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Pflegeplatz: Wann muss ich mich darum kümmern - und wie lange dauert es, bis man einen bekommt?

Wenn du oder ein Angehöriger einen Pflegeplatz benötigen, stellt sich die Frage, wie lange es dauert, bis einer verfügbar ist. Wann solltest du dich um einen Platz kümmern und was kostet das?
In Deutschland gibt es rund 14.500 Pflegeheime.
In Deutschland gibt es rund 14.500 Pflegeheime. Foto: Bild: Unsplash/National Cancer Institute
  • So kannst du Informationsangebote zu Pflegeplätzen finden
  • Pflegegrad beantragen
  • Wartezeit und Kosten
  • Fazit

Ein Pflegefall tritt in den meisten Fällen unerwartet ein. Einen Platz in einem Pflegeheim zu bekommen, funktioniert jedoch nicht auf Anhieb. Was musst du rund um die Suche nach einem Pflegeplatz für dich oder Angehörige wissen?

Erste Schritte: Angebote finden und den Pflegegrad beantragen

Da eine Pflegesituation meist überraschend eintritt, ist es normal, wenn du dich erst einmal überfordert fühlst. Es gibt jedoch verschiedene Anlaufstellen, die eine Beratung und Information für dich bieten. Darunter fallen unter anderem der Hausarzt oder die Hausärztin sowie die gesetzlichen oder privaten Kranken- oder Pflegekassen. Eine weitere Möglichkeit ist, einen Pflegestützpunkt in deiner Nähe aufzusuchen. Hier wird dir ausführliche Beratung rund um das Thema Pflege und Pflegekasse angeboten. Möchtest du dich telefonisch beraten lassen, geht dies beispielsweise über die Unabhängige Patientenberatung oder das Bürgertelefon.

Im Anschluss sollte der Pflegegrad beantragt werden, falls dies noch nicht geschehen ist. Den Antrag stellst du bei der Pflegekasse, welche an die zuständige Krankenkasse angegliedert ist. Diese beauftragt anschließend den Medizinischen Dienst oder andere unabhängige Gutachter*innen. Im Rahmen einer solchen Begutachtung nach bundesweit einheitlich geregelten Richtlinien wird der Pflegegrad festgestellt.

Kannst du deinen Alltag nicht mehr selbst bewältigen und ist eine häusliche Versorgung durch Angehörige nicht möglich ist, hast du die Möglichkeit, dich in einem Pflegeheim stationär versorgen zu lassen. In der Regel erhältst du in einem Pflegeheim ein eigenes Zimmer, das du mit deinen Möbeln personalisieren kannst. Je nach Pflegeheim wohnen dort etwa 35 bis 85 Bewohner*innen, die von Pfleger*innen versorgt werden.

Anzahl der Pflegeplätze und die monatlichen Kosten

Insgesamt gibt es in Deutschland 14.500 Pflegeheime. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren im Dezember 2019 4,13 Millionen Menschen pflege­bedürftig. Es gibt also nicht ausreichend viele Pflegeplätze, damit alle Pflegebedürftigen angemessen versorgt werden könnten. Dies bedeutet, dass oft mit langen Wartelisten zu rechnen ist. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen freien Pflegeplatz beträgt etwas länger als 1,5 Jahre. Entscheidest du dich für die Beantragung eines Pflegeplatzes, musst du also zunächst damit rechnen, dass du einige Zeit warten musst. Es gibt jedoch die Möglichkeit, sich bereits vorsorglich auf eine Warteliste setzen zu lassen; eine Pflicht, den freien Platz dann auch anzunehmen, gibt es nicht. Lehnst du ihn ab, beginnt eine erneute Warteperiode.

Bei der Überbrückung der Wartezeit kann die 24-Stunden-Pflege helfen. Diese Option ermöglicht es dir, in deinem Haus oder deiner Wohnung zu bleiben. Müssen deine Angehörigen für den Zeitraum kleinere Umbauarbeiten erledigen, um den Wohnraum pflegegerecht zu machen, erhalten sie einen Zuschuss von 4.000 Euro von der Pflegekasse.

Insgesamt kostet ein Platz im Pflegeheim rund 3.300 Euro monatlich, wovon etwa 2.200 Euro als Eigenanteil anfallen. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Kosten. Dazu kommen Zusatzleistungen für Freizeitveranstaltungen oder für kosmetische Leistungen wie den Frisör. Letzterer Kostenpunkt hängt natürlich maßgeblich davon ab, was in Anspruch genommen wird.

Kostenübernahme der Pflegekasse

Von der Pflegekasse werden die Kosten für pflegerische Maßnahmen, abhängig vom Pflegegrad, übernommen. Je nach Pflegegrad fällt der Betrag so aus:

  • Pflegegrad 1: 0 Euro
  • Pflegegrad 2: 770 Euro
  • Pflegegrad 3: 1.262 Euro
  • Pflegegrad 4: 1.775 Euro
  • Pflegegrad 5: 2.005 Euro

Seit dem 01.01.2022 übernimmt die Pflegekasse zusätzlich einen Leistungszuschlag für den Eigenanteil im Pflegeheim. Hier gilt:

  • Innerhalb des ersten Jahres: 5 % Leistungszuschlag zum Eigenanteil
  • Nach 12 Monaten: 25 % Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 12 Monaten
  • Nach 24 Monaten: 45 % Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 24 Monaten
  • Nach 36 Monaten: 70 % Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 36 Monaten

So kannst du dir ungefähr ein Bild davon machen, wie die monatliche Finanzierung eines Pflegeheimes aussehen könnte.

Fazit

Ein Vorteil des Pflegeheims ist, dass die medizinische Versorgung durch das geschulte Personal gesichert wird. Andererseits muss der oder die Pflegebedürftige*r sein oder ihr zu Hause verlassen. Ob die Pflege in einem Pflegeheim das Richtige für dich oder deine*n Angehörige*n ist, musst du final selbst entscheiden. Dabei ist es wichtig, einerseits den Kostenpunkt, andererseits die oft sehr lange Wartezeit mit einzukalkulieren.

Alles wichtige rund um das Thema Pflege findest du hier: