Opferbaum
inFranken-trifft-Serie (1)
Bauherrn, Blech und Biogas: Ein Besuch im unterfränkischen Opferbaum
Der Dartpfeil hat entschieden, Teil 1 der inFranken trifft-Serie führt nach Unterfranken: Zwischen Würzburg und Schweinfurt liegt ein Idyll - Opferbaum. Doch die Ruhe trügt. Wenn nur der lärmende Durchgangsverkehr der B 19 nicht wäre...

Ein Dorf und sein Aufreger: Die B 19 sorgt bei den Anliegern des sonst so beschaulichen Örtchens seit Jahren für mächtigen Ärger. Ronald Rinklef
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Etwa zehn Meter hinter der Scheune schlägt der Dartpfeil ein. Sicherlich ein sehr gutes Ziel für unser erstes "inFranken trifft" in diesem Jahr, denke ich mir. Schließlich verspricht unser Bestimmungsort - ein Bauernhof am Rande der Gemeinde Opferbaum im Würzburger Landkreis - nette Begegnungen und interessante Geschichten zu liefern. Immerhin gelten die Mainfranken als aufgeschlossenste Spezies der gemeinhin als mundfaul eingeschätzten Nordbayern. Wir sollten nicht enttäuscht werden.
Bei Familie Sauer, die Eigner des vom Dartpfeil bespickten Gehöftes, werden wir sogleich freundlich in Empfang genommen. Katja Sauer will zwar eigentlich mit ihren Söhnen Lorenz und Kilian durch den Ort spazieren, leistet uns aber Gesellschaft, während wir mit ihrem Schwiegervater Werner Sauer im warmen Julisonnenschein sitzend plaudern. Wegen eines Arbeitsunfalls ist der 60-Jährige nicht wie gewöhnlich im Würzburger Wasserwirtschaftsamt, sondern im Innenhof seines Anwesens anzutreffen. Das gebrochene Schienbein hält ihn jedoch nicht davon ab, vom Leben in der 757-Seelen-Gemeinde Opferbaum zu erzählen.
Seit 1922 wohnt seine Familie am nördlichen Ortsrand, genauer an der einstigen Chaussee von Würzburg nach Sachsen, der heutigen B 19. Deshalb drehen sich die Gespräche nur kurz um die Hasenzucht des Sohnes, das liebevoll hergerichtete Bauernhaus, die gigantischen Zucchini aus dem eigenen Gemüsegarten und die Biogasanlagen, die er mit seinen Zuckerrüben füttert. Sehr schnell kommt Werner Sauer auf das lokale Aufregerthema zu sprechen, welches uns an diesem Tag noch in mehreren Gesprächen begegnen sollte.
Die "Bürgerinitiative B 19" kämpft seit 2013 schon gegen hohe Lärmbelastung, Luftschadstoffe und Verkehrsgefährdungen, die Zehntausende Fahrzeuge pro Woche hinterlassen. Die Bundesstraße zwischen Schweinfurt und Würzburg schneidet sich nicht nur durch Mais- und Weizenfelder, sondern macht den Anliegern in Orten wie Unterpleichfeld, Bergtheim, Eßleben und Opferbaum den Alltag zur Verkehrshölle.
Zwar wurde erst kürzlich eine blaue Mautsäule vor dem Ortseingang installiert. Aber auch die hat den Verkehr nicht beruhigen können. "Ganz im Gegenteil", sagt Sauer sauer. Wenn auf der A 7 mal wieder der Verkehr stockt, weichen die Wagenlenker gerne auf die B 19 aus. Nicht selten dauert es lange Minuten, bis Familie Sauer die Straße vor ihrer Haustür überqueren kann.
Von dieser Verkehrsbelastung lässt sich ein waschechter Opferbaumer jedoch nicht kleinkriegen. Abseits der B 19 ist es ruhig und friedlich - nur hin und wieder lassen ein Fahrrad, Spaziergänger oder Vespa-Roller eine Besiedlung erahnen. Es könnte aber auch daran liegen, dass die Einwohner an diesem Freitagvormittag schlicht und einfach auf ihrer Arbeitsstelle weilen.
Apropos Arbeit: Beim Gang durch den Ort fällt ein tolles wie mutiges Bauprojekt unweit des neu gestalteten Marienplatzes an der katholischen Pfarrkirche St. Lambertus ins Auge. Wo einst der Schweinestall von Familie Walter stand, entsteht gerade ein sogenanntes Generationenhaus. Von der Oma bis zur Urenkelin sollen ab September vier Generationen auf einem Hof leben - ein Dorf im Dorf sozusagen. Ein Projekt, das im Kampf gegen demografischen Wandel durchaus Schule machen könnte.
Überhaupt sieht man dem Ort die mehr als 850-jährige Geschichte nicht an. Schick restaurierte Fachwerkhäuser säumen die Nebenstraßen unweit des modernen Neubaugebiets und selbst ein Kindergarten bietet sich den Jüngsten zur Betreuung an. "Das Dorfleben ist lebendig", sagt Werner Sauer, selbst Mitglied im FV Opferbaum und der Freiwilligen Feuerwehr. Einziger Wermutstropfen: Mit dem "Gasthaus zum Stern" hat vergangenes Jahr die (vom Vereinsheim abgesehen) einzige Wirtschaft geschlossen.
