Weinlese am Staffelberg

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Jürgen Schneidawind bei der Lese: "Recht süß sind sie heuer".
Jürgen Schneidawind bei der Lese: "Recht süß sind sie heuer".
Rafael (links) und Vater Jürgen Schneidawind sn der Ab-Beer Maschine. Sie befreit die Trauben von den Stengeln. Fotos: Monika Schütz
Rafael (links) und Vater Jürgen Schneidawind sn der Ab-Beer Maschine. Sie befreit die Trauben von den Stengeln. Fotos: Monika Schütz
 
Rafael bringt die Trauben mit dem Dumper zum Sammelplatz.
Rafael bringt die Trauben mit dem Dumper zum Sammelplatz.
 

Dort stehen die einzige Weinreben im Landkreis Lichtenfels. Mit der Ernte ist Winzer Jürgen Schneidawind zufrieden.

Wer hat´s erfunden ? Ein Schweizer: Hermann Müller-Thurgau nämlich. Die nach ihm benannte Rebe Müller-Thurgau war 1882 sein Zuchterfolg: eine Kreuzung aus Riesling und Madeleine Royale. Sie gedeiht in großen Teilen Europas, in Japan, Neuseeland und in Horsdorf.

Jetzt war Arbeitseinsatz am Südhang des Staffelberges. Jürgen Schneidawind hatte zur Weinlese gerufen und knapp zwanzig Helfer aus der Verwandtschaft machten sich in exakt 315 Meter Höhe an die Arbeit. Auf einer Fläche von 12 ar, das sind 1200 qm, wachsen dort 490 Rebstöcke. Um sie vor fresslustigen Vögeln - hauptsächlich Amseln - zu schützen, sind den Sommer über große, blaue Netze gespannt, sagt Jürgen Schneidawind: "Wenn mehr Weinberge da wären, würden sich die Vögel darauf verteilen. Aber wir sind hier die Einzigen, da fressen die Vögel alles weg."

Die Ernte per Hand mit der Leseschere ist anstrengend. Die Helfer sind im ganzen Berg verteilt, schneiden ab und legen die Trauben in ihre Lese-Eimer. Sohn Rafael sammelt mit einem kleinen Transporter (Dumper) die Behälter mit den Trauben ein und transportiert  sie oben am Ende der Weinstockparzelle zum Sammelplatz.

Einst drei Familien

Seit Jahrzehnten schon betreibt die Familie hier Weinbau. Zuerst, 1951,  waren es noch drei Familien, die auf drei Parzellen Rebstöcke anbauten. Nun sind die Schneidawinds als einzige übrig geblieben, Jürgen ist der einzige angemeldete Weinbauer im ganzen Landkreis. Die beiden anderen Flächen wurden von den Besitzern in Wiesen oder Streuobstanlagen umgewandelt, sie liegen in unmittelbarer Nähe.

Bevor der "Löwenthaler" - die Lage heißt "Löwenthal" - aber in der Flasche oder im Glas landet, dauert es noch einige Wochen. Nach der Lese kommt die Kelter: Als erstes werden die Trauben maschinell in Jürgen Schneidawinds neuer Ab-Beer-Maschine von den Stielen getrennt, anschließend in die Saftpresse gegeben.  Die holt mit Wasserdruck den süßen Saft aus den reifen Früchten. Diese Hydro-Presse ersetzt die alte mechanische, bei der  man noch mit Muskelkraft drehen musste. Der Saft wird aufgefangen, und in Tanks gefüllt. Hier lagert er nun, der Most.

Nur Gärhefe erlaubt

Zugegeben werden darf nur eine spezielle Gärhefe. Zwischendurch nimmt der Weinbauer immer wieder seine Brille ab und blickt mit scharfem Auge ins Refraktometer: "90 hat er, 90 Grad Oechsle", sagt er zufrieden. Wird wohl ein guter Jahrgang werden.