Lesenswertes über Land und Leute

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Das Trockental mit dem Spitzenstein bei Kleinziegenfeld ist ein malerischer Ort. Foto: Otto Degen
Das Trockental mit dem Spitzenstein bei Kleinziegenfeld ist ein malerischer Ort.  Foto: Otto Degen
Porträt von der Wohltäterin Elisabetha Würstlein, gemalt von Lorenz Kaim. Foto: Hubert Kolling
Porträt von der Wohltäterin Elisabetha Würstlein, gemalt von Lorenz Kaim. Foto: Hubert Kolling
 
Das 1973 abgebrochene Lichtenfelser Stadtkrankenhaus stand in der Bamberger Straße neben der Spitalkirche. Die Aufnahme stammt aus der den 1930er Jahren. Foto: Stadtarchiv Lichtenfels
Das 1973 abgebrochene Lichtenfelser Stadtkrankenhaus stand in der Bamberger Straße neben der Spitalkirche. Die Aufnahme stammt aus der den 1930er Jahren. Foto: Stadtarchiv Lichtenfels
 

Der neue Band "Vom Main zum Jura" enthält ein buntes Spektrum geschichtlich interessanter Beiträge.

Einen wundervollen geologisch-geographischen Exkurs zur Weismainquelle bei Kleinziegenfeld und ins Trockental unternimmt Studienrat i. R. Otto Degen. Der gebürtige Seubelsdorfer beschreibt kenntnisreich die malerische Juralandschaft und regt den Leser an, selbst einmal dorthin zu fahren, um zu wandern. Die Bilder und eine Karte erleichtern die Orientierung.

Der Autor geht auf Quelle und Flussbett der Weismain ein, aber auch auf den Karstgrundwasserspiegel und das Wechselspiel von schneereichen Wintern und trockenen Sommern. In der Erdgeschichte, schreibt er, habe sich das Klima immer wieder verändert, schon lange, bevor es überhaupt Menschen gab. In historischen Zeiten könne man speziell am Auf und Ab des Weinanbaus am Obermain den Wechsel von wärmeren und kühleren Perioden erkennen. "Über die Zukunft können wir nur Vermutungen anstellen."

Eine Wohltäterin der Armen

Den Lebenslauf der Lichtenfelser Magd und Wohltäterin Elisabetha Würstlein (1777-1854) zeichnet Dr. Hubert Kolling aus Unterzettlitz nach. Als in den 1830er Jahren der Gedanke aufkam, in Lichtenfels ein Krankenhaus zu errichten, ergriff Elisabetha Würstlein die Initiative. Die in Bamberg lebende gebürtige Lichtenfelserin stellte dem Magistrat viel Geld für diesen Zweck zur Verfügung.

Ohne diese Finanzmittel und die nach ihr benannte wohltätige "Elisabethenstiftung" wäre der Bau eines Krankenhauses nicht möglich gewesen. Sie legte unter anderem fest, dass das zu errichtende Spital vornehmlich für Arme und Kranke, insbesondere für erkrankte Dienstboten bestimmt sein sollte. 1844 begannen die Bauarbeiten auf einem Grundstück neben der Lichtenfelser Spitalkirche. 1845 konnte das Haus eröffnet werden.

Das noch 1956 auf eine Kapazität von 88 Betten erweiterte Krankenhaus in Lichtenfels wurde 1973 abgebrochen. Es war im gleichen Jahr durch einen modernen Neubau mit rund 400 Betten ersetzt worden. An der Stelle des abgerissenen Altbaus wurde ein Gebäude mit Geschäfts- und Gewerberäumen sowie Arztpraxen errichtet.

Ein Grabstein wird zum Bildstock

"Ein Grabstein auf Wanderschaft" hat Alfons Zenk seinen Aufsatz überschrieben, in dem er die kuriose Geschichte eines Flurdenkmals beschreibt, das seit 2012 südlich von Unterzettlitz zu finden ist: Der Bildstock aus Muschelkalk greife zwar in seiner Formensprache auf das traditionelle Aussehen fränkischer Sandsteinmartern zurück, sei aber nur halb so hoch wie seine barocken Vorläufer, schreibt er. Die Reliefdarstellung zeigt St. Georg, den Drachentöter. Auf einer Tafel wird an den Ökonomierat Georg Kropp (1882-1953) erinnert, denn bei dem Bildstock handelt es sich um den wiederverwendeten Grabstein des besagten Herrn von Prächtinger Hanfriedhof.

Das Heft enthält weitere Artikel zu Ereignissen der Lokalgeschichte, etwa die Hintergründe eines tragischen Unfalls auf dem Main bei Hausen, der sich 1899 ereignete. Porträtiert wird zudem die Burgkunstadter Textilkünstlerin Anne Thoms, die an einem Hochwebstuhl arbeitet.

