Gerade der Austausch unter den Frauen mit praktischen Tipps, Gesprächen und mancher Leidensgenossenschaft fehle derzeit. Unklar ist auch, ob der Geburtsvorbereitungskurs stattfindet.
Sind Video-Kurse eine Lösung in der Corona-Krise?
Lisa Zipfel überlegt derzeit, ob sie einen Videokurs anbietet: "Aber ob die neuen Frauen, die sich untereinander noch gar nicht kennen, da gleich so offen sind", fragt sich die Hebamme. "Außerdem muss man solche Bestandteile wie Atemübungen eigentlich sehen, um zu prüfen, ob sie richtig sind. Das könnte online etwas schwierig werden."
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Eine Möglichkeit könnte sein, die Teilnehmerzahl zu reduzieren. Eine Lösung hat Zipfel aber noch nicht. Ihr "Überstundenpensum" habe sich jedenfalls reduziert, schmunzelt sie. Nun sei sie fast auf einem normalen Stand.
Werden die Babys entspannter?
Vieles sei in der Betreuung der Frauen und Babys aber auch entspannter geworden während den Krisenzeiten, berichtet die Hebamme aus ihrer Erfahrung. "Dadurch, dass sich die meisten Leute mehr zurückgezogen haben, ist ein viel entspannterer Umgang mit der ganzen Familie möglich." Der Stress von Besuchern, Fotografenterminen, Festen und Anderem falle weg. Nicht selten sei den Frauen das zu viel, auch wenn sie sich nicht trauten, das zu sagen, meint Zipfel. Außerdem habe sie von Kliniken gehört, dass die Stillrate der Mütter wieder gestiegen sei. "Ich merke: Die Kinder sind ausgeglichener und schlafen besser", so Lisa Zipfel.
Sie selbst hat keine Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus, beschränkt aber ihre Kontakte auf das Nötigste. Auch einer Hebammenschülerin, die einen Teil ihrer Ausbildung an der Seite der erfahrenen Hebamme absolvieren wollte, sowie einer Schülerpraktikantin musste Lisa Zipfel kürzlich absagen. Sie möchte die betreuten Mütter und sich selbst so wenig wie möglich fremden Kontakten aussetzen.
Hebammen in Corona-Zeiten: Vorbereitung im Online-Kurs
Ähnlich, aber andere Wege nutzt Franziska Kraus. Sie ist seit 3,5 Jahren Hebamme und betreut Schwangere und Mütter überwiegend im Raum Burgkunstadt. Sie ist in der Hebammenpraxis Storchennest und zusätzlich am Klinikum Kulmbach tätig. Sie "ersetzt" die weniger gewordenen Hausbesuche durch Online-Kurse, da in ihren vorhandenen Räumlichkeiten der 2-Meter-Abstand zwischen den Frauen nicht eingehalten werden könne.
"Für mich ist es zwar irgendwie komisch, die Inhalte vor dem Computer zu Hause zu erklären", erzählt sie. "Die Frauen sind aber dankbar, dass es diese Kurse gibt und sie bei Beschwerden einen Ansprechpartner haben." Bei den notwendigen Hausbesuchen habe sie nur jene Dinge dabei, die sie immer für Betreuung und Untersuchung braucht.
Hebamme: Normalität mit zu den Frauen bringen
Kraus sagt: "Gerade in so einer Zeit ist es wichtig, dass Hebammen ein Stück Normalität mit zu den Frauen bringen." Im Kontakt mit der Betreuten versuche sie meist Abstand zu halten. Das geht aber nicht immer. Wenn eine Frau einen Milchstau hat, muss die Brust eben abgetastet werden. Wenn ein Baby Gelbsucht hat, muss das Kind ebenfalls untersucht werden.
Nach dem Besuch desinfiziere sie nicht nur ihre Hände, sondern auch ihre Tasche innen und außen. Bei den Geburten im Klinikum Kulmbach habe sich dagegen nicht viel verändert: Die Väter konnten immer bei der Geburt dabei sein, durften von da an aber die Klinik nicht mehr verlassen. Kraus habe keine Angst vor dem Virus, aber einen gesunden Respekt. Sie ist vorsichtig und setzt auf Aufklärung.