Der Biber war eines der Themen beim Gewässer-Nachbarschaftstag in Stublang. Die meisten Konflikte mit dem Menschen wären vermeidbar.
Das kleine Dorf im Lautergrund, am Zusammenfluss der beiden Bäche Döritz und Döberten, war Veranstaltungsort des Gewässer-Nachbarschaftstags. Ein wichtiges Angebot, sagt die Bayerische Verwaltungssschule München (BVS) und lädt seit 2002 Städte und Gemeinden, Wasserwirtschaftsämter, Naturschutzbehörden, Landschaftspflegeverband und viele weitere Verbände in wechselnden Orten an den runden Tisch. Eines der Themen an diesem Dienstag im Gasthof Dinkel in Stublang lautete: "Der Biber im Landkreis Lichtenfels - Konflikte und Lösungen".
30 bis 35 Kilo schwer
Der Biber ist nicht zu verwechseln mit dem Bisam, einem aus Nordamerika eingeschleppten, circa ein Kilo schweren Tier, oder mit dem rund zehn Kilo schweren Nutria aus Südamerika (auch Biberratte oder Sumpfratte). Der Biber (lateinischer Name Castor fiber) war lange Zeit in Deutschland ausgerottet. Sein Fell war unwiderstehlich dicht und sein Fleisch sehr schmackhaft. Das bis zu einem Meter lange Tier (mit Schwanzkelle bis zu 1,30 Meter) bringt dabei schon mal locker 30 bis 35 Kilo auf die Waage und ist somit schwerer als ein kleines Reh. Der Biber ist das größte Nagetier Europas. Größer wird nur das südamerikanische Wasserschwein.
Der erste dieser ausschließlich Pflanzen fressenden europäischen Biber wurde 1966 in Bayern ausgesetzt, bis 1982 wurden insgesamt 182 Tiere ausgesetzt. Horst Schwemmer, Biberbeauftragter des Landkreises, hatte aber auch aktuelle Zahlen dabei: Im Jahr 2019 gibt es circa 22 000 Tiere - das ist mehr als die Hälfte aller in Deutschland lebenden Nager (40 000). Dass hier Konflikte mit dem Menschen nicht ausbleiben, ist Fakt.
Der Bund-Naturschutz-Biberberater Schwemmer: "Probleme treten aber meist dort auf, wo der Mensch das Land bis an die Gewässergrenzen hin nutzt, durch Ackerbau, Teiche oder Kläranlagen." Die Analyse der bisherigen Konflikte zeige, dass etwa 90 Prozent der Konflikte weniger als zehn Meter entfernt vom Wasser auftreten. Das heiße, Biber beschränkten ihre Aktivitäten meist auf einen schmalen Streifen entlang der Gewässer. Viele Probleme ließen sich also vermeiden, wenn ein mindestens fünf Meter breiter Streifen entlang von Flüssen, Bächen und Seen nicht genutzt würde, was aus Sicht des Trink- und Hochwasserschutzes ohnehin sehr wünschenswert wäre.
Alle Bundesländer bis auf Bayern hätten in ihren Gesetzen bereits eine derartige Schutzzone entlang von Fluss- oder Seeufern verankert, etwa um die Einträge von Pestiziden und Dünger aus der Landwirtschaft zu reduzieren, erläuterte Schwemmer. Die Umsetzung in Bayern stehe über das Volksbegehren "Rettet die Bienen und die Artenvielfalt" jetzt endlich an. "Es wäre der Königsweg: Raum fürs Gewässer."
Möglichkeiten zur Vorbeugung
Das bayernweite Bibermanagement, das der Bund Naturschutz erarbeitet, zeige auch Möglichkeiten zur Vorbeugung, also bevor der "Baumeister" aktiv wird: Drahthosen ( das sind Rund-um-Drahtgeflechte) für Obstbäume oder andere schützenswerte Bäume, Elektrozäune für Gemüsefelder, Gitter, die das Unterminieren von Wegen oder Feldern verhindern, oder die Entfernung störender Biberdämme. Schwemmer: "Die Bibermanager helfen hier schnell mit Rat und Tat."
Für größere Schäden in der Land-, Forst- und Teichwirtschaft gebe es seit 2008 einen freiwilligen Ausgleichsfonds des Freistaates Bayern. 2011 sei dieser von 250 000 Euro pro Jahr zunächst auf 350 000 und aktuell auf 450 000 Euro aufgestockt worden. Die Summe der Schäden variiere von Jahr zu Jahr. Sind die gemeldeten Schäden höher als der Ausgleichsfonds, würden die Antragsteller anteilig entschädigt.