Der Bauausschuss vertagte die Entscheidung, ob eine Straße nach dem früheren Bürgermeister Baptist Hofmann benannt wird - und der war Nationalsozialist.
Es begann mit etwas, das zumindest von einem Anwesenden als Affront empfunden wurde: der Vertagung einer Fehlerkorrektur. Stadtrat Bernhard Christoph packte seine Sachen und ging. Er wäre an diesem Dienstagabend auch sonst nach Tagesordnungspunkt 4 gegangen, aber wohl nicht so aufgebracht. "Unglaublich", sagte er, als während der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses mit 6:2 Stimmen (parteiübergreifend) beschlossen wurde, die Klärung der Rechtmäßigkeit des Straßennamens "Bgm.-Dr.-Baptist-Hofmann-Straße" in die nächste Sitzung im Oktober zu verschieben.
Hintergrund: Jener Bürgermeister, dem nach Beschluss vom 30. Juli 2019 die Ehre eines Straßennamens zuteil werden sollte, war bekanntermaßen Nationalsozialist.
Eigentlich hätte Christoph (Bündnis 90/Grüne) an diesem Abend nicht im Sitzungssaal zu sein brauchen. Er gehört nicht dem Gremium des Bau- und Umweltausschusses an. Aber ihm lag am Herzen, dass eine künftige Straße nicht nach Baptist Hofmann, dafür aber nach der 1938 tot im Wasser aufgefundenen Lichtenfelser Jüdin Sofie Seliger benannt würde.
Doch noch bevor es zum dritten Tagesordnungspunkt, dem Sachstandsbericht der Sanierungsbeauftragten Rita von Frantzky, kam, meldete sich Stadtrat Frank Rubner (CSU) zu Wort und beantragte, besagten vierten Tagesordnungspunkt in die nächste Sitzung zu verlegen. "Womöglich machen wir ein Fass auf für andere Straßennamen", lautete die Begründung des Stadtrates, der zudem anführte, in dieser Frage nicht ohne vorherige Fraktionssitzung mitentscheiden zu wollen.
Hofmanns Vita geprüft
Was war seit dem 30. Juli geschehen? Auf Hinweis Christophs wurde die Vita Hofmanns geprüft, und es scheint unstrittig zu sein, dass der Mann, der 1945 gemeinsam mit dem Metzgermeister Hans Krug und dem Braumeister Max Stinglwanger mit weißer Fahne die Stadt den Amerikanern übergab, Nationalsozialist war. Darum regte nun auch die Stadtverwaltung an, die künftige neue Straße, die unweit des sogenannten Rießner-Parks liegt, eher "Sofie-Seliger-Weg" zu nennen.
"Es ist uns als Verwaltung mehr als peinlich", erklärte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) die Beinahe-Benennung in "Bgm.-Dr.-Baptist-Hofmann-Straße". "Wir wollen das so schnell wie möglich reparieren", sagte das Stadtoberhaupt, das Christoph für die Anregung intensiver Recherchen zur Person Hofmanns dankte.
Dann äußerte Hügerich den Wunsch nach einem Beschluss im Sinne der Stadtverwaltung. Doch an dieser Stelle insistierte Rubner und erklärte, es sei ihm nicht an Diskussion, sondern an einer Abstimmung über eine Verschiebung gelegen.
Bürgermeister Dr. Hofmann übergab mit weiser Fahne zusammen mit zwei weiteren Lichtenfelsern unter Einsatz seines Lebens (er musste damit rechnen von den Amerikanern erschossen zu werden) die Stadt an amerikanische Truppen. Er rettete somit die Stadt vor Zerstörung und Todesopfern unter ihren Bürgern. Ob Hügerich und der linksgrüne Christoph ,wären sie in der gleichen Situation gewesen auch so mutig und selbstlos zum Wohl der Bürger der Stadt gehandelt hätten? Nicht nur peinlich, sondern der einzige wirkliche Skandal ist es, die Namensnennung der neuen Straße nun nicht mehr nach Bürgermeister Hofmann benennen zu wollen, und sein Ehre im nachhinein somit herabzuwürdigen. Die beiden Herren sollten vielmehr sofort von ihren Ämtern zurücktreten zum Wohl aller Bürger von Lichtenfels