Betriebe zeigen sich gelassen

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Wegen der Corona-Pandemie kann die Ausbildungsmesse Lichtenfels in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden. Foto: Archiv
Wegen der Corona-Pandemie kann die Ausbildungsmesse Lichtenfels in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden. Foto: Archiv

Ob die Ausbildungsmesse Lichtenfels im Herbst nachgeholt werden kann, steht derzeit noch nicht fest. So schätzen drei ausbildende Unternehmen des Landkreises und die Industrie- und Handelskammer den Stellenwert der Veranstaltung ein.

Die Absage der Ausbildungsmesse Lichtenfels scheint die Unternehmen der Region nicht zu belasten. Längst gebe es andere Möglichkeiten der Bewerber-Recrutierung. Zeigen sich die Auswirkungen erst im nächsten Jahr?

Normalerweise ist sie ein fester Termin im Kalender vieler Unternehmen, Lehrer und Schülerinnen und Schüler: die Ausbildungsmesse an der Staatlichen Berufsschule Lichtenfels. Ursprünglich für März 2020 geplant, dann in den Juni verschoben. Nun wurde auch dieser späte Termin corona-bedingt abgesagt. Die Verantwortlichen denken nun über einen neuen Termin im November nach. Welche Auswirkungen hat dies auf die Ausbildungszahlen der Region?

Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels betrübt die Absage des Messetermins nicht. Ein Termin im Herbst sei für das Kreditunternehmen günstiger, da zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin alle Ausbildungsplätze für den September 2020 besetzt seien. Vielmehr stünde in Kürze das Auswahlverfahren für einen Ausbildungsstart im Jahr 2021 an. Auch durch die Corona-Epidemie ändere sich die Lehrsituation nicht: "Wir sind ein altes Haus und brauchen jungen Nachwuchs. Deshalb haben wir für die kommenden Jahre zehn bis zwölf Ausbildungsplätze als Bankkauffrau oder Bankkaufmann geschaffen", sagt Ulrike Schmelcher, Teamkoordinatorin Personalentwicklung.

Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels nutze zudem die Plattform Facebook sowie weitere soziale Medien, um potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. "Messen sind auch eine gute Plattform, aber wir gehen zum Beispiel auch verstärkt in Schulen, um für eine Ausbildung bei uns zu werben. Bisher hatten wir auch keine Schwierigkeiten, die Ausbildungsplätze zu besetzen."

Die Messe zur Kontaktaufnahme

Ähnlich geht die BAUR- Gruppe aus Burgkunstadt mit der Absage um. Die Ausbildungsmesse sei nur ein Baustein von vielen in der Auszubildendensuche: "Wir rekrutieren ganzjährig, bewerben unser Ausbildungssystem, gehen in Schulen und halten Bewerbertrainings ab", so Manfred Gawlas, Leiter der Unternehmenskommunikation der BAUR- Gruppe. "Die Messen gelten ja nur für den Erstkontakt. Man stellt sich vor und bekundet Interesse. Dann geht es weiter." Einen möglichen Termin der Veranstaltung im November würde das Unternehmen dennoch wahrnehmen.

Derzeit sei ein Großteil der Ausbildungsplätze mit Start in diesem Jahr schon vergeben. Die BAUR Gruppe rechnet derzeit mit 25 Azubis. In einzelnen Bereichen werden noch Bewerber gesucht. Erreicht wurden interessierte Berufseinsteiger vor allem durch die Werbung in den sozialen Medien und durch die konkrete Vorstellung in Schulen. "In Zukunft könnte sich aber einiges verändern: Bisher haben die Unternehmen um die Bewerber gekämpft. Der Markt könnte sich aber komplett wandeln. Werden die Bewerber bald auf uns zukommen. Wir sind gespannt!"

