Der Geschichtsverein CHW gab den dritten Band "Geschichte in Franken" heraus. Darin sind zehn wissenschaftlich fundierte Aufsätze enthalten, unter anderem einer über die Mischwaldbewirtschaftung, wie sie in Wiesen noch immer praktiziert wird.
Die Rechtsform der Waldkorporationen hat sich bis heute im Gebiet der Eierberge erhalten. In allen übrigen Orten im Umkreis wurde der Gemeindebesitz später unter den Rechtlern aufgeteilt. Die Rechtsform der Heppenhölzer und der drei sie bewirtschaftenden Waldkorporationen Wiesen, Nedensdorf und Herreth ist kurios, denn sie unterliegen als "altrechtliche Waldkorporationen" nicht dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) von 1900. Vielmehr gilt für sie noch heute das Preußische Landrecht von 1794, also der Vorläufer des BGB.
Holz wurde mit Heppen geerntet
Heppenholz heißt diese Art der Bewirtschaftung, weil das Holz einst in Handarbeit geschlagen (gehieben) wurde. Eine Heppe ist ein Werkzeug, das zu unterschiedlichen Arbeiten in der Land- und Waldwirtschaft und im Gartenbau verwendet wird. Typisch ist die sichelförmig geschwungene Klinge mit einer mehr oder weniger nach unten gebogenen Spitze.
In seinem Aufsatz "Der Bürger Wald. Strukturen und Nutzungsformen" geht Dr. Hubertus Habel in dem vom Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) herausgegebenen Band 3 der "Geschichte in Franken" auch auf die Waldbewirtschaftung in den Eierbergen ein. Der Besitz der Waldkorporation Wiesen umfasst knapp 105 Hektar. Die Eigentümergemeinschaft weist jährlich drei Schläge aus, an denen jedes Mitglied einen gleichwertigen Anteil zur Nutzung bekommt. Fast alle Bäume auf den ausgezeichneten Flächen werden in den Wintermonaten eingeschlagen. Die Stockausschläge werden ebenfalls abgeholzt, zerkleinert und als Brennholz verwertet.
Wesentlicher Bestandteil dieser Mittelwaldbewirtschaftung, schreibt Hubertus Habel, sei das Auszeichnen von Lebensbäumen. Damit sind Einzelstämme gemeint, deren geradwüchsiger Schaft und deren Länge nach 80 bis 150 Jahren einen qualitätvollen Ertrag erwarten lassen. Diese Stämme werden farbig durch das Aufsprayen stilisierter Fichten markiert. Sie stehen im weiten Abstand an den Hängen der Eierberge, während auf den Flächen dazwischen die Stockausschläge bis in zehn Meter Höhe wachsen dürfen.
Aufsätze zum städtischen Leben
Der Aufsatz von Hubertus Habel ist nur einer von zehn Beiträgen, die in dem neuen CHW-Buch enthalten sind. Sieben dieser Aufsätze beleuchten "Orte städtischen Lebens" wie das Rathaus, die Kirche, das Kommunbrauhaus, aber auch die Adelssitze in den Städten des 15. und 16. Jahrhunderts sowie die Stadtbefestigung und eben den umgebenden Wald. Die Nutzung der Wälder, sagt Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold, sei einst bei den Stadtbewohnern sehr begehrt gewesen. In der dörflichen Struktur von Wiesen habe sich diese Nutzungsform bis heute bewahrt.
Besonders froh ist Günter Dippold darauf, dass er den renommierten Burgenkundler Dr. Joachim Zeune für einen Beitrag gewinnen konnte. Zeune beschreibt in seinem Aufsatz die Stadtmauern - jene multifunktionalen Bauwerke des Mittelalters, die nicht nur einen rein militärischen Zweck erfüllten, sondern auch dem Schutz der gewerbe- und geschäftetreibenden Bürger dienten.
Brauereien des kleinen Mannes
"Das Buch bietet eine bunte Palette an Themen - da ist für jeden etwas dabei", sagt Günter Dippold über den Inhalt. Aus seiner Feder stammen zwei Aufsätze: Eine Einführung in die Thematik des städtischen Lebens sowie ein Abriss über die Institution des Kommunbrauhauses und andere Stätten der "bürgerlichen Gewerbe". "Solche Kommunbrauhäuser", sagt er, "hatte früher fast jede Stadt." Jenes von Lichtenfels steht noch heute als markanter Bau am Ende der Laurenzistraße.