Das Wetter ist in den vergangenen Wochen sehr unbeständig. Welche Folgen hat das für die Ernte?
Während es mancherorts zu Überschwemmungen durch Starkregen kommt, herrscht wenige Kilometer entfernt strahlender Sonnenschein. Dieses Phänomen ist in den vergangenen Wochen häufig aufgetreten. Wie der Deutsche Wetterdienst berichtet, ist das Wetter in Gesamtdeutschland unbeständig, von Trockenheit und Dürre bis Starkregen, Hagel und Gewitter ist alles möglich. Auch die Region ist von diesem Wettermix nicht verschont geblieben. Für die Landwirte ergeben sich dadurch zwei "höchst ungünstige Wettersituationen", sagt Pflanzenbauberater Anton Weig vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Staffelstein.
Starkregen und Trockenheit
"Wie es um die Landwirtschaft steht fällt von Ort zu Ort unterschiedlich aus", sagt er. "Die Niederschlagsverteilung ist extrem verschieden", stimmt Hans Vetter, AELF-Behördenleiter Coburg, zu. "Das liegt daran, dass die Regenschauer nur punktuell auftreten und nicht weiterziehen." Die Art und Weise, wie der Niederschlag fällt, mache Probleme und verursache Bodenschäden. Zudem, führt er fort, verursachen Hagelschauer erhebliche Schäden, wodurch die Bestände dezimiert werden.
Gebiete, die von den Unwettern verschont wurden, haben dagegen mit Trockenheit zu kämpfen. "Am besten wäre es für die Erträge, wenn zu den warmen Temperaturen ab und zu ein Landregen aufkäme, bei dem der Niederschlag gleichmäßig verteilt wird", erklärt Vetter. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Starkregen und Trockenheit stellen die Landwirte vor große Probleme: Denn die Bodenstruktur wird davon sehr belastet und kann den Wassermassen nicht standhalten. "Im Idealfall nehmen die Böden Wasser auf - und geben es auch wieder ab", sagt Anton Weig.
Schon im Herbst erfolgte die Aussähe unter ungünstigen Bedingungen: "Die Witterungsprobleme betreffen alle Landwirte. Im Herbst war es zu nass, im Frühjahr sehr warm." Dadurch, dass die Felder im Herbst und Winter sehr nass waren, waren diese schwer zu bearbeiten. "Das verursachte Probleme beim Aussähen von Winterkulturen", sagt er. Durch die schweren Geräte wurden Fahrspuren ins weiche Feld gedrückt. Dadurch würden die Böden Wasser nur schwer hergeben können. Das sei problematisch in Gebieten, wo es im Frühjahr nicht geregnet hat. Das betrifft große Teile in Westoberfranken, wie beispielsweise in Sesslach, berichtet er. Da habe es seit April kaum geregnet, die Böden seien ausgetrocknet, und am Getreide seien dadurch gelbe Stellen entstanden.
"Wir brauchen das Wasser im Boden, jeder Liter ist kostbar", betont Weig. Doch dort, wo es geregnet hat, konnte der Boden die Wassermassen nicht aufnehmen. "Entweder es ist zu trocken oder es gibt zu viel Wasser auf einmal", fasst er die Problematik zusammen.
Die dicken Tropfen beim Starkregen sind schwer und verfügen über so starke kinetische Energie, dass sie die oberflächlichen Erdkrümel zerstörten. "Die Erde verschlämmt in kurzer Zeit." Das führt dazu, dass die Bodenoberfläche kein Wasser aufnehmen kann - die Felder überschwemmen und Erde wird abgetragen. Ein guter Boden kann das Risiko für so etwas abfedern, sagt Weig.
Gute Bodenstruktur entscheidend
Böden mit einer guten Struktur nehmen bei Regenschauern viel Wasser auf und geben es auch in Trockenphasen wieder ab. "Das ist die Kunst der Landwirte, solche Böden zu erhalten", sagt er. Der Pflanzenbauberater macht daher Schülern der Landwirtschaftlichen Fachschule die Relevanz des Themas deutlich. Heute fährt er beispielsweise mit ihnen nach Kösten, um dort auf mehreren Äckern eine Starkregensimulation von 100 Litern pro Quadratmeter durchzuführen.
"Wir testen das an verschiedenen Feldern. Bei manchen versickert das Wasser sofort im Boden, nur einen Acker daneben bleibt das Wasser auf der Oberfläche stehen." Dadurch werde den Schülern vor Augen geführt, welchen Unterschied die Bodenstruktur mache und was man dafür beachten sollte. So sei es zum einen wichtig, dass die Böden nicht durch zu schweres landwirtschaftliches Gerät zerdrückt werden. "Manche fragen sich ja, warum die Traktoren immer breitere Reifen haben: Dadurch verteilt sich das Gewicht auf eine größere Fläche, wodurch die Böden nicht zerdrückt werden", erklärt er. Zum anderen sei es wichtig, das Bodenleben zu fördern. "Wenn im Herbst viele Felder plötzlich gelb sind, wurde oft Senf als Zwischenfrucht anpflanzt. Zwischenfrüchte halten die Würmer und Käfer geschützt und dient ihnen gleichermaßen als Futterquelle. "Das Bodenleben nimmt dadurch wahnsinnig zu. Durch die Röhren der Würmer versickert das Wasser extrem schnell im Boden."
Natürlich seien durch diese Maßnahmen Überschwemmungen nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen, fügt er hinzu, allerdings dauere es wesentlich länger, bis die Felder überlaufen. Das Thema sei wichtig, denn "die Landwirte müssen sich auf extreme Wetterlagen vorbereiten." Durch den Klimawandel werden solche Wetterextreme begünstigt. "Ich bin seit Jahren draußen tätig und kann die Veränderung beobachten", erzählt Anton Weig. Allein der April sei es laut einer Wetterstation in Wiesengiech, nahe Scheßlitz, sechs Grad zu warm gewesen. "Der Ackerbau muss daran angepasst werden, sonst wird immer mehr Boden weggeschwemmt", warnt er. Der Umkehrschluss sei dann, dass dort nichts mehr angebaut werden könne.