Hintergrund: Wie wird eine Bombe entschärft?

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Symbolfoto: Matthias Hoch
Symbolfoto: Matthias Hoch

Wie kommt es eigentlich zustande, dass auch heute noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden? Und was passiert dann?


Wie findet man Bomben?

Experten gehen davon aus, dass noch heute etwa zehn Prozent der im Zweiten Weltkrieg abgeworfenen Bomben nicht explodiert sind. Gefunden werden solche Blindgänger meist eher zufällig durch Bauarbeiten wie jetzt in Nürnberg. Luftbilder können viel über die explosiven Altlasten in der Erde verraten. Allein in den Archiven des Münchner Landesamts für Geoinformation lagern mehr als 60.000 Aufnahmen britischer und amerikanischer Streitkräfte aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Problem dabei: Die Masse dieser Bilder bekommen private Kampfmittelsuchdienste gar nicht zu Gesicht, weil die Rechtslage ungeklärt ist! Eine weitere Methode ist die Geomagnetik. Dabei messen Sonden Abweichungen im Erdmagnetfeld, die durch Metallteile im Boden ausgelöst werden. Ein GPS-Sender erfasst die genaue Lage dieser Störfelder.
In nur wenigen Minuten können Flächen bis in zwei Meter Tiefe durchleuchtet werden.


Wie macht man Bomben unschädlich?

Bei der kontrollierten Sprengung wird eine Bombe - vereinfacht gesagt - in die Luft gejagt. Das verursacht meist einen großen Schaden - sogar bei kleineren Sprengkörpern wie Artilleriegranaten. Beim sogenannten "Low Order"-Verfahren werden Munitionshüllen dagegen mit einer Ladung von Magnesiumpartikeln sanft aufgebrochen. Bomben können dann nicht mehr explodieren. Eine Technik, mit der sich Blindgänger relativ gefahrlos unschädlich machen lassen. Grundsätzlich gilt: Solange die Zünderart in einer Bombe nicht bekannt ist, sollte sie in der Lage gesichert werden, in der sie sich befindet.


Schritt eins: die Blindgänger finden

Manche Blindgänger liegen nur knapp unter der Oberfläche - andere metertief darunter. Einige dieser Bomben werden zufällig gefunden - bei Bauarbeiten oder von Landwirten. Wer einen Blindgänger findet, muss das der Polizei melden, die verständigt dann das Sprengkommando und das rund um die Uhr, auch am Wochenende. Man kann aber auch gezielt nach Blindgängern suchen: im Straßenbau oder vor einem Hausbau.


Schritt zwei: den Zündmechanismus entfernen

Blindgänger werden vor Ort entschärft. Mit Baggern und Schaufeln wird die Bombe im Boden freigelegt. Dabei müssen die Experten sehr vorsichtig sein - wenn Blindgänger bewegt werden, können sie plötzlich explodieren. Der nächste Schritt: Identifizieren des Zündmechanismus. Ein heikler Moment, denn wenn ein Zünder in der Bombe ist, ist sie auf jeden Fall scharf. Er muss unbedingt entfernt werden.

Es gibt mechanische und chemische Zündmechanismen - gefährlich sind beide. Je älter eine Bombe ist, desto unberechenbarer wird sie. Denn das Verfallsdatum für den Sprengstoff ist 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs weit überschritten. Chemische Zwischenprodukte können sogar noch brisanter sein als der ursprüngliche Sprengstoff - und die Zünder bleiben funktionstüchtig. So kommt es in Deutschland im Schnitt einmal pro Jahr zu einer Selbstdetonation.

Der gefährlichste Moment für die Fachleute ist das Herausdrehen der Zünder. Bei chemischen Zündern ist oft sogar eine Ausbausperre vorhanden. Sie löst den Zünder sofort aus, wenn er herausgedreht wird. Darum müssen diese Bomben auf eine besondere Weise entschärft werden. Mit einem speziellen Schneidegerät wird die Hülle zwischen Schlagbolzen und Sprengstoff getrennt und die Bombe so unschädlich gemacht. Haben die Experten die Zünder aus den Blindgängern ausgebaut, muss noch der Sprengstoff vernichtet werden. Zu Tausenden lagern auf dem Gelände des Sprengkommandos im Münchner Norden entschärfte Bomben, Granaten und Patronen. In frostfreien Zeiten, wenn viel gebaut wird, werden hier monatlich bis zu zwei Tonnen Munition angeliefert. Pro Monat können die Feuerwerker aber nur eine Tonne vernichten. Der Rest muss bis zum Winter warten, bis die Männer vom Sprengkommando wieder Zeit haben. Die Granaten und Patronen landen in einem sicheren Ofen, mit lautem Knallen verbrennt der Sprengstoff.