Aber Opferbaumer lassen sich eben nicht unterkriegen, auch wenn sie ein Stückchen Gemütlichkeit opfern müssen. Denn Opfer darzubringen hat in der unterfränkischen Gemeinde Tradition - wie der Name schon verrät. Gerne zitiert ein Anwohner seinen ehemaligen Oberlehrer Gustav Bäuml: Der erklärte, die alten Germanen hätten an der Wotans-Eiche einst edle junge Pferde geopfert, um post mortem nach Walhall getragen zu werden. Das ist längst vorbei. Opfern würden sie hier allenfalls noch den Durchgangsverkehr.
Bei Familie Sauer, die Eigner des vom Dartpfeil bespickten Gehöftes, werden wir sogleich freundlich in Empfang genommen. Katja Sauer will zwar eigentlich mit ihren Söhnen Lorenz und Kilian durch den Ort spazieren, leistet uns aber Gesellschaft, während wir mit ihrem Schwiegervater Werner Sauer im warmen Julisonnenschein sitzend plaudern. Wegen eines Arbeitsunfalls ist der 60-Jährige nicht wie gewöhnlich im Würzburger Wasserwirtschaftsamt, sondern im Innenhof seines Anwesens anzutreffen. Das gebrochene Schienbein hält ihn jedoch nicht davon ab, vom Leben in der 757-Seelen-Gemeinde Opferbaum zu erzählen.
Früher: Chaussee von Würzburg nach Sachsen, heute: B 19
Seit 1922 wohnt seine Familie am nördlichen Ortsrand, genauer an der einstigen Chaussee von Würzburg nach Sachsen, der heutigen B 19. Deshalb drehen sich die Gespräche nur kurz um die Hasenzucht des Sohnes, das liebevoll hergerichtete Bauernhaus, die gigantischen Zucchini aus dem eigenen Gemüsegarten und die Biogasanlagen, die er mit seinen Zuckerrüben füttert. Sehr schnell kommt Werner Sauer auf das lokale Aufregerthema zu sprechen, welches uns an diesem Tag noch in mehreren Gesprächen begegnen sollte. Die "Bürgerinitiative B 19" kämpft seit 2013 schon gegen hohe Lärmbelastung, Luftschadstoffe und Verkehrsgefährdungen, die Zehntausende Fahrzeuge pro Woche hinterlassen. Die Bundesstraße zwischen Schweinfurt und Würzburg schneidet sich nicht nur durch Mais- und Weizenfelder, sondern macht den Anliegern in Orten wie Unterpleichfeld, Bergtheim, Eßleben und Opferbaum den Alltag zur Verkehrshölle.
Zwar wurde erst kürzlich eine blaue Mautsäule vor dem Ortseingang installiert. Aber auch die hat den Verkehr nicht beruhigen können. "Ganz im Gegenteil", sagt Sauer sauer. Wenn auf der A 7 mal wieder der Verkehr stockt, weichen die Wagenlenker gerne auf die B 19 aus. Nicht selten dauert es lange Minuten, bis Familie Sauer die Straße vor ihrer Haustür überqueren kann.
Verkehrslärm trügt Idylle
Von dieser Verkehrsbelastung lässt sich ein waschechter Opferbaumer jedoch nicht kleinkriegen. Abseits der B 19 ist es ruhig und friedlich - nur hin und wieder lassen ein Fahrrad, Spaziergänger oder Vespa-Roller eine Besiedlung erahnen. Es könnte aber auch daran liegen, dass die Einwohner an diesem Freitagvormittag schlicht und einfach auf ihrer Arbeitsstelle weilen.
Apropos Arbeit: Beim Gang durch den Ort fällt ein tolles wie mutiges Bauprojekt unweit des neu gestalteten Marienplatzes an der katholischen Pfarrkirche St. Lambertus ins Auge. Wo einst der Schweinestall von Familie Walter stand, entsteht gerade ein sogenanntes Generationenhaus. Von der Oma bis zur Urenkelin sollen ab September vier Generationen auf einem Hof leben - ein Dorf im Dorf sozusagen. Ein Projekt, das im Kampf gegen demografischen Wandel durchaus Schule machen könnte.
Erste urkundliche Erwähnung: 1259
Überhaupt sieht man dem Ort die mehr als 850-jährige Geschichte nicht an. Schick restaurierte Fachwerkhäuser säumen die Nebenstraßen unweit des modernen Neubaugebiets und selbst ein Kindergarten bietet sich den Jüngsten zur Betreuung an. "Das Dorfleben ist lebendig", sagt Werner Sauer, selbst Mitglied im FV Opferbaum und der Freiwilligen Feuerwehr. Einziger Wermutstropfen: Mit dem "Gasthaus zum Stern" hat vergangenes Jahr die (vom Vereinsheim abgesehen) einzige Wirtschaft geschlossen.
Aber Opferbaumer lassen sich eben nicht unterkriegen, auch wenn sie ein Stückchen Gemütlichkeit opfern müssen. Denn Opfer darzubringen hat in der unterfränkischen Gemeinde Tradition - wie der Name schon verrät. Gerne zitiert ein Anwohner seinen ehemaligen Oberlehrer Gustav Bäuml: Der erklärte, die alten Germanen hätten an der Wotans-Eiche einst edle junge Pferde geopfert, um post mortem nach Walhall getragen zu werden. Das ist längst vorbei. Opfern würden sie hier allenfalls noch den Durchgangsverkehr.