In Muckenreuth gehen nach einem Jahr Pause die Lichter wieder an. Wie wollen Enkel Bernd Seiler und seine Lebensgefährtin Sigrid Michel das Lebenswerk der legendären Betty Werner fortführen?
In den Dörfern um Neudrossenfeld funktionieren die Buschtrommeln. Es heißt: Bei der Betty Werner in Muckenreuth gehen die Lichter wieder an. Stimmt, der Enkel der legendären Gastwirtin führt die Wirtshaustradition fort. "Ja, wir wollen das Lebenswerk der Oma erhalten", betonen Bernd Seiler und seine langjährige Lebensgefährtin Sigrid Michel.
Ein Jahr war das Gasthaus Werner zu. Genügend Zeit für das Paar, um sich über seine Pläne und über die Zukunft des großen Anwesens, zu dem auch eine Pension mit zwölf Betten, etliche Nebengebäude und einige Wiesen gehören, Gedanken zu machen.
Die Entscheidung wollte wohlüberlegt sein. Beide hängen an dem Lokal, auch Michel hat schon früher gern bei der Betty mitgearbeitet. "Sie hatte eine sehr soziale Ader. Jeder, der Kummer und Sorgen hatte, konnte hierherkommen", sagt die neue Chefin.
Eine Institution
In der ganzen Gegend war Betty Werner eine Institution. 1956 eröffnete sie unweit der B 85 einen Kolonialwarenladen. "Und im Wohnzimmer fing sie mit dem Wirtshaus an", weiß der Enkel. Hochbetagt stand sie noch hinterm Tresen. Als sie 2008 mit 90 Jahren starb, übernahm Seilers Mutter Utta Hübner das Lokal und betrieb es fast zehn Jahre bis zu ihrem Tod.
In den letzten Monaten reifte bei den Nachfolgern, beide 60, die Entscheidung, noch einmal etwas Neues zu wagen. Seiler hängt seinen Job als Vertriebsingenieur für Elektromotoren in München an den Nagel. Und Michel, 37 Jahre als Bankkauffrau bei der Sparkasse beschäftigt, wird von den Gästen schon als "die neue Betty" bezeichnet.
Flair des alten Lokals erhalten
Behutsam wurde das Wirtshaus renoviert. Das Eichenholzparkett abgeschliffen und neu geölt, die Küche etwas modernisiert oder ein nostalgischer Kaugummiautomat - das Flair des alten Wirtshauses sollte erhalten bleiben. Gekocht wird vor allem fränkisch, und die Qualität wie bei der Oma ist den neuen Wirtsleuten wichtig. "Bei uns gibt's kein Pulver in der Sauce", sagt Michel, die auch selbst in der Küche steht.
Dass das Konzept ankommt, haben die zurückliegenden Wochen bewiesen. "Offiziell haben wir noch gar nicht offen, aber wir hatten am Sonntag 50 Mittagessen", sagt Seiler. Per Mundpropaganda hat sich das Comeback rumgesprochen: Am Wochenende sind hungrige und durstige Gäste in dem fränkischen Wirtshaus willkommen.