In Kulmbach und Mainleus ist der Sonntag auch nicht mehr das, was er einmal war.
Gestern war wieder Sonntag. Damit verraten wir Ihnen, weil heute Montag ist, mit Sicherheit nichts Neues. Wobei der Sonntag aber auch nicht mehr das ist, was er einmal war.
Woran wir das festmachen? An den Diskussionen über den verkaufsoffenen Sonntag? Oder an der Tatsache, dass es in unserer Gegend immer weniger Wirtschaften gibt, wo man sonntags einen g'scheiten fränkischen Braten mit Klößen kriegt? Nein, wir sehen es an den Tankstellen und Waschanlagen dieses Landes.
Darum ist es erlaubt
Die Gemeinde Mainleus war der Vorreiter, und die Stadt Kulmbach zog vor einem Jahr nach. Beiden erlaubt es eine Ausnahmeregelung in Bayern, selbst darüber zu entscheiden, ob Autowaschanlagen geöffnet werden dürfen oder nicht. Denn laut Feiertagsgesetz sind öffentlich wahrnehmbare Arbeiten im Regelfall verboten.
Jetzt ist es nicht mehr verboten, und Sie glauben gar nicht, was an einem Sonntagmittag an den Tankstellen in Mainleus und Kulmbach los ist. Es herrscht Hochbetrieb. Viele Menschen wuseln um die Waschanlage herum. Sie lassen waschen oder nehmen selbst Lappen und Schwamm in die Hand. Es wird gewienert, poliert und - natürlich - gesaugt. Hauptsache, die Blechkutsche wird blitzblank.
Zivilisatorischer Fortschritt?
Ob uns die Autowäsche am Sonntag einen zivilisatorischen Fortschritt bringt, mag jeder selbst entscheiden. Es schaut jedenfalls komisch aus. Aber diesmal wollen wir darauf verzichten, Asterix und Obelix zu zitieren, die sich oft genug über die Römer geäußert haben, die am Dies Solis (Tag der Sonne) mit ihrem Streitwagen in die Lavatrina (Waschstraße) fuhren.
Die Scheinheiligen, welche sich über das Autowaschen am Sonntag aufregen, bleiben hoffentlich am Sonntag am eigenen Küchentisch sitzen und nötigen keine Bedienung in der Gaststätte dazu, am Sonntag auf ihre Familie verzichten zu müssen.
Wenn ich am Sonntag Vormittag mein Auto wasche, tue ich dies gerne und freiwillig.
Leider müssen viele Menschen auch an Sonntagen ihrer geregelten Arbeit nachgehen, weil die Politik und Gewerkschaften dafür Tür und Tor geöffnet haben. Nur weil viele "nicht öffentlich wahrnehmbar" ihren Dienst verrichten, macht es das für die Gesellschaft nicht besser.
@ Frankenfregger
Sie schreiben leider sehr pauschal und undifferenziert:
„Leider müssen viele Menschen auch an Sonntagen ihrer geregelten Arbeit nachgehen, weil die Politik und Gewerkschaften dafür Tür und Tor geöffnet haben.“
Ich kenne sowohl Politiker als auch Gewerkschaftler (z. B. bei ver.di), die sich im Einklang mit den christlichen Kirchen sehr engagiert für den – wo es gesellschaftlich möglich ist – arbeitsfreien Sonntag einsetzen!
P. S.: Gehen Sie am Sonntag Vormittag auch „gerne und freiwillig“ in den Gottesdienst?
Wie sollte ich das machen wenn ich doch beim Autowaschen bin ???
Scherzkeks !