Für den Eppenreuther Jacob Schramm hat sich eine anstrengende Wintersaison mit 60 Rennen ausgezahlt - er gehört wohl künftig zum Jugend-Nationalkader.
Schnee an Ostern - den braucht kein Mensch mehr, selbst Skirennfahrer wie Jacob Schramm nicht. Nach einer langen Saison haben sie erst einmal genug von der weißen Pracht. Knapp 60 Rennen hat der Frankenwälder in den letzten viereinhalb Monaten absolviert - die mit Abstand intensivste Saison seiner Sportlerkarriere liegt hinter ihm. "Jetzt ruhe ich mich erst einmal noch eine Woche aus, aber dann geht es schon wieder mit dem Sommertraining weiter", sagt der Anfang des Jahres volljährig gewordene Eppenreuther (Gemeinde Grafengehaig).
Die Hatz von Skigebiet zu Skigebiet hat sich aber für Jacob gelohnt. Zwei Silbermedaillen (Super G und Kombination) und einmal Bronze (Riesenslalom) bei Deutschen Jugendmeisterschaften in der Altersklasse U18, Platz 3 in der Gesamtwertung des Deutschen Jugend-Cups, das Debüt im Europacup, dem Sprungbrett in die Weltelite, und dann auch noch die Nominierung für die Jugend-Weltmeisterschaft in Are (Schweden) - die Saison lief grandios. Und vor allem (fast) sturz- und verletzungsfrei. "Ich konnte gut Punkte für die FIS-Weltrangliste sammeln", freut sich Jacob. Am besten platziert ist er im Super G, wo er bei den Männern auf Rang 319 liegt (Abfahrt 385).
Dritter der Weltrangliste
Unter allen Deutschen in der FIS-Rangliste ist Jacob sowohl in Super G als auch in der Abfahrt die Nummer 16, aber bei der Jugend bis 18 Jahre jeweils sogar die Nummer 1. In der Super-G-Weltrangliste des Jahrgangs 1999 liegt Jacob auf dem beachtlichen 3. Platz.
Trotz seiner starken Ergebnisse ist der Frankenwälder nicht ganz zufrieden: "Mit meinen Punkten im Super G schon, aber in der Abfahrt nicht ganz." Einer der wenigen Stürze der Saison passierte Jacob unlängst beim Training zum FIS-Rennen in Davos. Da schickte ihn der Deutsche Skiverband hin, weil Jacob schon mal die Strecke kennenlernen sollte, auf der im nächsten Jahr die Jugend-Weltmeisterschaft stattfindet. Ein klares Signal, das die DSV-Trainer auf den Flachland-Tiroler aus dem Frankenwald bauen. Schwarz auf Weiß hat es Jacob zwar noch nicht, aber scheint seine Aufnahme in den Jugend-Nationalkader beschlossene Sache zu sein. Wie er gehört hat, wollte ihn Jugend-Bundestrainer Stephan Kurz, früher Trainer der deutschen Damen um Katja Seizinger, sogar schon in den B-Kader der Herren aufnehmen, der zweiten Kategorie unter den Weltcup-Fahrern. Doch weil für Jacob 2018 das Abitur ansteht, reicht ihm der C-Kader erst einmal völlig. Dem werden wohl die acht bis zwölf besten deutschen Nachwuchs-Rennfahrer im Alter bis 20 Jahren angehören. Jacob bevorzugt inzwischen die schnellen Disziplinen und wird dabei kontinuierlich schneller. In Davos fehlten ihm "nur" noch 2,37 Sekunden auf den Schweizer Beat Feuz, dem derzeit schnellsten Skirennfahrer der Welt.
Umzug zahlt sich aus
Zweifellos war der Wechsel im Herbst 2015 ans Skigymnasium Berchtesgaden der richtige Schritt, auch wenn der Eppenreuther einige Zeit gebraucht hat, sich knapp 300 Kilometer fern der Heimat einzuleben. Doch das regelmäßige Training auf den Pisten der Berchtesgadener Hausberge wie dem Götschen ist Gold wert. "Wenn ich weiter am Hempelsberg im Fichtelgebirge trainiert hätte, wären diese Erfolge sicher nicht möglich gewesen", weiß der 18-Jährige, der für den SC Bad Aibling startet.
Auch wenn er derzeit den Schnee satt hat, steckt sich Jacob schon wieder Ziele für den nächsten Winter. "Ich will in den schnellen Disziplinen unter die besten Zehn in Deutschland und bei der Jugend-WM vielleicht unter die besten 20, 25. Und natürlich erhoffe ich mir weitere Europacup-Einsätze, um noch mehr Erfahrung zu sammeln." Und wann sieht man Jacob im Weltcup? "Das wäre natürlich ein Traum. Der Weltcup ist nicht unmöglich, wird aber sicher schwer zu erreichen. Aber vor zwei Jahren war für mich der C-Kader auch noch utopisch."