Jetzt nicht leichtsinnig werden: Kulmbacher Landratsamt zu Corona-Zahlen

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Die Protokolle des Gesundheitsamtes mit Getesteten und Kontaktpersonen füllen mittlerweile viele Ordner. Foto: Christine Fischer
Die Protokolle des Gesundheitsamtes mit Getesteten und Kontaktpersonen füllen mittlerweile viele Ordner. Foto: Christine Fischer

"Wir sind noch nicht über den Berg": Die aktuelle Zahl der Corona-Infizierten in Kulmbach bewegt sich auf einem konstant niedrigen Stand. Der Landrat und sein Krisenstab appellieren an die Vernunft der Bürger, sich auch weiter an die Regeln zu halten.

Drei Tage lang gab es keine Covid-19-Neuinfektion im Landkreis Kulmbach. Gestern Nachmittag wurden, fünf Minuten bevor die Pressekonferenz zum Corona-Update im Landratsamt begann, zwei neue positiv getestete Coronavirus-Fälle gemeldet. Aktuell sind damit 39 Personen im Landkreis infiziert. Drei davon werden im Klinikum betreut, keiner jedoch intensiv. Insgesamt gab es bis gestern Nachmittag 240 nachgewiesene Covid-19-Infektionen, davon gelten 190 Personen als wieder genesen. Elf Menschen starben an den Folgen des Corona-Virus, zuletzt am 27. April.

Es sind keine schönen Fakten, die der Landrat und die Führungsgruppe Katastrophenschutz den Medien jeden Tag präsentieren müssen. Und dennoch stimmen die aktuellen Zahlen vorsichtig optimistisch, bewegen sie sich doch auf einem stabil niedrigen Niveau. So auch der 7-Tage-Inzidenz-Wert, der "mittlerweile dritte Modebegriff seit Beginn der Pandemie nach der Verdoppelungszahl und der Reproduktionszahl", wie Landrat Klaus Peter Söllner es formulierte.

Infektionszahlen in Kulmbach weit unter Grenzwert

Der Wert ist eine Art Frühwarnsystem und meint die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage. Diese darf nicht über die Schwelle von 50 Fällen je 100 000 Einwohnern steigen. Auf die Einwohnerzahl des Landkreises Kulmbach heruntergerechnet liegt der Knackpunkt bei 35 Fällen. Warum 50 beziehungsweise 35? "Das ist ein Wert, bei dem man noch in der Lage ist, die Kontaktpersonen zurückzuverfolgen", erklärt Oliver Hempfling, Leiter des Krisenstabs am Landratsamt. Bei der Überschreitung greife ein Notfallmechanismus, bei dem es vor allem darum gehe, die Quelle einer Infektionskette zu lokalisieren und entsprechend zu reagieren, zum Beispiel im Fall einer betroffenen Pflegeeinrichtung das Besuchsrecht einzuschränken.

"Davon sind wir derzeit weit entfernt", so Klaus Peter Söllner. Stand der 7-Tage-Inzidenz gestern morgen: 13,92; mit den beiden gemeldeten Fällen vom Nachmittag liegt der Wert bei 17. Doch dem Landrat ist klar: Bei der Masse der Tests, die durchgeführt werden, "muss man nur einmal Pech haben und einen Infektionsherd mit zehn Personen erwischen, und schon ist man im kritischen Bereich".

Der Landkreis setze schon von Anfang an auf Prophylaxe durch möglichst umfangreiche Tests. Seit Beginn der Pandemie wurden nahezu 4500 Abstriche genommen, "das ist für einen Landkreis unserer Größe sehr viel", so Söllner. Das entspricht einer Quote von 6,4 Prozent. Zum Vergleich: In Bayern beträgt die durchschnittliche Testquote vier Prozent, in Südkorea, das oft als Vorbild im Kampf gegen Corona genannt wird, gar nur 1,2 Prozent.

Corona-Tests in Pflegeheimen negativ

Mit der mobilen Abstricheinheit, die seit einer guten Woche durch den Landkreis tourt, wurden mittlerweile 40 Prozent der Bewohner von Pflege-, Senioren- und Behinderteneinrichtungen getestet. "Wir haben davon inzwischen 400 Ergebnisse zurück. Kein einziger Abstrich war positiv", so der Landrat.

"Es ist eine gute Entwicklung, unsere Maßnahmen fruchten jetzt", zeigte sich auch Camelia Fiedler, die Leiterin des Gesundheitsamtes, zufrieden mit der Lage. Allerdings wolle man diesen Stand jetzt auch so halten, und daher appellierte die Amtsärztin eindringlich an alle Bürger: "Haltet Euch weiter an die Regeln."

Dass dieser Aufruf offenbar nötig ist, verdeutlichte Oliver Hempfling. So erhalte man immer montags viele Meldungen, was die Leute am Wochenende so gemacht haben. Unter anderem sei dem Landratsamt berichtet worden, dass Angehörige von fünf Familien zusammen Bier auf der Straße getrunken haben. "Vielleicht haben sie die Abstände eingehalten, aber es ist halt nicht erlaubt."

Infektionen niedrig halten: "Wir sind noch nicht über den Berg"

Jeder könne und müsse auch weiterhin seinen Beitrag dazu leisten, die Infektionszahlen im Landkreis auf diesem niedrigen Niveau zu halten. "Es infizieren sich Menschen und nicht ein Landkreis. Deshalb sind es auch die Menschen, die es in der Hand haben", so Hempfling. Er bat eindringlich darum, die Lockerungen umsichtig in Anspruch zu nehmen, denn: "Wir sind noch nicht über den Berg."