Wenn Mozart auf Zulu trifft

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Auf der Naturbühne traf afrikanische Musik auf Klassik - ein gelungenes Experiment. Foto: Dieter Hübner
Auf der Naturbühne traf afrikanische Musik auf Klassik - ein gelungenes Experiment. Foto: Dieter Hübner
 
 
 
 
 
 
 

MoZuluArt und Streichquartett der Wiener Symphoniker begeistern auf der Naturbühne.

Afrikanische Musik trifft Klassik - ein gelungenes Experiment im Zusammenspiel der Kontinente. Vier Sprachen, vier Musiker und ein klares Konzept: Mit einer Mischung aus afrikanischer Folklore und Mozart-Arrangements, die niemals künstlich oder erzwungen klangen, begeisterte "MoZuluArt" am Sonntagabend 450 Zuhörer und ließ einen Hauch von Fernweh auf der Naturbühne Trebgast aufkommen. Zusammen mit einem Streichquartett der Wiener Symphoniker boten sie eine hinreißende Melange aus europäischer Klassik, Swing, Gospel und afrikanischen Gesängen auf Zulu, Xhosa und Ndebele. Die Kulturinitiative Trebgast mit ihrem Vorsitzenden Hans Moos hatte sich damit selbst das schönste Geschenk zu ihrem 10-jährigen Jubiläum gemacht.


Unvereinbares verschmolzen

Als konventionell und gewöhnlich kann man den musikalischen Ansatz, den der österreichische Pianist Roland Guggenbichler und die drei aus Simbabwe stammenden Sänger Ramadu, Vusa Mkhaya Ndlovu und Blessings Nqo Nkomo verfolgen, nicht wirklich bezeichnen. Wer kommt schon auf die Idee, die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart oder Joseph Haydn mit traditionellen Zulu-Klängen zu kreuzen? Vermutlich nicht allzu viele. MuZuluArt verflechten die Gesangskunst des südlichen Afrika mit Kompositionen europäischer Klassik, und zeigen, wie sich unterschiedliche Stile gewinnbringend gegenseitig befruchten können. Die acht Künstler bewiesen in diesen zwei Stunden, dass das Unvorstellbare keineswegs unmöglich sein muss. Sie verbanden nicht nur vermeintlich Unvereinbares, sie ließen es verschmelzen.
Gleich das erste Lied "Uthando", basierend auf einer Sonate in D-Dur war das Beispiel einer typischen Bearbeitung von MoZuluArt: Das Klavier und das Steichquartett spielen das Stück traditionell. Das Vokaltrio legt eine neue Melodienlinie drüber. Auch das zweite Lied "Zungikhumbule", nach einer Sonate in A-Dur KV 331, war noch eher eine schüchterne Annäherung, ein schmeichelhaftes Werben um die Gunst des Publikums. Nach einem Rondo in D-Dur, bei dem sich die drei Herren aus Simbabwe bereits tänzelnd auf der Bühne bewegen, wird bei einem Gospel-Arrangement aus ihrem schmeichelhaften Werben bereits impulsive Freude. Das Publikum lässt diesen ungewöhnlichen neuen Sound, den MoZuluArt und die Wiener Symphoniker auf einfühlsame Weise intonieren, neugierig auf sich wirken, klatscht und singt mit, nickt mit den Köpfen und tanzt mit den Füßen.


Stehende Ovationen

Dass das Gesangstrio, das heute in Wien lebt, und unabhängig von MoZuluArt unter dem Namen "Insingizi" auch als A-cappella-Gruppe auftritt, auch ohne Orchester zurechtkommt, beweist es mit einem Gospelsong, der eindrucksvoll die Melodienvielfalt der Musik des südlichen Afrikas zum Ausdruck brachte. Zum Titel "Hard Times", aufbauend auf ein Menuett in F-Dur von Joseph Haydn, erklärt der gefragte Tastenkünstler Roland Guggenbichler. "Diese Melodie erschließt sich nicht jedem Zuhörer sofort. Es ist eine Spezialität von MoZuluArt, sich für Stücke zu entscheiden, deren Melodien und Emotionen zu spüren und daraus etwas Neues zu entwickeln.
Nach der Pause folgte ein besonderer Leckerbissen: "Imbube", das unter dem Titel "The lion sleeps tonight" berühmt wurde. Dann wurde es speziell. Mit "Igquiha" versuchte Vusa Ndlovu, der mit seinen Erzähler- und Entertainer-Qualitäten auf besonders amüsante Art durch den Abend begleitete und auch durch seine tänzerische Begabung auffiel, den Besuchern die Schnalzlaute der Ndebele-Sprache beizubringen. Die zerbrachen sich an nur drei Wörtern schier die Zunge, bemühten sich aber minutenlang euphorisch, nicht am Refrain dieses Volksliedes aus dem südlichen Afrika zu verzweifeln.
Stehende Ovationen ließen die Musiker nicht um zwei Zugaben herumkommen. Bei "Zumba", einer traditionellen Weise aus der Heimat der drei Sänger, war es dann soweit: Ein Feuerwerk der Klassik prasselte von den Felsen im Hintergrund herunter und tauchte die Bühne in ein wunderbares buntes Ambiente. Das Konzert hätte noch stundenlang weitergehen können.