Die Basketballer des ATS Kulmbach wurden souverän Meister der Bezirksoberliga. Doch noch ist fraglich, ob sie in die Bayernliga aufsteigen.
Wieder ein Jungbauer, der den ATS
Kulmbach als Trainer zur Meisterschaft in der Bezirksoberliga geführt hat. Elf Jahre nach Vater Franz (63) gelang das Kunststück Sohn Christoph (30). Der war beim erstmaligen Sprung in die sechste Liga damals gerade mal 18 Jahre alt, aber mit 17 Punkten im Schnitt neben Alexander Wich und Holger Wiesner schon einer der Aufstiegsgaranten.
Von 2007 bis 2012 spielte der ATS in der Bayernliga, zog sich aber ausgerechnet nach der besten Platzierung der Vereinsgeschichte (Rang 4) freiwillig in die Bezirksoberliga zurück, nachdem gleich drei Leistungsträger Kulmbach berufs- oder studienbedingt verlassen hatten. Auch Franz Jungbauer machte Schluss. Als sein Nachfolger Frank Weber Ende 2015 berufsbedingt aus Kulmbach fortzog, setzte Christoph die Jungbauer-Dynastie beim ATS fort. Vater Franz ist voll des Lobes für die aktuelle Mannschaft seines Sohnes und hält sich als begeisterter Zuschauer dezent im Hintergrund: "Die Jungs haben sich in den letzten Jahren so klasse entwickelt, da darf man als Älterer nicht reinreden."
Um die Zukunft der ATS-Basketballabteilung ist Franz Jungbauer auch nicht bange: "Die haben von sich aus in den vergangenen Jahren immer wieder Leute zu Übungsleitern ausgebildet." So sind von der "Ersten" Jakob Krüger, Christian Schuberth, Matthias Hansl, Roman Schaller und Phillip Schulte als Trainer im Nachwuchsbereich tätig. Und Trainer Christoph Jungbauer ist sogar noch Kassier der Abteilung. Der 30-Jährige verrät im Interview, warum es noch gar nicht klar ist, ob der ATS das Aufstiegsrecht wahrnimmt und in der kommenden Saison gegen Gegner wie Erlangen, Eggolsheim, DJK Bamberg, Weiden, Schweinfurt, Breitengüßbach II oder den Nachbarrivalen aus Eckersdorf antritt.
Christoph Jungbauer, was bedeutet es für Dich, elf Jahre nach Deinem Vater wieder Meister mit dem ATS geworden zu sein?
Natürlich ist man stolz. Mein Vater ist schon ein Vorbild, denn er hat den Kulmbacher Basketball mit aufgebaut und geprägt. Sein Basketball-Wissen ist einzigartig. Am Anfang habe ich mir Tipps und Rat von ihm geholt, aber natürlich auch eigene Entscheidungen getroffen. Es ist nicht so, dass er von sich aus mit Ratschlägen kommt, sondern nur dann welche gibt, wenn er gefragt wird.
Euer Anspruch vor der Saison war, vorne mitzuspielen. Hättet ihr aber damit gerechnet, alle Spiele gewinnen zu können?
Wir wussten, wer Meister werden will, muss uns schlagen. Insgeheim war schon Platz 1 das Ziel. So selbstbewusst konnte man sein, nachdem einige Leistungsträger wie Marcus Mallanik 2016 aus Berlin oder ein Jahr zuvor schon Jakob Krüger zurückgekehrt sind.
Was ist das Erfolgsrezept der Truppe?
Jeder Spieler hat besondere individuelle Klasse. Dazu kommt der große Zusammenhalt in der Truppe. Alles sind ATS-Eigengewächse. Im Gegensatz zu manch anderer Sportart spielen wir noch aus Idealismus und Liebe zur Gemeinschaft. Da ist Basketball einfach ehrlicher. Auch privat sind wir ein verschworener Haufen und unternehmen abseits der Halle viel miteinander, machen Wanderungen oder treffen uns nach jedem Heimspiel im Stammlokal beim "Bully". Wir können uns gut riechen, kämpfen und spielen füreinander.
Traut ihr euch mit der aktuellen Mannschaft die Bayernliga zu?
Eigentlich schon, denn wir haben mit meinem Bruder Niklas, Jakob Krüger, Heiko Rüger, Marcus Mallanik, Matthias Hansl oder David Brown, der in der neuen Saison wieder aus der 2. Mannschaft zu uns stoßen will, noch viele im Team, die schon in der Bayernliga oder höher gespielt haben.
Was heißt "eigentlich"? Gibt es etwa Zweifel, den Aufstieg wahrzunehmen?
Ja, das wird erst im Sommer entschieden, wenn feststeht, welche Mannschaft wir im Herbst zur Verfügung haben. Mit Kapitän Christian Schuberth und Bartje Krüger verlassen uns berufsbedingt zwei wichtige Spieler. Man darf natürlich nicht mit der Angst in eine Saison gehen, dass man abgeschossen wird, wenn sich einer verletzt. Dann ist die Gefahr, dass das, was wir in den letzten Jahren wieder aufgebaut haben, wieder zerbricht. Geld für Verstärkungen werden wir jedenfalls nicht ausgeben, denn dann würden wir unsere Werte verlieren und das Gefüge zerstören. Aber die Bayernliga ist schon für die Mannschaft reizvoll, denn es macht Spaß, wenn man mehr gefordert wird.
Zumal ihr ja in dieser Saison selbst dem designierten Drittliga-Aufsteiger BBC Coburg im Bayernpokal alles abverlangt habt.
Wir haben die drei Klassen höheren Coburger extrem geärgert, mehr als sie erwartet haben. So mussten sie sogar ihre Amerikaner einsetzen und einen Gang einlegen, den sie eigentlich nicht benutzen wollten. Natürlich macht so eine starke Leistung die Entscheidung, nicht aufzusteigen, umso schwerer.
Wo sind die großen Unterschiede zwischen Bayern- und Bezirksoberliga?
In der Bayernliga muss man einfach konstanter spielen. Wir haben zum Beispiel in dieser Saison mal das erste Viertel 28:6 klar dominiert, das zweite aber verloren. Während eine Top-Mannschaft ihr Spiel durchzieht, schalten wir unterbewusst einen Gang zurück. Ich muss als Trainer noch lernen, wie ich es schaffe, die Konzentration bei den Jungs hochzuhalten.
Zum Saisonabschluss steht am 8. April das Finalturnier in Bamberg um den Bezirkspokal an. Mit welchem Ziel geht ihr da ran?
Wir wollen endlich mal diesen Pokal holen, denn den hat der ATS noch nie gewonnen. Auch mir persönlich fehlt er noch. Wir treffen im Halbfinale zunächst auf Rattelsdorf II. Im Endspiel wären dann der Post-SV Bamberg oder der TSV Staffelstein der Gegner. Alle haben wir in dieser Saison zwei Mal geschlagen.
Du hast lange in der 2. Liga Pro A für den TSV Breitengüßbach gespielt und wärst natürlich zweifellos auch auf dem Feld wichtig für dein Team. Wann feierst Du Dein Comeback?
Das ist aktuell kein Thema, auch wenn es natürlich in den Fingern juckt. Aber mal schau'n, was die Zukunft bringt.
Das Gespräch führte
Christian Schuberth