Harakiri beim 1. FC Nürnberg

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Archivbild: Peter Steffen, dpa
Archivbild: Peter Steffen, dpa

Gertjan Verbeek ist nach kurzer Zeit in Nürnberg gescheitert. An der qualitativ schwachen Mannschaft, an seinen eigenen unverrückbaren Vorstellungen. Aber auch an Martin Bader. Ein Kommentar unserers Sportredakteurs Tobias Schneider.

Die Pressemitteilung des 1. FC Nürnberg liest sich wie eine wilde Sammlung zusammengeschusterter Floskeln. Von Maßnahmen ist die Rede, von einer schweren Entscheidung, die es zu treffen galt - was man eben so schreibt, wenn man wieder einen Trainer vor die Tür gesetzt hat. Einen, von dem man sogar dachte, er könnte dem Nürnberger Spiel ein Gesicht und eine Philosophie verleihen.

Gertjan Verbeek, der knorrige Niederländer mit der zerzausten Mähne, hatte es versucht, ist mit seiner offensiven Ausrichtung aber gescheitert: an der qualitativ schwachen Mannschaft, an seinen eigenen unverrückbaren Vorstellungen. Aber auch an Martin Bader. Der Sportdirektor wusste, wen er als Nachfolger für Michael Wiesinger holte. Schon beim AZ Alkmaar ließ Verbeek bedingungslosen Offensiv-Fußball spielen. Einer verunsicherten Mannschaft, die in der Hinrunde keinen Sieg holte, ein sturmlastiges Korsett überzustülpen, war ein gewagtes Unternehmen. Zeitweise funktionierte es. Aber das war nur eine Momentaufnahme, ein Zwischenhoch eines Teams, das auch weiterhin irrlichternd in der Defensive herumstolperte. Dass Verbeek aber dann, als ihm zeitweise fünf Stammspieler fehlten, nicht von seinem Offensiv-Kurs abrückte, war vermutlich der Kardinalfehler in seiner Amtszeit. Augen zu und durch, das gilt für Verbeek wie für Bader. Der Sportdirektor hatte gehofft, dass es doch irgendwie gut geht, so war es in den vergangen Jahren ja meistens. Der Abstieg ist nun aber bedrohlich nah gerückt, der Zustand der Mannschaft ist desolat. Jetzt soll Roger Prinzen, der Trainer der Reserve, das Unmögliche irgendwie noch möglich machen. Es ist eine reine Verzweiflungstat, eine, die über Bundesliga oder Unterhaus, über Millioneneinkünfte oder Sparmaßnahmen entscheidet - und wohl auch über die Zukunft von Martin Bader in Nürnberg.