Wie alt sind die Ratsmitglieder im Landkreis Kulmbach?

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112 Ratsmitglieder in allen Gremien des Landkreises sind zwischen 51 und 60 Jahre alt. Grafik: Franziska Schäfer
112 Ratsmitglieder in allen Gremien des Landkreises sind zwischen 51 und 60 Jahre alt. Grafik: Franziska Schäfer

Die Gemeinde- und Stadträte im Kreis werden immer älter - doch stimmt das? Wir haben uns die Altersstruktur mal etwas genauer angeschaut (mit Kommentar).

"Die Gemeinde- und Stadträte werden immer älter, wie sollen die uns noch vertreten?" - ein Einwand, der von vielen Jüngeren immer wieder im Zusammenhang mit der Kommunalpolitik genannt wird. Für die Städte und Gemeinden im Landkreis Kulmbach haben wir uns einmal auf Datensuche begeben: Werden die Gremien wirklich immer älter, oder bringen heutzutage auch immer mehr junge Leute Schwung in die Sitzungen?

Bei der Auswertung fällt neben der Altersstruktur von Neuenmarkt auch die von Kulmbach auf: Von jeder Altersgruppe - von 21 bis 80 Jahren - sind Leute im Gemeinde- oder Stadtrat vertreten. Doch wie wichtig ist eine solche Altersverteilung für ein Gremium?


Die Mischungs machts

Wir haben bei Tobias Günther, Pressesprecher der Stadt Kulmbach, nachgefragt: "Die aufkommenden Themen in einem Stadtrat können sehr unterschiedlich sein. Für eine konstruktive Entscheidung zum Wohle einer Stadt ist es wichtig, dass die Meinungen der erfahrenen Mitglieder, aber auch neue Ideen der Jüngeren in eine Diskussion eingebracht werden können."

Verschiedene Sichtweisen können laut Günther zu neuen, gemeinsamen Lösungen führen, die der Entwicklung einer Kommune zugute kommen.

"Neben einem guten Mix aus Jung und Alt sind im Kulmbacher Stadtrat zudem vielfältige Bevölkerungsschichten vertreten wie beispielsweise Lehrer oder Unternehmer, so dass auch eine breite Interessenvertretung der Bürgerinnen und Bürger möglich ist."


Die beiden Extreme im Landkreis

Andernorts fällt die Altersbilanz nicht gerade zugunsten der jüngeren Generation aus. Von 339 Ratsmitgliedern im ganzen Landkreis sind gerade einmal 49 unter 40. Positiv fällt hierbei der Gemeinderat von Wonsees auf: Von den insgesamt 14 Räten sind neun unter 40 Jahren - drei davon sogar unter 30. Ein durchaus junges Gremium, dass sich im Altersdurchschnitt von den anderen im Landkreis absetzt.

Das andere Extrem ist Untersteinach: Kein Ratsmitglied ist unter 40 Jahre alt. Zwei sind zwischen 41 und 50, sechs zwischen 51 und 60 und drei zwischen 61 und 70. Zwei der Gemeinderäte sind sogar über 71. Die anderen Gemeinde- und Stadträte bewegen sich beim Altersdurchschnitt im Mittelfeld.

Ein Blick in die erhobenen Daten zeigt, dass in den Gemeinde- und Stadträten des Landkreises Kulmbach insgesamt 37 Leute sitzen, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind, 84 sind zwischen 41 und 50 Jahren und 85 zwischen 61 und 70. Auffällig ist, dass sich die jüngste und die älteste Altersgruppe in unserer Umfrage in etwa die Waage halten: 12 Mitglieder sind unter 30 und 9 sind zwischen 71 und 80.


Gute Mischung in den Gremien?

Den größten Anteil der Ratsmitglieder im Landkreis Kulmbach macht die Altersgruppe zwischen 51 und 60 Jahren aus: 112 Personen sitzen davon in den kommunalen Gremien.

Ob man dabei von einer ausgewogenen Altersmischung sprechen kann, bleibt dahingestellt. Das Wichtigste ist jedoch, dass erfahrene Mitglieder und Neulinge konstruktiv zusammenarbeiten - egal, wie viele es davon gibt.


Kommentar
Nicht beschweren - wählen gehen

Im eigenen Freundeskreis erlebe ich immer öfter, dass sich Leute von den Kommunalpolitikern nicht mehr vertreten fühlen. Verdrossenheit und Wut sind häufig die Folgen. Als Grund geben die meisten das hohe Alter der Ratsmitglieder an. Allein die Aussage ist schon fragwürdig. Schließlich haben auch die Ratsmitglieder 50plus Interesse daran, etwas für die Jüngeren in der Gemeinde zu tun. Ich sage nur "demografischer Wandel". Durch Kinder oder Enkelkinder haben diese zudem einen direkten Bezug zu der jüngeren Generation.

Altersdurchschnitt hin oder her: Bei der Wahl hätten genau die Unzufriedenen die Chance, die Kommunalpolitik mitzugestalten. Sie könnten sich aber auch selbst politisch engagieren. Doch dafür sind sie dann meist zu bequem. "Wann soll ich das denn neben meiner Arbeit noch machen?", höre ich immer wieder, wenn ich meine Freunde direkt darauf anspreche.

Zum Glück treten bei der Wahl auch immer mehr unter 30-Jährige an, die im Gemeinde- oder Stadtrat etwas verändern wollen. Der Erfolg bleibt leider oft aus. Denn genau die jungen Leute, die sich das ganze Jahr aufregen, dass niemand auf ihre Wünsche und Anregungen reagiert, gehen nicht zur Wahl und überlassen älteren Wählern das Feld. Ein Fehlverhalten mit jahrelangen Konsequenzen. Wie sollen es junge Politik-Interessierte in den Gemeinde- oder Stadtrat schaffen, wenn nicht einmal die junge Wählergemeinschaft hinter ihnen steht und nicht zur Wahl geht?

Wer sich die Chance entgehen lässt, bei der Politik vor der Haustür mitzubestimmen, der soll sich bitte auch nie mehr darüber beschweren!