Wenn BMX Freestyle Park im nächsten Jahr in Tokio erstmals olympisch ist, will auch ein junger Oberfranke um die Medaillen mitfahren.
Ein Kulmbacher Sportler bei Olympia? Das gab's noch nie. Jetzt träumt ein Radfahrer davon, der erste zu sein. Michael Meisel will im Jahr 2020 bei den Spielen in der japanischen Hauptstadt Tokio dabei sein - bei der Premiere der Disziplin BMX Freestyle Park.
Die Randsportart BMX ist schon seit 2008 olympisch - allerdings bisher nur mit der Disziplin Race, bei der um die Wette gefahren wird. 2020 in Tokio werden erstmals auch im Freestyle Park bei den Frauen und Männern olympische Medaillen vergeben.
Michi, wie er von allen gerufen wird, war jahrelang einer der besten Dirt-Contest-Fahrer Deutschlands. Doch das Springen über die großen Erdhügel ist in der BMX-Szene aus der Mode gekommen - dafür jetzt bei den Mountainbikern in. Im Jahr 2017 stieg auch der Kulmbacher eine Saison vom BMX-Rad aufs Mountainbike um, fuhr Sloopstyle. "Ich wollte mal etwas anderes machen. Außerdem gibt es keine großen BMX-Dirt-Contests mehr wie noch vor ein paar Jahren", bedauert Meisel. 2018 kehrte der Kulmbacher aufs BMX zurück, wechselte aber zur olympischen Disziplin Freestyle Park.
Viele Olympia-Skeptiker
Der olympische Ritterschlag hat aber keineswegs alle Fahrer aus der noch jungen - und betont coolen - Szene begeistert. Die Hauptkritik: Man verkaufe seine Seele an den kommerzialisierten Leistungssport. "Das ist Bullshit, denn Olympia ist das Beste, was einer Sportart passieren kann", entgegnet Michi Meisel - er rechnet sich selbst eher dem Leistunssportler-Flügel unter den Fahrern zu - mit klaren Worten. Eine gewisse Form der Unabhängigkeit haben sich aber auch die Fahrer des Olympiakaders bewahrt. "Wir sträuben uns, in Nationaltrikots zu fahren", sagt Meisel.
Seit vergangenem Jahr gehört er dem offiziellen BMX-Olympiakader des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) an, zu dem jeweils die drei besten Männer und Frauen Deutschlands zählen. Bundestrainer ist Tobias Wicke, der herausragende deutsche BMX-Fahrer der vergangenen 20 Jahre. "Er hat mich angerufen", sagt Meisel, "und ich musste nicht lange überlegen." Im Gegensatz etwa zu Felix Prangenberg (Roßbach/ Westerwald). Auch er hätte das Zeug zum Olympiafahrer gehabt, lehnte aber kategorisch ab. Dopingkontrollen und feste Trainingszeiten würden seine persönliche Freiheit einschränken und widersprächen dem Grundgedanken des BMX-Fahrens.
Startplätze sind rar
Allerdings - die Startplätze für BMX-Freestyler bei Olympia sind rar. Die beste Nation im Weltcup darf zwei Fahrer stellen, alle weiteren Länder einen. Während die deutschen Damen um Rebecca Berg (Stendal) und Lara Lessmann (Flensburg), die schon einen Weltcup gewonnen hat, gute Chancen auf ihr Olympia-Ticket haben, müssen sich die Herren noch ganz schön strecken. Denn in der Nationen-Wertung rangieren sie aktuell nur auf Platz 13 - und lediglich die besten neun Länder bekommen einen festen Olympia-Startplatz.
Michael Meisel ist derzeit nur 43. der Weltrangliste, aber dennoch optimistisch, nächstes Jahr bei Olympia dabeizusein. "Es kann funktionieren, aber es kommt auf die WM an." Im November werden bei der Weltmeisterschaft in Yhendu (China), gleichzeitig der letzte Weltcup, weitere Olympia-Tickets vergeben.