alpha-Synuclein-Moleküle verkleben miteinander. So entstehen unlösliche Ansammlungen. Eiweißablagerungen lassen sich auch im Gehirn von Parkinson-Patient*innen finden, allerdings in einem anderen Bereich des Gehirns. Diejenigen Nervenzellen, die Lewy-Körperchen enthalten, verkümmern. Weiter hemmen sie den Botenstoff Dopamin. Dieser ist für die Funktion für Gehirn und Muskeln sehr wichtig.

Warum sich Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde ansammeln, ist bisher unbekannt. Gesicherte Risikofaktoren gibt es also nicht. Allerdings konnte bei einigen Patient*innen ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung und Veränderungen im Erbgut festgestellt werden. Forscher*innen versuchen weiterhin, die Lewy-Körperchen-Demenz und ihre Mechanismen besser zu verstehen. Offene Fragen sind beispielsweise, warum manche Nervenzellen das Eiweißmolekül Alpha-Synuclein häufiger aufnehmen und anhäufen als andere. Ziel ist, die Diagnose und die Therapie zukünftig präziser gestalten zu können.

Einen Test, der eine LBD eindeutig nachweisen könnte, gibt es nicht. Eine Diagnose wird vor allem anhand der genannten typischen klinischen Symptome gestellt. Wichtig ist, den Arzt oder die Ärztin auf alle Symptome aufmerksam zu machen. Andernfalls könnte fälschlicherweise eine Alzheimer- oder Parkinson-Diagnose gestellt werden. In der Regel werden drei Kriterien für eine Diagnose überprüft. Das erste sind Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterzogen sind. Das zweite sind wiederholt auftretende Halluzinationen, der dritte Aspekt motorische Störungen. Treffen zwei der drei Aspekte zu, kann man von einer Lewy-Körper-Demenz ausgehen.

Chancen einer medikamentösen Behandlung

Die Vorgänge, die zum Verlust von Nervenzellen führen, können bei LBD bisher nicht aufgehalten werden. Es gibt laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft allerdings einige Medikamente, die Symptome lindern können:

  • Die Alzheimer-Medikamente Rivastigmin oder Donepezil können eingesetzt werden, um die kognitive Leistung zu verbessern. Zudem könnten Wahnvorstellungen durch die Medikamente verringert werden.
  • Eine niedrige Dosis des Parkinson-Medikamentes Levodopa kann zu einer Verbesserung der motorischen Symptome eingesetzt werden. Allerdings könnten sich hier als Nebenwirkung Wahnvorstellungen und Halluzinationen verstärken.
  • Psychotische Störungen können mit Clopazin oder Quetiapin behandelt werden. Allerdings könnten sich hierdurch motorische Symptome verstärken.
  • Depressive Episoden können mit einer speziellen Psychotherapie und gegebenenfalls Antidepressiva behandelt werden.

Da die medikamentöse Behandlung sich bei der Lewy-Körper-Demenz als eher schwierig herausstellt, ist die nicht-medikamentöse Therapie von großer Bedeutung. Welche Therapie hier sinnvoll ist, wird nach den Symptomen entscheiden. Je nach Symptomen könnte das beispielsweise Ergo-Therapie, Physiotherapie oder Gedächtnistraining sein. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Biographiearbeit, Kunst- und Musiktherapie.

Umgang im Alltag und Hilfestellen für LBD-Betroffene

Die Lewy-Körper-Demenz ist nach dem deutschen Neurologen Friedrich H. Lewy benannt. Bereits 1912 beschrieb er die für die Erkrankung charakteristischen Eiweißablagerungen. Lewy war ein Mitarbeiter von Alois Alzheimer, welcher die Alzheimer-Krankheit beschrieb. Die meisten Fälle der LBD sind nicht erblich bedingt. Laut der Alzheimer Forschung Initiative e. V. komme es selten vor, dass mehr als ein Mitglied einer Familie erkrankt.

Charakteristisch für die Lewy-Körper-Demenz ist, dass die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen im Tagesverlauf sehr stark schwanken. Dies ist nicht nur für die Betroffenen selbst eine Herausforderung, sondern auch für die Angehörigen belastend. Wie auch bei anderen Demenzen entwickeln viele Betroffene Depressionen. Grund dafür ist, dass Betroffene zunehmend nicht mehr alleine im Alltag zurechtkommen. Dies kann stark belastend sein. Wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft betont, ist die Lebensqualität pflegender Angehöriger durch die LBD oft noch stärker beeinträchtigt als der Pflege von Menschen mit Alzheimer. Grund dafür sind die psychotischen Symptome und körperlichen Probleme, die mit der Krankheit verbunden sind. In Deutschland gibt es bisher keine speziellen Selbsthilfegruppen, allerdings kannst du beispielsweise hier in den Austausch gehen und möglicherweise Unterstützung bekommen:

Fazit: Die Lewy-Körper-Demenz ist eher selten

Die Lewy-Körperchen-Demenz betrifft rund 5 Prozent aller Demenzerkrankten. Typische Symptome sind eine fortschreitende Gedächtnisstörung, Bewegungsstörungen, Verhaltensstörungen im REM-Schlaf sowie optische Halluzinationen. Da die LBD eher selten vorkommt, ist sie in der Öffentlichkeit weniger bekannt als beispielsweise Alzheimer. Eine richtige Diagnose ist für die weitere Behandlung sowie für die Betroffenen in der Regel sehr wichtig.

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Vorschaubild: © CC0 / Pixabay / Kor_el_ya