Gar nicht langsam unterwegs

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Aus einem Besuch von Rallyeweltmeister Walter Röhrl bei Banz ist ein Film entstanden. Was erst wie ein Aprilscherz wirkte - war nämlich keiner.

Es las sich wie ein Aprilscherz, aber es war keiner. Der Artikel, der an diesem Tag in der Lokalausgabe des Fränkischen Tags Lichtenfels erschient, klang so gewagt, dass auch Eingeweihte bis zum Schluss daran zweifelten, ob die Redaktion nicht doch ein Spielchen mit den Betroffenen treiben wollte: Rallyeweltmeister Walter Röhrl kommt mit einem neuen Porsche 911 Turbo zur Lichtenfelser Polizei, um den Sportwagen als mögliches Dienstfahrzeug vorzustellen. Am 1. April. Walter Röhrl kam tatsächlich - doch das war nicht die einzige Überraschung an dem Tag. Es gab da noch ein zweites Projekt: Ein paar motorsportbegeisterte, große Jungs gehen in den Wald bei Banz und drehen einen Film. Mit Walter Röhrl. Und dann bitten sie die Polizei, die Verkehrssicherung für die Dreharbeiten zu übernehmen. Klingt ähnlich gewagt.

Wie fängt so eine Geschichte an? Mit einem Anruf. "Walter, hast Du Lust, bei dem Spaß dabei zu sein?" Er sagte sofort zu. Porsche stellte ihm einen weißen Porsche Turbo ins Porsche-Zentrum Regensburg. Dort war eine undichte Stelle, die einige Fans von unserem Plan informierte.

Nun standen wir - mein Sohn Lukas, Christian Schöfer und ich - im Wald und riefen die Polizei. Der damalige Polizeichef Willibert Lankes war als einziger eingeweiht. Die Kollegen, die er mitnahm, wussten nicht, was sie erwartete. Aber man darf die örtlichen Ordnungshüter nicht unterschätzen. In der Zeit, als ich Walter am Treffpunkt abholte, wurden wir von den ungläubigen Kollegen erstmal einer Personenüberprüfung unterzogen. Nein, der weiße BMW Kombi gehört keiner Filmfirma, die Spaßprogramme produziert - und der Besitzer hat nicht einmal Punkte in Flensburg.

Der Zeitplan war eng gesteckt, Lukas und Christian filmten am Rande mit, während die Fotos für den Bericht über den Aprilscherz entstanden, der keiner war.

Der Banzer Wald war schnell abgehakt, und es stand ja auch noch der Besuch bei der Polizei auf dem Programm. Dort erwarteten uns ein Röhrl-Fan - und die vom PZ Regenburg informierten Porsche-Freunde. Die Vorstellung des 911 als Dienstwagen war natürlich nicht ernst gemeint. Ein gelungener Scherz mit dem Brauch am 1. April? Nicht nur: Im Banzer Wald war eine der Sonderprüfungen der Olympia-Rallye, einer einmaligen Veranstaltung in Deutschland, mit der 1972 die beiden Olympiastädte Kiel und München verbunden wurden.

Weltklassefahrer gingen an den Start - und als Zweitbesetzung auf einem im Rallyesport eher ruhmlos gebliebenen Ford Capri ein mögliches Talent aus dem Bayerischen Wald, das nur durch Fürsprache eines Zeitungsjournalisten eine Chance erhielt. Walter Röhrl fuhr im Laufe der über 3000 Kilometer die versammelte Weltelite nieder, nahm mit einem unterlegenen Wagen, als er in Fahrt gekommen war, den Besten im Schnitt 20 Sekunden pro Prüfung ab, saß in Schlagdistanz zum Führenden. Bis ihn kurz vor dem Ziel ein Motorschaden bremste. Danach war er nie wieder an einer der Strecken der Rallye - das wurde nun nachgeholt. Es entstand ein 15-minütiger Film - mit Originalaufnahmen und Zeitzeugen. Er wird auf den Bamberger Kurzfilmtagen am 28. Januar in der Regionalrolle ab 17 Uhr im Odeon-Kino zu sehen sein. Walter hat zugesagt zu kommen. Kein Scherz.