Wenn Rücksichtnahme ein Fremdwort ist

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Archiv/Maurizio Gambarini, dpa
Archiv/Maurizio Gambarini, dpa

Radfahrern ist ohne Zweifel ein ganz besonderes Abenteuer.

Autofahrer, die die Abmessungen ihres Wagens und/oder die eines Fahrrads nicht so ganz korrekt abschätzen können und daher im Zentimeter-Abstand an einem vorbeifahren.

Oder andere, die das Tempo eines Pedelecs völlig unterschätzen, einem souverän die Vorfahrt nehmen und damit bergauf zum Bremsen zwingen.

Von Mähdreschern, die mit gefühlten 80 Stundenkilometern über die als Radweg ausgewiesenen Flurbereinigungsstraße brettern oder von Fußgänger-Gruppen, die zu viert die ganze Breite eines Geh- und Radwegs nutzen, will ich an dieser Stelle gar nichts schreiben.

Gleichwohl von einem Erlebnis, das ich am Wochenende auf einem Radweg zwischen Kulmbach und Burgkunstadt hatte. Ein befreundetes Ehepaar, meine Frau und ich waren dort unterwegs. Ich fuhr mit einem größeren Abstand als Zweiter, als meinem Freund, der mit etwa 15 Stundenkilometern unterwegs war, eine ähnlich schnell fahrende Radlerin über eine Kuppel entgegenkam. Ehe sie ihn erreicht hatte, rief sie: "Ich muss auf der linken Seite fahren - das sieht man doch!" - und veranlasste meinen Freund und uns Folgende zu einem raschen Ausweichmanöver, um die Kollision zu vermeiden.

Warum die junge Frau auf der linken Seite fahren musste - und woran man das hätte sehen können, blieb uns freilich unklar. Symptomatisch allerdings für das Verhalten manches Verkehrsteilnehmers in der heutigen Zeit war dies aber schon: Selber sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen irgendwelche Rechte sichern - und andere nicht nur zwingen, das hinzunehmen, sondern auch noch zu schimpfen, weil sie nicht entsprechend reagieren...

Warten wir noch darauf, demnächst unvermittelt vom Rad geschubst zu werden: "Ich muss leider jeden Zehnten vom Rad schubsen - wussten Sie etwa nicht, dass Sie der Zehnte sind?"