Auch die Regiomed-Kliniken befürchten keine negativen Auswirkungen auf die Zahl ihrer Auszubildenden: "Natürlich ist es sehr schade, dass die Messe jetzt ausfällt, aber wir bewerben das Thema ganz stark über unsere eigenen Kanäle wie unsere Homepage oder Facebook. Aktuell sind wir dabei, die ersten Bewerbungsgespräche zu führen und haben auch schon einige Zusagen erhalten", erklärt Anna Schaller, Bereichsleitung Unternehmenskommunikation des Gesundheitsverbunds. Im Großen und Ganzen spüre dieser hier keine großen Unterschiede zu den Vorjahren. Der Bewerberstand sei ähnlich wie sonst zu dieser Zeit und die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sie im Herbst ganz normal mit einer Klassenstärke von etwa 20 bis 25 Schülerinnen und Schülern in die generalistische Pflegeausbildung starten werden. "Eine Ausbildungsmesse im November unterstützen wir natürlich trotzdem, denn auch im nächsten Jahr sind wir ja wieder auf der Suche nach neuen Auszubildenden."

Messe hat hohen Stellenwert

Hat die Ausbildungsmesse Lichtenfels also an Wert eingebüßt? Der Stellvertretende Leiter im Bereich Kommunikation der IHK für Oberfranken, Peter Belina, sieht das anders: "Die Messe hat nach wie vor einen hohen Wert, aber momentan haben viele Unternehmen durch die Corona-Krise einfach andere Sachen im Kopf, einige kämpfen gerade auch ums Überleben." Immer noch herrsche ein eklatanter Nachwuchsmangel in vielen Ausbildungsbereichen. Ende letzten Jahres seien beispielsweise immer noch 2000 Ausbildungsplätze in Oberfranken nicht besetzt gewesen. Derzeit sei erst rund ein Drittel der Ausbildungsverträge für einen Start im Herbst diesen Jahres unterschrieben.

Der Rest könnte sich zwar auch noch mit einer Zusage bei den Unternehmen selbst befinden, aber das werden sicherlich nicht alle sein. Eine Ursache dafür könnte sein, dass viele Schülerinnen und Schüler mit 15, 16 oder 17 Jahren noch keine rechte Vorstellung davon haben, welchen Beruf sie einmal ausüben möchten: "Das ist ganz normal. Das wusste ich damals auch noch nicht", so Belina. "Eine Ausbildungsmesse hilft hier aber und das zeigen sowohl die steigenden Besucherzahlen als auch die Ausstellerzahlen in ganz Oberfranken."

Die Hofer Freiheitshalle etwa platze bei dieser Veranstaltung etwa regelmäßig "aus allen Nähten", vielen Ausstellern musste auch schon eine Absage erteilt werden. Ebenso in Lichtenfels. "Die Ausbildungsmesse ist eben die Quelle schlechthin, wenn es um die berufliche Orientierung geht. Manche gehen vielleicht mit einer Vorstellung von drei oder vier Berufen dorthin, die sie interessieren könnten. Oft werden sie aber erst bei der Messe darauf aufmerksam, dass es noch einen Ausbildungsberuf gibt, der noch besser zu ihnen passt!"

Bewerberschwund im Jahr 2021

Sind die gerade suchenden Schüler dann durch die Absage der Veranstaltung benachteiligt? Peter Belina sieht einen zeitlich verschobenen Zusammenhang für die jungen Menschen: Viele Angebote der Ausbildungsmesse richten sich an Schülerinnen und Schüler, die im darauffolgenden Jahr eine Lehre beginnen möchten - eine klassische Ausbildung oder etwa auch ein Duales Studium. "Ich bin sicher, nächstes Jahr schaut es da ganz anders aus." Dennoch sei auch in diesem Jahr davon auszugehen, dass es immer noch viele unbesetzte Lehrstellen geben wird, auch wenn man damit rechnen müsse, dass weniger Ausbildungen begonnen werden können - wegen der derzeitigen Rahmenbedingungen durch Corona.