Lage nicht zentral genug?
Das Angebot öffentlicher Toiletten hat aber auch Schattenseiten: Viele öffentliche Toiletten sind nicht rund um die Uhr geöffnet und befinden sich zum Teil nicht in unmittelbarer Nähe vieler Geschäfte oder Einkaufszentren, wo viel Bewegung herrscht. Oder doch? Entgegen der Meinung einiger Bürger aus Burgkunstadt gibt es beispielsweise eine öffentliche Toilette in der "Unter-Stadt": Am Parkplatz der Raiffeisenbank Obermain-Nord in der Bahnhofstraße gibt es zwei Toiletten, die für jeden frei zugänglich sind. Eine Vereinbarung mit dem dortigen nahen Imbissbetreiber macht das möglich. "Das ist auch so ausgeschildert", berichtet Sven Dietel, Geschäftsleitender Beamter der Stadt Burgkunstadt. Zusätzlich existiere ein öffentliches "stilles Örtchen" am Deutschen Schustermuseum am Marktplatz, das frisch renoviert wurde, und je eines am Rathaus sowie an den Friedhöfen Burgkunstadt und Mainroth. Eine Beschilderung im Stadtgebiet weise auf dieses Angebot hin, das während der bisherigen Wochen der Corona-Krise eingeschränkt nutzbar gewesen sei: teils baubedingt, teils durch Teilschließungen des Rathauses. "Nach unseren Kenntnissen gibt es keine Mehrauflagen bezüglich der Hygiene an den öffentlichen Toiletten", sagt Sven Dietel: "Der Reinigungsplan ist derselbe wie vorher. Eine Reinigungsfirma übernimmt das." Er geht davon aus, dass der Verschmutzungsgrad der öffentlichen Toiletten in Burgkunstadt auch eher gering ist - bedingt durch eine geringe Frequentierung: "Ich schätze, da gehen fünf, sechs oder sieben Leute am Tag rein - anders als zum Beispiel in einer Kurstadt mit vielen Gästen und Touristen wie Bad Staffelstein." Von der Stadt Bad Staffelstein lagen bei Redaktionsschluss noch keine Antworten vor.
Wer ist in der Pflicht, Toiletten für die Bürger im Stadtgebiet und auf Landkreisebene bereitzustellen? Es ist so etwas wie ein Glücksspiel, in einem Ladengeschäft eine geöffnete Toilette vorzufinden: Das Kaufhaus Weka in Lichtenfels zum Beispiel lässt seine Kundentoiletten wegen der Corona-Krise geschlossen, während McDonalds in Lichtenfels sowie die Drogeriekette dm in Burgkunstadt oder der Supermarkt Edeka Werner in Burgkunstadt ihre "stillen Örtchen" geöffnet haben.
Life-City-Center erhält Toilette
Das Life-City-Center besitzt keine öffentliche Toilette auf seinem Areal, jedoch laufen derzeit schon die Ausschreibungen für den Bau einer solchen, teilte die Swiss Life KG auf Anfrage mit. Die Kosten seien in der Planung schon hinterlegt. Sollte keine coronabedingten neuen Hindernisse entstehen, sei eine Realisierung noch in diesem Jahr geplant. Wo sich die öffentliche Toilette befinden soll sowie zur Frage, ob diese entgeltfrei sei, konnte keine Auskunft erteilt werden.
Die Notwendigkeit einer öffentlichen Toilette auf diesem Areal und anderen Einkaufsflächen ist groß. "Viele ältere Menschen laufen von zu Hause in die Einkaufsmärkte oder kommen mit dem Bürgerbus aus den Ortschaften", erklärt Sylvia Heib, Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes Burgkunstadt. Kundentoiletten in Norma, Kik oder Netto Burgkunstadt seien beispielsweise nicht vorhanden. "Was sollen die Leute aber auch tun? Sie haben beim Einkaufen schon mal teilweise einen Anfahrtsweg, kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen, sind längere Zeit mit Einkaufen beschäftigt und haben den gleichen Weg noch zurück. Also muss doch auch dann eine Möglichkeit bestehen, auf die Toilette zu gehen." Auf die Kulanz benachbarter Restaurants oder Cafes zu hoffen, könne auch keine Lösung sein.
In Privatgesprächen hört man von Ladeninhabern oft, die Kunden hinterließen die Toiletten oft verdreckt, weswegen man kein solches Angebot mehr offeriere.
Wird "Wildpinkeln" gefördert?
"Ich denke, dass jeder vernünftige Mensch gerne gewillt ist, für sein dringendes Bedürfnis 50 Cent zu bezahlen, und hat eine saubere Toilette, vor allem aber: Er hat eine zur Verfügung. Und jeder, der klar denkt, kann das nachvollziehen", meint Sylvia Heib. "Auf die Toilette müssen doch wohl alle. Frauen, speziell die älteren Damen, können doch nicht einfach hinter einem Busch sitzen. Männer machen das leider oft, sie haben es einfacher. Aber auch kleine Kinder müssen mal, da muss es schnell gehen."
Die Lösungsmöglichkeiten gehen noch tiefer: Bei großen Supermärkten könnte man es ja wie in den Autobahnraststätten handhaben. Einen Teil des Bons kann man dort wieder einlösen.
"Es wird natürlich auch einige Menschen geben, die das nicht einsehen", sagt die VdK-Ortsverbandsvorsitzende, die viel Erfahrung mit diesem Problem hat, etwa bei Verbandsreisen. Der Busfahrer pausiere ohnehin mindestens alle zwei Stunden und halte dann eben gleich an einer öffentlichen Raststätte. Bei den Besichtigungen und den Gaststättenbesuchen werde darauf geachtet, dass es saubere Toiletten gibt, möglichst noch behindertengerecht, denn viele ältere Menschen könnten nicht längere Treppen steigen.
"Auch bei allen unseren Veranstaltungen und Ausflügen achten wir darauf, dass möglichst ebenerdige Toiletten vorzufinden sind, und wenn möglich noch eine behindertengerechte dazu", so Sylvia Heib.
Toiletten in den Einkaufszentren
Wenn auch die Wege in den Kommunen des Landkreises kürzer sind, bleibt das Problem dasselbe: Im Gemeindegebiet Redwitz etwa gibt es nur eine öffentliche Toilette an der Aussegnungshalle des Friedhofes, in der Gemeinde Ebensfeld wurde die Frage verneint.
Wird das Thema also totgeschwiegen? "Meiner Meinung nach wäre es besonders wichtig, die Toiletten in den Einkaufszentren zu fördern. Das heißt, die größeren Märkte in die Pflicht zu nehmen, vor allem aber ein Umdenken anzustoßen." Sylvia Heib ist der Meinung, wer Kunden anlockt und Umsatz haben will, müsse auch für die menschlichen Bedürfnisse etwas investieren.