Mitarbeiter machen Druck auf Bezirk

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11 132 Unterschriften für einen Erhalt sammelten Beschäftigte des Bezirksklinikums in nur zwei Wochen und übergaben eine Kopie an den Lichtenfelser Landrat. Von links: Gernot Habich, Dora Wiesmann, Hermann Schilling, Christian Meißner und Susann Biedefeld.
11 132 Unterschriften für einen Erhalt sammelten Beschäftigte des Bezirksklinikums in nur zwei Wochen und übergaben eine Kopie an den Lichtenfelser Landrat. Von links: Gernot Habich, Dora Wiesmann, Hermann Schilling, Christian Meißner und Susann Biedefeld.
"Rettet den Berg" war das Motto der Demonstration. Fotos: Tobias Kindermann
"Rettet den Berg" war das Motto der Demonstration. Fotos: Tobias Kindermann
 
 
 
 
 
 
 
 
 

150 Menschen demonstrieren gegen eine Schließung der Orthopädie und der Thoraxchirurgie im Klinikum Kutzenberg.

"In zwei Minuten geht es los", ruft Hermann Schilling, Vorsitzender der Gewerkschaft LBB, in die Runde. Der Zug setzt sich pünktlich um 10 Uhr in Bewegung. Rund 150 Personen sind zur Demonstration von Gewerkschaften und Belegschaft des Bezirksklinikums Kutzenberg gekommen. Sie wollen gegen die Pläne des Bezirks Oberfranken protestieren, die Orthopädie und die Thoraxchirurgie in Kutzenberg zu schließen und an andere Kliniken abzugeben, die nicht unter der Regie des Bezirks arbeiten. Für die Orthopädie ist die Juraklinik Scheßlitz im Gespräch, für die Thoraxchirurgie das Klinikum Bamberg. Die Pläne hat Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) am Montag der Belegschaft erläutert, am kommenden Montag soll der für das Klinikum Kutzenberg zuständige Bezirksausschuss in Bayreuth entscheiden, wie es weitergeht. Grundlage ist ein Gutachten, das nichtöffentlich ist; behandelt wurde es in seiner Sitzung des Verwaltungsausschusses im Februar. Landrat Christian Meißner (CSU) wusste, wie er im Kreistag am Montag erklärte, vorher weder von solchen Überlegungen, noch dass ein Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. Es wäre zwar bekannt gewesen, dass es ein Defizit in Millionenhöhe gebe, von solchen radikalen Schritten sei aber nie die Rede gewesen. Zwischen 100 und 150 Beschäftigte könnten in Kutzenberg ihre Arbeit verlieren, schätzt Hermann Schilling. Sie sollen über eine Jobbörse vermittelt werden.
Mit Trillerpfeifen und Rasseln bewegte sich der Zug vom Marktplatz zum Landratsamt, vor dem es zu einer kleinen Kundgebung kam. Landrat Meißner machte auch da aus seiner Ablehnung der Pläne keinen Hehl - er kritisierte erneut scharf das Vorgehen des Bezirks: "Wir haben am 22. Februar nur Beschlussvorschläge erhalten. Warum macht man nicht eine Zukunftsstrategie für Kutzenberg? Die ganze Diskussion gehört in den Bezirkstag, in eine öffentliche Sitzung, damit sich jeder Bezirksrat bekennen kann." Zudem habe der Bezirk nicht einmal mit den umliegenden Kliniken in Kulmbach oder von Regiomed über das Thema gesprochen. "Da liegen bestimmte Interessen auf der Hand, sonst würde man ja mit allen reden." Gernot Habich, ehemaliger Chefarzt der Lungenklinik in Kutzenberg, wies darauf hin, dass die medizinischen Bereiche in Kutzenberg ein Netzwerk bildeten, aus dem man nicht Teile herauslösen könnte. SPD-Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld vermisste vor allem Offenheit in der Diskussion: Die vier oberfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten hätten noch vor vier Wochen mit Katja Bittner, Vorstand der Bezirkskliniken, gesprochen. Da sei die mögliche Entscheidung nicht einmal angedeutet worden. "Wir müssen jetzt parteiübergreifend dagegen vorgehen."