Geheimtipp für Café in Nürnberg: Das Kesten-Café neben der Katharinenruine

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Idylle mitten in Nürnberg: das Kesten-Café. Foto: Pelke
Idylle mitten in Nürnberg: das Kesten-Café. Foto: Pelke

Geheimtipps behalten viele am liebsten für sich. Das romantische Kesten-Café in Nürnberg gehört genau in diese Kategorie.

Es gibt sie noch, die versteckten Orte in der Stadt, die selbst die beste Freundin am liebsten für sich behalten würde. Das Kesten-Café neben der Katharinenruine ist genau so ein Ort. Besonders der wildromantische Innenhof genießt Kultstatus.

Die Franken gelten nicht als besonders redselig. Noch schweigsamer werden sie nur, wenn es um ihre Lieblingsplätze geht. Weitersagen schickt sich in solchen Fällen nicht. Mundhalten heißt dann das Gebot der Stunde. Je schöner, desto stiller werden die Franken, könnte man meinen. Mit dieser Vogel-Strauß-Taktik wollen viele Zeitgenossen offensichtlich die Gemütlichkeit des Kleinods vor der befürchteten Invasion der Massen retten. Mit allen Mitteln muss der Geheimtipp gemäß dieser Denkart daher vor dem Licht der Öffentlichkeit bewahrt werden. Grund genug den umgekehrten Weg zu gehen. Teilen heißt schließlich auch bewahren. Transparenz in Sachen Geheimtipp kann in diesem Sinne nur helfen.


Ein Ort zum Entspannen mitten in der Nürnberger Innenstadt

Den Mantel des Schweigens würden am liebsten wohl viele Besucher des Kesten-Cafés über diesen absoluten Geheimtipp zum Lesen und Entspannen in der Nürnberger Innenstadt hüllen. Besonders der Innenhof gilt als Inbegriff für Romantik und Gemütlichkeit.

Das Café befindet sich in der Stadtbibliothek im ehemaligen Kreuzgang des Katharinenklosters. Benannt ist der Geheimtipp nach dem fränkischen Schriftsteller Hermann Kesten, der als einer der Hauptvertreter der "Neuen Sachlichkeit" gilt und zwischen 1904 und 1928 an der Pegnitz gelebt hat. "Ich fühle mich in keiner Stadt der Welt so zuhause wie in Nürnberg und in keiner Stadt der Welt so fremd", hat Kesten über den Ort seiner Kindheit und Jugend einmal geschrieben. Heute ist der 1996 verstorbene Kesten, der nach der Machtergreifung vor den Nazis nach Frankreich fliehen konnte, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg.

In dem romantischen Innenhof des Katharinenklosters erinnert eine lebensnahe Skulptur mit Hut und Mantel an den einflussreichen Schriftsteller, der aus dem amerikanischen Exil zahlreiche Autoren vor der Verfolgung durch den NS-Staat retten konnte. Neben der Kesten-Statue stehen zahlreiche Bistro-Tische für die Gäste in dem grünen Innenhof bereit. Der romantische Garten des Kesten-Cafés bietet die ideale Atmosphäre zum Verweilen, Träumen und Entspannen. An vielen Tischen wird Zeitung zum Kaffee gelesen. Das liegt daran, dass es im Kesten-Café täglich rund 30 frische Blätter aus aller Welt gibt. Viele Besucher lesen auch in den Büchern, die sie vielleicht soeben in der Stadtbibliothek entliehen haben. Einen Bibliotheksausweis braucht man für den Besuch des Kaffehauses, das auch mit hausgemachten Kuchen glänzen kann, freilich nicht.

"Ich komme gerne zum Lesen hierher", sagt Martin Kastenhuber und schwärmt von der großen Auswahl internationaler Presseerzeugnisse und der ruhigen Atmosphäre im Innenhof des Kesten-Cafés. Dann widmet er sich wieder dem spannenden Wirtschaftsmagazin, das er seit einer Stunde ohne aufzublicken in Händen hält. Nebenan tanzen zwei Spatzen in der Hoffnung auf ein paar Kuchenkrümel auf der Tischplatte. Ein paar Tische weiter schmökert ein Ehepaar in einem Stapel bunter Reiseführer. Verträumt planen die beiden wohl die nächste Urlaubsreise. Den Buchtiteln nach zu urteilen, soll es wohl mit dem Wohnmobil nach Polen gehen. Einen Geheimtipp wie das romantische und ruhige Kesten-Café würden sie am liebsten für immer für sich behalten, sagen sie und blinzeln mit den Augen in der Sonne, die mit ihren Strahlen den verwunschenen Innenhof des ehemaligen Katharinenklosters in der Stadtbibliothek verwöhnt.

Kesten-Café Das Café im Innenhof der Stadtbibliothek bietet 70 Innenplätze und 40 Plätze draußen im wildromantischen Garten. Besonders glänzen kann das Kesten-Café mit aktuellen Ausgaben von rund 30 regionalen, überregionalen und internationalen Zeitungen.

Name Benannt ist das Zeitungs-Café nach dem Nürnberger Schriftsteller und Ehrenbürger Hermann Kesten.
Persönlichkeit Hermann Kesten gilt als einer bedeutendsten modernen Schriftsteller aus Nürnberg. 1928 erschien sein Debütroman Josef sucht die Freiheit. In der Weimarer Republik arbeitete Kesten auch als Journalist und veröffentlichte zahlreiche Artikel in Zeitungen wie Der Weltbühne. 1995 stiftete Kesten das Preisgeld für die erste Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. Ein Jahr später starb Kesten in Basel, wo er nach dem Tod seiner Frau die letzten Jahre seines Lebens in einem jüdischen Altersheim lebte.
Öffnungszeiten: Die Öffnungszeiten sind etwas ungewöhnlich im Kesten-Café. Denn diese richten sich nach den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek. So hat das Kesten-Café an Sonn- und Feiertagen beispielsweise geschlossen. Samstags ist das Café von elf bis vier auf. Unter der Woche hat das Café von elf bis 19 Uhr geöffnet.
Internet: Weitere Informationen rund um das Kesten-Café finden Sie hier: www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek/zeitungscafe.html. Leben und Werk von Hermann Kesten werden hier vorgestellt: www.kesten.de.