Das Buch

Das Buch "Vom Main zum Jura", Heft 28, hat 102 Seiten und kostet 14 Euro; ISSN 01787-1558

Versand Das Heft ist zu beziehen über Dr. Josef Urban, Schillerstraße 15, 91330 Eggolsheim oder per Mail unter josef.urban@yahoo.de

Interview

Themen gibt es für die nächsten Jahre noch genügend

Dr. Josef Urban ist der Herausgeber der jährlich erscheinenden Zeitschrift "Vom Main zum Jura". Er beendete 2010 seinen hauptberuflichen Dienst als Archivar. Seitdem gab er acht Hefte der heimatgeschichtlichen Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfels heraus - mit insgesamt 972 Seiten. Wir sprachen mit ihm über die Themen, die er als Herausgeber aufgreift, über die Geschichten, die seine Mitarbeiter beisteuern und über den derzeitigen Abonnentenstamm. Frage:Herr Dr. Urban, wie aufwendig ist es, jedes Jahr geschichtliche Themen zu finden?

Josef Urban: Es kann vorkommen, wie beim letzten Heft, dass bis Mai nur ein Beitrag vorliegt, dass dann aber immer wieder Autoren unverhofft einen Beitrag anbieten. Schwierig ist es, wenn der Herausgeber selbst zur Feder greifen muss, was er ja gerne tut, dann aber auch dafür viel Zeit aufwenden muss.

Wichtig ist auch, dass immer eine größere Anzahl von Fülltexten vorhanden sind, die aber nicht im Rohzustand abgedruckt werden können, sondern bearbeitet werden müssen, etwa im Falle des Unglücksfalls von Kösten auch mit Hilfe archivalischer Quellen. Zeitaufwendig ist auch die Bebilderung der Beiträge, wenn von den Autoren nicht genügend Fotos geliefert werden.

Letztlich ist aber der Status quo der, dass bereits für die kommenden Hefte Beiträge vorliegen, die aber redaktionell bearbeitet und noch mit Bildern versehen werden müssen.

Der Beitrag über die Weismainquelle in Kleinziegenfeld ist alles andere als ein trockener Aufsatz. Er enthält einen gewissen Nutzwert für all jene, die im Frühjahr eine Wanderung im Fränkischen Jura machen wollen. Ist das eine Möglichkeit, eine neue Leserklientel zu erschließen?

Neue Leser kommen nicht unbedingt dazu, wenn ihnen ein Artikel gefällt. Diese (wenigen Leser) kaufen dann das Einzelheft und der Fall ist für sie erledigt. Regelmäßige Leser, das heißt neue Abonnenten werden nur jene, die insgesamt an der Heimatgeschichte mit ihren vielen Facetten Interesse haben, die über den Tellerrand hinausschauen. Hier könnten es mehr sein, denn diese Schicht ist am Obermain sehr dünn.

Wünschen Sie sich mehr Resonanz Ihrer Leser, was die im Heft aufgegriffenen Themen betrifft?

Als gute Resonanz auf die Zeitschrift kann schon gewertet werden, wenn nach der Versendung an die Abonnenten keine Kündigungen erfolgen, sondern zuweilen der eine oder andere neue Leser hinzukommt, oft auf Anregung langjähriger Leser. Es kommt aber immer wieder vor, dass auf dem Überweisungsbeleg ein "Dankeschön" oder "Weiter so" ermutigt.

Welches Thema möchten Sie 2020 anpacken?

Für Heft 29 soll das Thema Vierzehnheiligen im Mittelpunkt stehen, daneben auch die Mühlengeschichte am Beispiel eines der in Franken seltenen Mühleninventare. Angekündigt ist ein Beitrag über Flurnamen, die mit dem Bergbau in seinen vielfachen Ausdrucksformen zu tun haben. Die Wasserversorgung auf dem Jura - Köttel und Eichig - könnte noch ein Thema sein. Sicher kommt aber noch der eine oder andere Aufsatz, mit dem ich nicht rechne.

Gibt es ein Thema, das Sie aufgreifen möchten, zu dem Ihnen als Herausgeber bis dato aber der versierte Autor noch fehlt?

Es gibt mehrere Landschaften, die noch weitgehend weiße Flecken sind, wie der Jura, das Gebiet um Schwabthal, Stublang, Uetzing, Serkendorf, Banz und Umgebung. Über viele Ortschaften ist bisher noch kein Beitrag erschienen, was sich aber schwer beheben lässt. Das Interview führte Matthias Einwag.